ETF-Kosten: Auf diese musst Du achten

Redakteurin

Aktualisiert: 19. Dezember 2022, 14:19 Uhr

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Wenn man von ETFs spricht, denkt man automatisch an: geringe Kosten. Das stimmt, wenn man die Indexfonds, die Du an der Börse einfach kaufen und verkaufen kannst und die ohne einen Fondsmanager auskommen, mit klassischen Investmentfonds vergleicht. Da stehen 0,2% schon mal gegen 2% Verwaltungsgebühren.

Doch wie ist das eigentlich innerhalb der Gattung ETFs mit den Kosten? Wann ist ein ETF teuer, wann „billig“? Und ist das für Dich als Anleger eigentlich entscheidend? Fährst Du immer besser, wenn Du „billige“ ETFs kaufst? Im Artikel haben wir uns einmal angeschaut, welche ETF-Kosten anfallen – und wie Du diese bewerten kannst. 

Wieso sind Kosten bei ETFs und Fonds eigentlich so wichtig?

Das kommt auf den Blick des Betrachters an. 0,5% Kosten, auch 1% Kosten für einen Fonds scheinen erstmal wenig. Doch die „Peanuts“ werden schnell größer, wenn Du Dir bewusst machst, wogegen sie antreten, nämlich den Ertrag Deiner Geldanlage.

Ein anderes Wort für Ertrag ist Rendite, also die Wertsteigerung Deiner Anlage. Sagen wir, Du hast einen Fonds, der die wichtigsten deutschen Aktien abbildet und diese sind im Jahr um 5% gewachsen. Wenn der Fonds nun 2% kostet, bleiben Dir als Rendite gerade noch 3%.

Sieh die Kosten als den Teil Deines Ertrags an, den Du an die Fondsgesellschaft abgibst, der Deine Rendite unmittelbar mindert. Während Du im Durchschnitt auf eine positive Wertentwicklung Deines weltweit ausgerichteten ETFs hoffen kannst, verlierst Du die Kosten auf jeden Fall. 

Was ist die Total Expense Ratio?

Die Total Expense Ratio ist eine der ersten Kostenarten, über die Du bei ETFs stolpern wirst. Auf Deutsch könntest Du TER mit Gesamtkostenquote übersetzen. Allerdings ist dies ein wenig irreführend. Denn die TER umfasst nicht wirklich alle Kosten eines ETFs. In der TER enthalten sind:

  • Verwaltungskosten der Fondsgesellschaft dafür, dass sie ETFs auflegt und vertreibt, sie bei einer Depotbank hinterlegt und die Informationsblätter für Anleger erstellt. 
  • Lizenzgebühren, die ein ETF-Anbieter dem Indexanbieter (zum Beispiel den deutschen Stoxx-Indizes) bezahlen muss.
  • die von Anlegern zu zahlende Mehrwertsteuer und andere kleinere Gebühren. 

Dagegen sind in der TER nicht enthalten:

  • Transaktionskosten, also Kosten für den Kauf und Verkauf von Aktien, etwa, wenn der ETF-Anbieter neues Anlegergeld investieren oder die Aktien im Fonds austauschen muss, weil sich die Zusammensetzung im Index ändert.
  • die Kosten für das Tauschgeschäft (Swap) mit der Bank bei einem synthetischen ETF (Swap-ETF).
  • mögliche Gewinne, die der ETF-Anbieter erhält, weil er Aktien aus seinem Bestand kurzfristig (und besichert) an andere Banken oder Fonds verleiht. Diese können die TER verbessern.
  • mögliche Erträge, die sich ergeben, weil ETF-Anbieter sich bestimmte Kapitalertragssteuern auf Aktiengewinne und Dividenden zurückholen können (Quellensteuern).

Mancherorts wirst Du statt TER auch den Begriff „laufende Kosten“ lesen.

Ist ein ETF mit geringer Total Expense Ratio besser?

Die intuitive Antwort lautet erst einmal: Ja. Je geringer die Kosten, umso mehr Rendite bleibt Dir. Tatsächlich ist die TER bei vielen Investoren beliebt, um ETFs zu vergleichen. Geringe Kosten sind für ETF-Anbieter umgekehrt oft ein gutes Verkaufsargument. 

Es kann aber lohnen, ETFs nicht (allein) anhand ihrer Total Expense Ratio zu messen. Denn wie im vorigen Kapitel dargelegt, können die tatsächlichen Kosten eines ETFs bisweilen von der TER abweichen – positiv wie negativ. Eine alternative Vergleichsgröße ist daher die Rendite des ETF, nachdem der Wertentwicklung alle Kosten (und Erträge) angerechnet wurden.

Vergleich der Rendite (nach Kosten)
Erinnern wir uns, dass das Ziel aller Aktien-ETFs ist, die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Aktienindex nachzuempfinden – und zwar dem Nettoindex, der Dividenden im Fondsvermögen belässt, aber Kapitalertragssteuer auf Gewinne und Dividenden (Quellensteuer) abführt.Der Netto-Index ist also die eigentliche Messlatte für ETFs.

So betrachtet wäre der ETF der „bessere“, der es schafft – nach allen Kosten und Erträgen – am nächsten an diese Index-Wertentwicklung heranzukommen. Es ist theoretisch möglich, dass ein ETF mit vergleichsweise hoher Total Expense Ratio von sagen wir 0,5%, die die Netto-Wertentwicklung des Index genau trifft, während ein günstigerer ETF mit nur 0,3% TER darunter bleibt.

Die Tabelle zeigt, wie die Renditen ausgewählter ETFs auf den MSCI World aussehen und stellt sie der Kostenquote TER gegenüber.

Kosten und Renditen von weltweiten ETFs

TER202020192018
in % pro JahrRendite in % pro Jahr1
MSCI World Nettoindex15,9028,57-9,35
Source Swap ETF (IE00B60SX394)0,1916,1028,82-9,27
Xtrackers ETF (IE00BJ0KDQ92)0,1915,9928,63-9,43
iShares ETF(IE00B4L5Y983)0,215,9528,66-9,29
Amundi Swap ETF(LU1681043672)0,3815,8328,39-9,42
Xtrackers Swap ETF(LU0274208692)0,4515,9528,75-9,38
1 Die Rendite haben wir auf der Grundlage der Wertentwicklung in US-Dollar berechnet. Stichtage zum Jahresende waren die Tage im Dezember, an denen für alle fünf ETFs Kursdaten vorlagen.
Quellen: ETF-Anbieter, MSCI, Berechnung Forbes Advisor Deutschland. Februar 2021.

Deutlich wird unter anderem, dass

  • der günstige ETF des amerikanischen Anbieters Invesco/Source (TER 0,19%) in den vergangenen drei Jahren stets besser abgeschnitten hat als der MSCI-Nettoindex. 
  • der teurere (synthetische) Xtrackers-ETF in den Jahren 2019 und 2018 seine günstigere (physische) Variante schlagen konnte. 
  • der iShares ETF trotz geringerer TER gegenüber dem Xtrackers Swap ETF (LU0274208692) keine Rendite gutmachen konnte. 

Kurzer Schwenk zum Einmaleins zu ETFs: Bei ETFs kannst Du zwischen solchen unterscheiden, die Dividenden wieder anlegen (thesaurieren) oder ausschütten. Darüber hinaus können ETF-Anbieter die eigentlichen Indexaktien nachkaufen (den Index also physisch replizieren) oder sich die Wertentwicklung von einer Bank zusagen lassen (den Index also synthetisch replizieren). Letztere ETFs werden auch Swap-ETFs genannt. 

Wonach kannst Du Deine Kaufentscheidung richten?

Um den „besten“ ETF auf einen bestimmten Index zu finden, müsstest Du theoretisch auf die TER und als „Kontrolle“ auf die Wertentwicklung nach Kosten schauen. Theoretisch. Praktisch gibt es da ein paar Einwände.

  1. Die Rendite nach Kosten zweier ETFs ist nicht immer vergleichbar. Zwar rechnen die Anbieter diese aus und Du findest sie auch auf Vergleichsseiten für ETFs. Jedoch können sich die genauen Berechnungszeiträume (Stichtage zum Jahresende) unterscheiden. Es könnte etwa sein, dass ein ETF einer US-Gesellschaft am 31.12. noch an der Börse gehandelt wird, während es für einen ETF aus Europa ggf. keinen Kurs mehr gibt. 
  1. Manche ETF-Anbieter weisen die Renditen in Euro aus, manche in US-Dollar. Weil sich die Währung nicht parallel verhält, sondern die Wechselkurse auch mal schwanken können, sind Euro- und US-Renditen nicht eins zu eins vergleichbar. 
  2. Selbst wenn sich die Renditen mehrerer ETFs vergleichen lassen (wie in unserer Tabelle) gibt es keine verlässliche Regel, die besagt, dass ein (günstiger) ETF immer am nächsten an den Index heranreicht. Selbst eine dreijährige „Erfolgsgeschichte“ wie die des Source-ETFs aus der Tabelle ist keine Garantie dafür, dass der Fonds in den kommenden drei Jahren ebenso gut vorlegt. 

Die Punkte zeigen: Den einen wirklich stets besten ETF gibt es nicht. Das heißt umgekehrt, wirklich falsch machen kannst Du mit Deiner Wahl auch nichts – sofern Du einen breit aufgestellten Index nimmst. Wichtig ist, dass Du überhaupt anfängst, Geld am Aktienmarkt anzulegen, um langfristig Vermögen aufzubauen. Daher: 

Gehe am besten ganz pragmatisch vor

  • Schau Dir auf Vergleichsseiten für ETFs (z.B. justETF, extraETF) an, was die ETFs auf einen bestimmten Index im Durchschnitt so kosten und nimm den günstigsten oder den mit einer Wertentwicklung, die zuletzt nahe am Netto-Index lag. Den Referenzindex (Benchmark) kannst Du Dir oft mit anzeigen lassen.
  • Nimm den Index, der an der Börse Frankfurt (Xetra) am meisten nachgefragt ist. Hier weißt Du, dass eine ganze Reihe professioneller Anleger dieselbe Entscheidung treffen wie Du. Bei den ETFs auf den MSCI World lag zuletzt der ETF von iShares (IE00B4L5Y983) deutlich vorn. Eine aktuelle Statistik findest Du auf der Internetseite der Börse. 
  • Nimm den ETF, den es bei Deinem Depot-Anbieter günstig zu kaufen gibt. Die Orderkosten sind vor allem entscheidend, wenn Du regelmäßig kleinere Raten investierst, also einen Sparplan führst. Bei manchen Depots gibt es bestimmte ETFs dauerhaft oder zumindest einen ganze Weile lang kostenlos. 

Was solltest Du zu den Steuern wissen?

Zum Glück ist die steuerliche Behandlung von Investmentfonds und damit auch ETFs seit 2018 einheitlich geregelt. Es ist seither egal, ob ein ETF etwa in Luxemburg, Irland und Deutschland aufgelegt ist, ob er Dividenden anspart oder ausschüttet oder physisch oder synthetisch gebaut ist. Du hast steuerlich keinen Nachteil.

Zur Besteuerung selbst: Seit 2019 führt Deine Depotbank einmal pro Jahr eine sehr geringe Steuerpauschale an den Fiskus ab. Sie berechnet sich nach einer Formel und hängt unter anderem an einem Zinssatz, der aktuell bei nahe Null ist (sog. Basiszins). Vorab Steuern zahlst Du nur, wenn Dein ETF über das Jahr Gewinn gemacht hat – und auf Dividenden.

Abgeltungssteuer beim Verkauf
Weitere Steuern kommen auf Dich zu, solltest Du Deine ETFs irgendwann mit Gewinn verkaufen. Dann greift die sogenannte Abgeltungssteuer, sie macht 25% Deines Gewinns aus, dazu kommen (auch weiterhin) der Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. Vorab bezahlte Pauschalen werden beim Verkauf aber angerechnet. 

Bleibst Du mit Deinen Aktienerträgen im Jahr unter 801 Euro (für Singles), zahlst Du weder Steuerpauschale noch Abgeltungssteuer. So hoch ist nämlich der Freibetrag für Kapitalerträge. Um ihn zu nutzen, musst Du bei Deinem Depotanbieter einen sogenannten Freistellungsauftrag bis zu dieser Höhe einrichten. Das geht meist mit wenigen Klicks.

Das kannst Du aus dem Text mitnehmen

Fondskosten mindern die Rendite Deiner Geldanlage unmittelbar. ETFs sind dafür bekannt, sehr günstig zu sein: Die Gesamtkosten, englisch Total Expense Ratio (TER), liegen oft nur bei wenigen Zehntel Prozent. ETFs sind daher ein gute Wahl für Börseneinsteiger. 

Auf der Suche nach dem „besten ETF“ kannst Du einen Blick auf die TER werfen. Sie führt Dich aber nicht immer automatisch zum Fonds mit der besten Wertentwicklung (nach Kosten und Erträgen). Da es nicht so einfach ist, ETFs und deren Wertentwicklung gegenüberzustellen, solltest Du pragmatisch vorgehen.

Schaue, ob die TER im Durchschnitt liegt und kontrolliere im Zweifel die Wertentwicklung. Alternativ wähle einen ETF, den viele andere Anleger nachfragen oder den Du günstig bei Deinem Depotanbieter bekommst. Am Ende kannst Du dabei wenig falsch machen.

Steuern fallen auf Wertgewinne und Dividenden an, einmal pro Jahr pauschal und ansonsten dann, wenn Du ETFs verkaufst. Vergiss daher nicht, beim Depotanbieter einen Freistellungsauftrag einzustellen. Erträge bis 810 Euro (für Singles, bei Verheirateten das Doppelte) sind steuerfrei. 

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