Value Investing: Investieren wie Warren Buffett

Redakteur

Veröffentlicht: 28. November 2022, 12:00 Uhr

Sara Zinnecker
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Value Investing ist eine Strategie, bei der Investoren versuchen, Aktien, Anleihen, Immobilien oder andere Vermögenswerte zu einem Preis zu kaufen, der unter ihrem Wert liegt. Anleger, die Value Investing verfolgen, lernen, den inneren Wert von Vermögenswerten zu erkennen und zu warten, bis die Preise „niedrig genug“ sind.

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In diesem Artikel befassen wir uns ausführlich mit Value Investing, seiner Geschichte, der Messung des inneren Wertes und den Alternativen zum Value Investing.

Was ist Value Investing?

Value-Investing ist nicht mehr und nicht weniger als der Kauf von Wertpapieren, die gerade „im Angebot“ („on sale“) sind.

Die Ursprünge des Value Investing gehen auf die Forschungen von Benjamin Graham und David Dodd in den 1920er Jahren zurück, als beide Männer an der Columbia Business School lehrten. Viele der Konzepte des Value Investing sind in ihrem Buch „Security Analysis“ und in Grahams Buch „The Intelligent Investor“ beschrieben. Warren Buffett, der erfolgreichste Praktiker des Value Investing, war ein Schüler Grahams an der Columbia.

Value Investing geht von der Prämisse aus, dass ein Anleger, der Aktien eines Unternehmens kauft, einen Teil des Unternehmens besitzt. Das mag zwar offensichtlich erscheinen, aber viele Anleger „spielen den Markt“, ohne sich um die zugrunde liegenden Fundamentaldaten der Unternehmen zu kümmern, die sie besitzen.

Wie ein Unternehmenseigentümer sollte der Anleger die Jahresabschlüsse der Unternehmen auswerten, um deren inneren Wert zu beurteilen. Diese Art der Bewertung wird als Fundamentalanalyse bezeichnet.

Der innere Wert ist selten eine einzige Zahl. Aufgrund der vielen Annahmen, die in die Bewertung eines komplexen Unternehmens einfließen, liegt der innere Wert oft in einer Spanne. Dieser Mangel an Präzision sollte einen Investor nicht beunruhigen.

Um es mit den Worten Buffetts zu sagen: „Es ist besser, ungefähr richtig zu liegen als genau falsch“. Value-Investoren ziehen es in Betracht, in ein Unternehmen zu investieren, dessen Kurs auf oder unter seinem inneren Wert liegt.

Wie man den inneren Wert berechnet

Um den inneren Wert eines Unternehmens zu berechnen, muss der heutige Wert (sogenannter Barwert) der zukünftigen regelmäßigen Einnahmen (Cashflows) eines Unternehmens ermittelt werden. Dazu ist erforderlich, die zukünftigen Cashflows zu schätzen und den Zinssatz zu bestimmen, der zur Ermittlung des Barwerts dieser Cashflows verwendet werden soll. Angesichts dieser Annahmen ist es leicht zu verstehen, warum der innere Wert oft eher eine Spanne als eine genaue Zahl ist.

Buffett nannte den inneren Wert den „einzig logischen Ansatz“, um die relative Attraktivität von Investitionen und Unternehmen zu bewerten.

„Der innere Wert lässt sich ganz einfach definieren: Er ist der abgezinste Wert des Geldes, das während der verbleibenden Lebensdauer eines Unternehmens entnommen werden kann”, schrieb er.

Es gibt eine Reihe von Indikatoren, anhand derer man feststellen kann, ob ein Unternehmen unter seinem inneren Wert verkauft wird. Auch wenn man sich auf keine dieser Kennzahlen blind verlassen sollte, können sie doch ein hilfreicher Ausgangspunkt sein.

Bestimmung des inneren Wertes mit dem Kurs-Buchwert-Verhältnis

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) vergleicht den Aktienkurs eines Unternehmens mit seinem Buchwert pro Aktie. Der Buchwert je Aktie ist das Nettovermögen des Unternehmens (also die Vermögenswerte minus das Kapital, Aktiva minus Passiva) geteilt durch die Anzahl der ausstehenden Aktien. In manchen Fällen schließen Investoren bestimmte immaterielle Vermögenswerte (z.B. den Firmenwert) von der Berechnung des PB-Verhältnisses aus.

Theoretisch bedeutet jeder Wert unter 1,0, dass die Aktien eines Unternehmens zu einem Preis verkauft werden, der unter dem Nettowert des Unternehmens liegt. Heute werden einige Banken unter ihrem Buchwert gehandelt, während einige Wachstumsunternehmen mit einem Vielfachen ihres Nettovermögens gehandelt werden.

Es gibt jedoch kein einheitliches Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), das Wert- und Wachstumsinvestitionen voneinander unterscheidet, da sich diese Zahlen im Laufe der Konjunkturzyklen ändern. Wenn die Aktienkurse steigen, steigt das Kurs-Buchwert-Verhältnis, und wenn die Kurse fallen, sinkt auch das Verhältnis.

Bestimmung des inneren Wertes mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vergleicht den Aktienkurs eines Unternehmens mit seinem Jahresgewinn. Ein KGV von 15 bedeutet zum Beispiel, dass es 15 Jahre dauert, bis der aktuelle Gewinn des Unternehmens die Kosten der Aktie ausgleicht.

Je niedriger das KGV ist, desto eher gilt das Unternehmen als Value-Aktie. Es gibt zwar keinen festen Wert, der eine Aktie automatisch als Wertanlage qualifiziert, aber das KGV sollte niedriger sein als das durchschnittliche KGV des gesamten Marktes.

Wie beim Kurs-Gewinn-Verhältnis solltest du auch hier bedenken, dass ein niedrigeres KGV nicht bedeutet, dass ein Unternehmen eine gute Investition ist. Diese Kennzahlen sind ein Ausgangspunkt für weitere Analysen.

Alternativen zum Value Investing

Value Investing ist nicht der einzige Ansatz für die Aktienauswahl. Die vielleicht wichtigste Alternative ist das Growth Investing. Während Value Investing nach Unternehmen sucht, deren Aktien im Verkauf stehen, sucht Growth Investing nach Unternehmen, die viel schneller wachsen als die meisten anderen Unternehmen.

Während ein Value-Investor auf ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KBV) achtet, interessiert sich ein Growth-Investor mehr dafür, wie schnell ein Unternehmen seine Umsätze und Gewinne steigert. Tatsächlich haben viele Wachstumsunternehmen astronomisch hohe KGVs und KBVs.

Im Laufe der Zeit können beide Ansätze die durchschnittlichen Marktrenditen übertreffen. Auf dem aktuellen Markt haben Wachstumsinvestitionen seit einigen Jahren besser abgeschnitten als Wertinvestitionen. Das lässt sich am deutlichsten an den Renditen von Unternehmen wie Amazon, Apple und Tesla ablesen. In der Vergangenheit gab es jedoch auch lange Zeiträume, in denen Value-Investing besser abgeschnitten hat.

Neben Value-Investing und Growth-Investing gibt es auch Alternativen, bei denen die Fundamentalanalyse völlig außer Acht gelassen wird. Diejenigen, die einen Ansatz der technischen Analyse verfolgen, nutzen zum Beispiel vergangene Marktdaten, um zukünftige Marktpreise vorherzusagen. Auch Daytrader verlassen sich eher auf kurzfristige Marktschwankungen als auf eine Bewertung des inneren Wertes.

Zudem gibt es auch die Anhänger der sog. Markteffizienzhypothese (efficient-market hypothesis). Demnach lässt sich durch aktives Fondsmanagement und gezielte Auswahl von Aktien (Stock Picking) nach Kosten systematisch keine Überrendite erzielen.

Value Investing mit Investmentfonds

Investmentfonds können Anlegern die Möglichkeit bieten, wertorientiert zu investieren. Die meisten großen Fondsgesellschaften bieten sowohl aktiv verwaltete als auch passiv verwaltete (d.h. ETFs) Value-Fonds an. Der Vanguard Value Index Fund Admiral Shares (VVIAX) zum Beispiel investiert in wertorientierte Unternehmen. Ein einfacher Vergleich dieses Fonds mit dem Vanguard Growth Index Fund Admiral Shares (VIGAX) verdeutlicht den Unterschied zwischen diesen beiden Anlageansätzen.

Die Aktien des Value-Fonds haben ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,1. Das durchschnittliche KGV des Growth-Fonds liegt bei 38,8. Ebenso liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Value-Fonds bei 2,1, während das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Growth-Fonds 8,2 beträgt.

Wie bereits erwähnt, haben Wachstumsfonds in den letzten Jahren besser abgeschnitten als Value-Fonds, was sich auch in der 10-Jahres-Performance dieser beiden Fonds widerspiegelt. Der Value-Fonds hat eine durchschnittliche Rendite von 10,91 Prozent erzielt, während der Growth-Fonds eine Rendite von 16,79 Prozent erreicht hat.

Man sollte diese Daten jedoch nicht dahingehend interpretieren, dass Wachstumsinvestitionen gegenüber Wertinvestitionen bevorzugt werden. Beide werden ihren Platz an der Sonne haben. Wenn man nach einer Mischung aus diesen beiden Anlagestilen sucht, bietet sich ein S&P 500 Indexfonds an.

Schlussgedanken

Value Investing ist ein solider Ansatz, um Vermögen aufzubauen. Er konzentriert sich auf die fundamentale Analyse eines Unternehmens und die Berechnung seines inneren Wertes. Auf dieser Grundlage versuchen Value-Investoren, solide Unternehmen zu ihrem inneren Wert oder darunter zu kaufen. Das ist jedoch nicht der einzige solide Ansatz, den ein Anleger verfolgen kann.

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