Kfz-Versicherung trotz Schufa: Ohne Bonität zur Versicherung

Mit schlechtem oder mäßigem Schufa-Score hat man es bei Vertragsabschlüssen meist schwer. Denn an der Schufa machen viele die Kreditwürdigkeit (Bonität) eines Vertragspartners fest. Aber keine Sorge. Auch mit negativer Bonität kannst Du eine Kfz-Versicherung abschließen. Wie das geht, erfährst Du hier.

Ist eine Kfz-Versicherung ohne Schufa-Prüfung möglich?

Das ist in der Regel nicht möglich. Für Versicherer ist es wichtig, über die Bonität ihrer Kunden Bescheid zu wissen, um deren Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit beurteilen zu können. Auf Nachfrage bei mehreren Versicherern wurde uns bestätigt, dass meist eine Bonitätsprüfung durchgeführt wird. Lediglich bei Bestandkunden verzichten einige Versicherer darauf, die Bonitätsprüfung zu erneuern.

Möchtest Du online einen Vertrag abschließen, hast Du unserer Recherche nach meist nicht die Möglichkeit, die Schufa-Prüfung zu verweigern. Entweder es gibt nur einen Hinweis darauf, dass bei Antrag geprüft wird, oder Du kannst den Antrag gar nicht erst abschicken, wenn Du der Schufa-Prüfung nicht zustimmst.

Möchtest Du dennoch die Schufa-Prüfung verweigern, solltest Du bei der Versicherung direkt nachfragen, ob das möglich ist. Womöglich hat das aber den selben Effekt wie eine schlechte Bonität: Du bekommst je nach Versicherung lediglich die gesetzlich verpflichtende Kfz-Haftpflichtversicherung und keine Teil- oder Vollkasko.

Wie die Schufa einen Vertragsabschluss beeinflusst

Die Bonitätsauskunft ist das „alles oder nichts“-Kriterium der Kfz-Versicherer. Denn sie wollen wissen, ob Du Deine Beiträge regelmäßig und pünktlich zahlen kannst. Meist holen sich die Versicherer diese Auskunft über die Kreditauskunftei Schufa ein. Dort finden sie etliche Daten über Deine Kreditwürdigkeit.

Schätzt Dich die Versicherung anschließend als zuverlässigen und – vor allem – sicheren Fahrer ein, kannst Du mit günstigeren Beiträgen rechnen. Deine Versicherung kann sich dafür auch bei früheren Versicherern erkundigen.

Schufa-Auskunft für die Autoversicherung: Was wird abgefragt?

Schufa ist die Kurzform von „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“. Sie beurteilt die Kreditwürdigkeit einer Person mit einem Score (1 für sehr schlecht bis 100 für sehr gut). Mit der Schufa lässt sich feststellen, ob jemand eine gute Zahlungsmoral vorweist und in der Lage ist, beispielsweise einen Kredit aufzunehmen oder einen Vertrag mit regelmäßigen Zahlungen abzuschließen.

Diese Daten speichert die Schufa:

• Persönliche Informationen
• Laufende Kredite und Verträge
• Kontoeröffnungen und Kundenkonten
• Mahnungen
• Nicht geleistete Forderungen (zum Beispiel offene Rechnungen)
• Mögliche Angaben zur Privatinsolvenz
• Haftbefehle

Mit der Bonitätsprüfung wollen sich Versicherungen vor hohen Kosten absichern. Daher überprüfen sie Deine Zahlungsfähigkeit und auch Deine Zuverlässigkeit, wenn es um regelmäßige Zahlungen geht. Außerdem geht es ihnen darum, abwägen zu können, ob Du ein sicherer Fahrer bist. Personen mit schlechter Schufa fahren laut FinanceScout24 beispielsweise häufig ältere Autos, die je nach Typklasse statistisch gesehen öfter in Unfälle verwickelt sind. Unter dem Absatz „Auf die Typklasse achten“ erfährst Du mehr darüber.  

Welche Einschränkungen kann es bei einer Kfz-Versicherung trotz schlechter Schufa geben?

Ist Deine Bonität schlecht, weil Du beispielsweise Rechnungen mehrfach nicht bezahlt hast, können Einschränkungen bei der Kfz-Versicherung auf Dich zukommen. Ob es Einschränkungen gibt und wie diese aussehen, hängt von der Versicherung ab.

Mit diesen Einschränkungen musst Du ggf. rechnen:

• Du musst auf Teil- oder Vollkasko verzichten.
• Du bekommst keinen Zweitwagenrabatt.
• Zusätzliche Vertragsklauseln (zum Beispiel bei grober Fahrlässigkeit) entfallen.
• Der Haftpflicht-Tarif könnte teurer sein, als einer mit positiver Schufa.

Einige Versicherungen decken bei schlechter Schufa im Schadensfall auch nur das gesetzliche Minimum an. Das sind:

• Bei Personenschäden: 7,5 Millionen Euro
• Bei Sachschäden: 1,2 Millionen Euro
• Bei Vermögensschäden: 50.000 Euro

Manche Versicherungen bieten allerdings auch höhere Versicherungssummen (auch Deckungssummen genannt) an. Daher ist es wichtig, dass Du Dich im Vorfeld ausreichend informierst und verschiedene Versicherungen vergleichst. Es gibt auch Versicherungen, bei denen Du mit schlechter Schufa höhere Versicherungssummen und sogar Teil- oder Vollkasko bekommst.

Wann bekommst Du keine Kfz-Versicherung mehr?

Die gesetzlich verpflichtende Kfz-Haftpflichtversicherung steht Dir in allen Fällen zu und kann von keinem Versicherer verweigert werden. Im §1 des Pflichtversicherungsgesetzes ist geregelt, dass ein Auto nur mit Kfz-Haftpflichtversicherung überhaupt auf der Straße gefahren werden darf.

Allerdings gibt Gründe, weshalb Dich Versicherer bei der Teil- und Vollkasko sowie anderen Boni ablehnen können.

Frühere Zahlungsschwierigkeiten

Hast Du eine schlechte Zahlungsvergangenheit und bist finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen (beispielsweise bei offenen Rechnungen oder Krediten), wirkt sich das negativ auf Deine Kreditwürdigkeit aus. Gleiches gilt bei Privatinsolvenz oder einer eidesstattlichen Versicherung.

Die eidesstattliche Versicherung wurde früher Offenbarungseid genannt und schließt beispielsweise an einer gänzlich oder teilweise erfolglosen Zwangsvollstreckung an. Bei der eidesstattlichen Versicherung musst Du Auskunft über Deine Vermögenswerte leisten.

Frühere Schäden

Hast Du bereits einige Unfälle gebaut und diese bei Deiner alten Versicherung gemeldet, kann die neue Versicherung das als Ablehnungsgrund nennen. Falsche Angaben helfen Dir hier allerdings nicht weiter, sondern Du riskierst, im HIS als Risikokunde vermerkt zu werden. Das HIS ist das „Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft“, das alle Versicherungen einsehen können – es gilt als „schwarze Liste“. Punkte in Flensburg mindern Deine Chance auf eine gute Versicherung dagegen in der Regel nicht.

Versicherer kündigte in der Vergangenheit

Eine Versicherung darf Dich ablehnen, wenn Dir früher bereits von einem anderen Versicherungsanbieter aufgrund schlechter Zahlungsmoral gekündigt wurde.

Tipps für einen Wechsel der Autoversicherung trotz Schufa-Eintrag

Auch mit Schufa-Eintrag kannst Du Deine Autoversicherung selbstverständlich wechseln. Ganz allgemein muss dies bis zum 30. November eines Jahres geschehen – dieses Datum gilt als Stichtag. Allerdings solltest Du Dich vorher schon ausführlich erkundigen, um nicht auf den letzten Drücker in Stress zu geraten.

Versicherung vergleichen

Lasse Dich nicht auf den erstbesten Versicherer ein, sondern nimm Dir ausreichend Zeit, um Dich über die verschiedenen Versicherungen zu informieren. Die Deckungssummen können je nach Versicherer variieren, und bei einigen Versicherungen bekommst Du auch mit schlechter Schufa eine Teil- oder Vollkaskoversicherung.

Auf Nachfrage bei verschiedenen Versicherungen haben uns beispielsweise die DEVK, R+V und Verti bestätigt, dass auch Menschen mit schlechter Bonität eine Voll- und Teilkaskoversicherung bekommen. Bei der Signal Iduna und der Versicherungskammer Bayern wird das im Einzelfall entschieden. Es lohnt also, bei den Versicherungen direkt nachzufragen. Unser Kfz-Versicherungsvergleich hilft Dir weiter, eine günstige Versicherung zu finden.

Jahres- oder Halbjahresbeitrag in Vorkasse zahlen

Auch wenn es auf den ersten Blick sehr teuer wirkt, sind jährliche oder halbjährliche Zahlungen in Vorkasse günstiger als monatliche Raten. Außerdem hast Du mit negativer Schufa meist schlechte Karten, wenn es um die Zahlungszeiträume geht. Viele Versicherer nehmen Dich nur unter Vertrag, wenn Du den Beitrag jährlich oder ggf. halbjährlich in Vorkasse leistest. Mit dieser Vorgehensweise wollen sie sich ihr Geld sichern.

Einige Versicherungen verzichten aber auch auf Vorkasse. Beispielsweise gab die R+V auf Nachfrage an, keine Zahlung im Voraus zu verlangen.

Auf die Typklasse achten

Möchtest Du ein neu gekauftes Auto versichern und hast zusätzlich eine schlechte Schufa, dann achte beim Kauf möglichst auf eine niedrige Typklasse. Je niedriger die Typklasse, desto niedriger schätzt die Versicherung auch das Risiko ein, dass sie für einen Schaden zahlen muss. Dadurch ist der Beitrag geringer und Du kannst ihn vielleicht einfacher in Vorkasse zahlen.

Autos mit einem (zumindest statistisch gesehen) hohen Risiko für Unfälle oder Sachbeschädigung werden in höhere Typklassen eingeteilt, da sie der Versicherung möglicherweise teurer kommen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat dazu ein Typklassenverzeichnis veröffentlicht. Dort kannst Du herausfinden, in welcher Typklasse Dein Wagen bei der Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko landet.

Alternative: Auto über eine andere Person versichern

Versicherst Du Dein Auto über eine andere Person (zum Beispiel ein Familienmitglied mit guter Schufa), kannst Du von höheren Deckungssummen und einer Teil- oder Vollkasko profitieren. Wichtig ist jedoch, dass Du in den Fahrerkreis eingetragen wirst. Ansonsten fährst Du das Auto unversichert.

Um den Beitrag zu reduzieren, kannst Du eine Selbstbeteiligung vereinbaren. Selbstbeteiligung bedeutet, dass Du die Kosten für einen Schaden bis zu einem bestimmten Betrag selbst begleichst.

Liegt Deine Selbstbeteiligung beispielsweise bei 500 Euro, es entsteht jedoch ein Schaden von 1.000 Euro, zahlen Du und Deine Versicherung jeweils die Hälfte.

Möchtest Du Deine Schadenfreiheitsklasse erhöhen, musst Du das Auto auf Dich anmelden. Andernfalls werden die unfallfreien Jahre der Person, auf die das Auto versichert ist, gutgeschrieben.

Das kannst Du aus dem Text mitnehmen

Versicherer verlangen in der Regel eine Bonitätsauskunft. Du hast das Recht, dem Versicherer die Schufa-Einsicht zu verweigern, allerdings musst Du dann damit rechnen, dass Dir kein Vertrag angeboten wird.

Bei schlechter Schufa stehst Du nicht automatisch ohne Versicherung da. Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist gesetzlich verpflichtend (§1 des Pflichtversicherungsgesetzes). Versicherer nehmen Dich oft in bestimmte Basis-Tarife auf, die in der Regel die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen – manchmal aber auch darüber hinausgehen. Es kann aber sein, dass du vergleichsweise mehr zahlen musst, als der selbe Tarif mit positiver Schufa kosten würde. Bei manchen Versicherungen kannst Du trotz schlechter Schufa auch eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abschließen.

Alternativ kannst Du das Auto über eine andere Person versichern und Dich als Fahrer eintragen lassen. Jedoch erhöht sich dadurch lediglich die Schadenfreiheitsklasse des eingetragenen Fahrers, da das Auto auf diesen angemeldet ist.

Bei schlechter Schufa ist der Wechsel der Kfz-Versicherung möglich. Um günstig wegzukommen, solltest Du nicht den erstbesten Anbieter nehmen, sondern verschiedene Angebote vergleichen. Außerdem kannst Du auf die Typklasse Deines Autos achten und (halb-)jährliche Vorauskasse als Zahlungsart anbieten, um Dich für Versicherer trotz des negativen Schufa-Eintrags attraktiver darzustellen.