Lohnt sich Glasfaser-Internet?

Redakteur

Aktualisiert: 02. Juni 2023, 12:59 Uhr

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Wenn die Videokonferenz stottert oder die Netflix-Serie hängt, kann ein Glasfaseranschluss Abhilfe schaffen. Vor allem in ländlichen Gebieten ist Glasfaser-Internet oftmals deutlich schneller als die Alternativen. Doch die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss überhaupt zu bekommen, gibt es nicht immer.

In der Regel müssen sich mindestens 30 bis 40 Prozent der Bewohner eines Ortes für Glasfaser entscheiden. Erst dann rücken die Bagger an und Techniker verlegen die Kabel bis ins Haus. Meist sind dazu Mitarbeiter von Deutsche Glasfaser, der Telekom oder anderen Anbietern vor Ort und sammeln Unterschriften – für sogenannte Vorverträge. Solltest Du unterschreiben?

Wir beleuchten im Artikel die Vorteile und Nachteile von Glasfaser-Internet und schauen uns auch die Kosten an. Damit Du die bestmögliche Entscheidung treffen kannst – egal, ob als Mieter oder Eigenheimbesitzer. Weiter unten findest Du auch eine Übersicht, welche Anbieter in welchen Regionen den Ausbau übernehmen.

Was ist Glasfaser – und warum ist es besser als normales DSL?

Glasfaserkabel übertragen Daten nicht als elektrische Signale (wie viele andere Kabel), sondern in Form von Licht. Das geht viel schneller und ist viel weniger störanfällig als die klassischen Kupferkabel. Dennoch sind die meisten Gebäude in Deutschland heute noch mit Kupfer ans Internet angeschlossen. 

Wahrscheinlich sagt Dir DSL etwas (manchmal auch ADSL genannt). Bei DSL bestehen weite Teile der Kabelstrecke bis zu Deinem Haus aus Kupfer. Das Internettempo ist bei dieser Methode auf 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) begrenzt. Für Familien oder wenn Du das Internet beruflich nutzt, ist das schon sehr knapp bemessen.

Für die Weiterentwicklung VDSL hat man leistungsstarke Glasfaserkabel bis zum Verteilerkasten gelegt (Fiber To The Curb, FTTC). Das sind die grauen Kästen am Straßenrand (Curb = Bordstein), hast Du bestimmt schon mal gesehen. Nur noch die letzten Meter vom Verteilerkasten zum Haus sind Kupferkabel. Damit lässt sich das Tempo auf bis zu 50 Mbit/s steigern. (Mit „Vectoring“ geht es noch schneller, mehr dazu unten.)

Wenn wir hier von einem Glasfaseranschluss reden, meinen wir: Das Glasfaserkabel führt bis zum Gebäude (Fiber To The Building, FTTB), bis in Dein Haus oder in Deine Wohnung (Fiber To The Home, FTTH). Auch die sogenannte letzte Meile besteht dann aus Glasfaser. Dafür müssen im Zweifel Bauarbeiter und Techniker bei Dir anrücken und das neue Kabel verlegen. 

Mit reiner Glasfaser ist Dein Internet dann bei vielen Anbietern bis zu 1.000 Mbit/s schnell – oder 1 Gigabit. Technisch ist sogar noch viel mehr möglich, doch derzeit sehen die Glasfasernetzbetreiber offenbar noch keinen Grund, warum jemand eine höhere Geschwindigkeit benötigen könnte. Das kann sich in Zukunft aber ändern.

Empfehlung: Wie schnell muss mein Internet 2023 sein?

SinglePaar Familie/WG
Surfen, E-Mails10 Mbit/s16 Mbit/s25 Mbit/s
Filme/Serien in Ultra-HD (4K)25 Mbit/s50 Mbit/s100 Mbit/s
Gaming (Blockbuster-Titel mit großen Updates)50 Mbit/s100 Mbit/s200 Mbit/s
Homeoffice mit großen Datenmengen (z. B. Grafiker, Filmemacher)200 Mbit/s400 Mbit/s500 Mbit/s
Quelle: Empfehlung Forbes Advisor Deutschland. Januar 2023.

Glasfaser-Internet im Vergleich zum Turbo-DSL „Vectoring“

Experten sind sich einig: Dem Glasfasernetz gehört die Zukunft. Warum sind in Deutschland dann erst so wenige Internetanschlüsse mit Glasfaser ausgestattet?

Das liegt unter anderem daran, dass vor allem die Deutsche Telekom lange Zeit damit beschäftigt war, noch das Letzte an Leistung aus den alten Kupferleitungen rauszuholen – anstatt sich auf den Glasfaserausbau zu konzentrieren. Dafür mussten die Verteilerkästen mit der sogenannten Vectoring-Technik nachgerüstet werden (und später mit „Super-Vectoring“).

Das sind spezielle Verfahren, um die Störungen in den Kupferleitungen zu reduzieren. Damit sind heute für viele Millionen Haushalte 100 bis 250 Mbit/s möglich – technisch durchaus beeindruckend und derzeit eine ordentliche Geschwindigkeit. Doch in ein paar Jahren wahrscheinlich schon wieder veraltet. Mittlerweile hält auch die Telekom Glasfaser für die Netztechnik der Zukunft und investiert massiv in den Ausbau.

Vergleich der Anschlussarten am Beispiel Telekom

Anschlussarten am Beispiel Telekom
Quelle: Infografik der Deutschen Telekom

Ist ein TV-Kabelanschluss genauso gut wie Glasfaser?

Außerdem muss man sagen, dass es in Deutschland ein glasfaserähnliches Netz gibt, an das weitere rund 17 Millionen Haushalte angeschlossen sind: über TV-Kabelanschlüsse. Ursprünglich war das Kabelnetz für den Fernseh- und Radioempfang vorgesehen, es ist aber über die Jahre für Telefon und Internet aufgerüstet worden. Das Kabelfernsehnetz liegt vor allem in Ballungsräumen, auf dem Land gibt es hingegen kaum TV-Kabelanschlüsse.

Beim Kabel-Internet führt die Glasfaser bis zum Gebäude, innerhalb geht es mit sogenannten Koaxialkabeln weiter. Diese sind schneller als Kupferkabel, aber nicht so schnell wie Glasfaser. Ein solches Netz nennt man auch Hybrid Fiber Coax (HFC). Es ermöglicht ein Internettempo von derzeit bis zu 1.000 Mbit/s – im Idealfall also genauso schnell wie reine Glasfaseranschlüsse. 

Allerdings nur im Download, also beim Surfen im Internet, Streamen von Videos oder Herunterladen von Dateien. Sollen größere Dateien verschickt werden – was vor allem für berufliche Anwendungen wichtig sein kann – ist auch das Upload-Tempo relevant. Und dabei ist Glasfaser bereits heute bis zu 10-mal schneller als TV-Kabel.

Arten von Internetanschlüssen im Überblick

Max. Download-Tempo (Mbit/s)Max. Upload-Tempo (Mbit/s)Technik
DSL / ADSL161Kupferkabel
VDSL5010Glasfaser bis zum Verteilerkasten, danach Kupferkabel
VDSL mit Vectoring10040Glasfaser bis zum aufgerüsteten Verteilerkasten, danach Kupferkabel
VDSL mit Super-Vectoring25050Glasfaser bis zum aufgerüsteten Verteilerkasten, danach Kupferkabel
TV-Kabelanschluss1.00050Glasfaser bis zum Haus, Koaxialkabel im Gebäude
Glasfaser (FTTH)oft bis 1.000, potenziell mehroft bis 500, potenziell mehrGlasfaser bis in jede Wohnung
Quelle: Recherche Forbes Advisor Deutschland. Januar 2023.

Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland

Der Glasfaserausbau in Deutschland ist auch heute noch in vollem Gange. Erst 7,1 Prozent der Breitbandanschlüsse waren Ende 2021 mit Glasfaser ausgestattet. Das ist zwar fast doppelt so viel wie in den Jahren davor, aber immer noch wenig. Zum Vergleich: Frankreich hat 46 Prozent Glasfaser-Internet, im Durchschnitt der entwickelten Länder (OECD-Staaten) liegt der Anteil bei knapp 35 Prozent. Noch schlechter als Deutschland kommen unter den OECD-Staaten beispielsweise Österreich und das Vereinigte Königreich beim Glasfaserausbau voran.

Welche Anbieter kann ich an meinem Wohnort für Glasfaser-Internet nutzen?

Der größte Glasfasernetzbetreiber in Deutschland ist die Deutsche Telekom mit über 650.000 Kilometern Glasfasernetz. Weitere große Anbieter sind Deutsche Glasfaser, O2, EWE, Vodafone und 1&1. Je nachdem, wo Du wohnst, könnte es aber auch sein, dass ein kleinerer regionaler Anbieter Deinen Wohnort mit Glasfaser erschlossen hat oder erschließen will. Ein paar Beispiele:

  • Bayern: In weiten Teilen Bayerns ist das Glasfasernetz von M-Net vertreten. Bereits seit 1996 treibt das Unternehmen den Ausbau voran. Hinter M-Net stehen verschiedene Unternehmen aus der Energiebranche, unter anderem die Stadtwerke München, Erlangen und Augsburg. 

  • Berlin und Brandenburg: In der Bundeshauptstadt ist DNS:NET mit einem eigenen Glasfasernetz vertreten. Auch in Brandenburg baut das Unternehmen sein Netz aus – ebenso wie der Energieversorger EWE. Laut eigener Aussage fokussiert sich das Unternehmen DNS:NET besonders auf Regionen, in denen bisher kein schnelles Internet vorhanden ist. 

  • Hessen: In Hessen ist Netcom Kassel der Hauptkonkurrent der Deutschen Telekom in Sachen Glasfaser – aber auch M-Net ist aufstrebend. In Marburg betreiben auch die Stadtwerke ein Glasfasernetz. 

  • Niedersachsen: In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind vor allem EWE, NetCologne (bzw. NetAachen) Konkurrenten zur Deutschen Telekom.

  • Nordrhein-Westfalen: In Köln und Aachen ist NetCologne bzw. NetAachen der größte Konkurrent zur Telekom. Bereits seit 2006 arbeitet das Unternehmen am Glasfaserausbau in den beiden Städten. In und um Bielefeld bietet Bitel Glasfaserleitungen an.

  • Saarland: Das saarländische Ministerium arbeitet „mit Hochdruck am Gigabitausbau“. Daran beteiligt haben sich bisher die Unternehmen Energis, GlasfaserPlus, Deutsche Glasfaser und Vodafone.

  • Sachsen: Das Energieunternehmen Eins Energie tritt in Sachsen auch als Provider für Glasfaser auf. Sowohl im Großraum Chemnitz als auch in einigen ländlichen Gebieten kannst Du über das Unternehmen Glasfaser beziehen. 

Preise und Geschwindigkeiten können sich bei den verschiedenen Anbietern unterscheiden. Außerdem haben die Anbieter jeweils mehrere Tarife im Programm. Achte auf die angebotenen Download- und Upload-Geschwindigkeiten und den endgültigen monatlichen Preis, der nach den oft vergünstigten ersten 12 oder 24 Monaten gilt.

Du kannst Deine genaue Adresse auch auf einem Vergleichsportal oder einem Tarifrechner eingeben. Dann zeigt er dir an, ob und welcher Glasfaseranbieter an Deinem Ort zur Verfügung steht. Nutze beispielsweise den Vergleich, den wir unten eingebunden haben. Um nur Glasfaser-Angebote zu sehen, klicke auf „Jetzt vergleichen“, „Alle Filter“ und „Anschluss-Technologie“.

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Für wen rechnet sich Glasfaser-Internet?

Die Entscheidung für oder gegen einen Glasfaseranschluss solltest Du sobald wie möglich treffen, wenn es mit den Planungen zum Glasfaserausbau in Deinem Ort losgeht. Denn wenn Du Dich von Anfang an für Glasfaser entscheidest, entfallen oft die einmaligen Anschlusskosten. Lass Dich aber nicht unter Druck setzen.

Wie bei anderen Internettarifen auch, zahlst Du außerdem einen laufenden monatlichen Preis: oft rund 40 bis 100 Euro, je nach Tempo.

Bei der Entscheidung spielen aber nicht nur die unmittelbaren Kosten eine Rolle, sondern auch die Frage nach dem Wert der Immobilie. Daher haben wir diesen Abschnitt aufgeteilt: für Mieter und Hauseigentümer bzw. Vermieter.

Hauseigentümer. In vielen Fällen lohnt sich der Glasfaseranschluss allein deshalb, weil er Deine Immobilie attraktiver und zukunftsfähig macht. Wohnst Du selbst in Deinem Haus, kannst Du den Anschluss einfach beauftragen.

Vermieter. Ist Deine Immobilie vermietet, wird es komplizierter. Denn der Mieter muss den Anschluss beauftragen – und er hat auch das Recht, bei seinem langsamen und womöglich günstigeren Internetanbieter zu bleiben. Teile Deinem Mieter frühzeitig mit, dass Du einen Glasfaseranschluss genehmigst. Überleg Dir, ob Du nicht bereit wärst, für beispielsweise zwei oder drei Jahre die Mehrkosten zwischen dem alten und neuen Internetvertrag für Deinen Mieter zu übernehmen.

Eine weitere Möglichkeit gibt es in bestimmten Fällen: den Glasfaseranschluss zwar legen zu lassen, aber vorerst nicht zu nutzen.

Mieter. Als Mieter solltest Du genau hinschauen, ob sich Glasfaser für Dich lohnt. Ein Tarifbeispiel aus dem Februar 2023 für einen ländlich geprägten Ort in Nordrhein-Westfalen: O2 bietet hier VDSL mit 50 Mbit/s im Download für monatlich knapp 30 Euro an. Ein Glasfasertarif mit 400 Mbit/s schlägt ab dem 13. Monat mit monatlich knapp 50 Euro zu Buche (Deutsche Glasfaser). 

Die achtfache Leistung beim Download-Tempo kostet in dem Beispiel also „nur“ zwei Drittel mehr (und kostet nicht etwa achtmal so viel). Beim Upload-Tempo gibt es sogar die 20-fache Leistung: 200 statt 10 Mbit/s. Das Preis-Leistungs-Verhältnis spricht in diesem Beispiel also für die Glasfaser.

Du solltest Dir aber überlegen, ob Du so viel Tempo überhaupt brauchst. Wenn Du alleine lebst und das Internet nicht beruflich nutzt, reicht Dir wahrscheinlich auch ein (V)DSL-Vertrag. Seid ihr mehrere Personen im Haushalt und nimmt das Homeoffice zu, lohnt es sich schon eher, auf Glasfaser umzusteigen. Auch wenn der Vermieter die Kosten (mit)trägt, ist Glasfaser eine Überlegung wert. 

Preisbeispiele für Glasfaseranschlüsse (monatlich, gerundet, ohne Rabatte und Sonderpreise) 

Download-Tempo
250 Mbit/s400 Mbit/s500 Mbit/s600 Mbit/s1.000 Mbit/s
1&155 €70 €
Deutsche Glasfaser45 € (300 Mbit/s)50 €80 €90 €
Deutsche Telekom55 €60 €80 €
M-Net45 € (300 Mbit/s)60 €100 €
Net-Cologne50 €60 €80 €
Vodafone50 €75 €
Quelle: Recherche Forbes Advisor. Februar 2023.

Was Du aus dem Artikel mitnehmen kannst

Internet über Glasfaser ist die Zukunft: Glasfaserkabel sind deutlich schneller als Kupferkabel, mit denen die meisten Halthalte in Deutschland noch ans Internet angebunden sind. Solche VDSL-Anschlüsse sind meist höchstens 50 Mbit/s schnell. Mit allerlei technischen Tricks lassen sich bis zu 250 Mbit/s herauskitzeln (Vectoring). Ein Glasfaseranschluss (FTTH) kann hingegen 1.000 Mbit/s und mehr erreichen. 

Wenn in Deiner Region Glasfaser neu verlegt wird, solltest Du Dir zeitnah überlegen, ob Du Deinen Haushalt anschließen lässt. Denn später wird oft eine Anschlussgebühr fällig. Lass Dich aber nicht unter Druck setzen. Für Eigentümer lohnt sich das fast immer, weil Glasfaser auch den Wert der Immobilie steigert und sie zukunftssicher macht. Mieter sollten sich hingegen genau überlegen, ob sie das höhere Internettempo wirklich brauchen. Vielleicht ist der Vermieter bereit, den Aufpreis für eine gewisse Zeit zu übernehmen.

Kannst Du über einen TV-Kabelanschluss ins Internet gehen, braucht Dich das Glasfaser-Thema weniger zu interessieren. Denn Du hast bereits so etwas ähnliches wie einen Glasfaseranschluss. An vielen Orten kannst Du damit bis zu 1.000 Mbit/s buchen – und das meist günstiger als bei reinen Glasfasertarifen. Wermutstropfen: Das Upload-Tempo ist viel niedriger als bei der „echten“ Glasfaser.

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