Wie liest Du die Kostenübersicht beim ETF-Kauf?

Redakteurin

Aktualisiert: 15. Februar 2021, 18:39 Uhr

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Wenn Du Aktien, Fonds oder ETFs kaufen willst, brauchst Du ein Wertpapierdepot – also ein Lagerort oder Konto. Der Kauf selbst ist häufig ganz einfach und mit wenigen Klicks getan. Wie Du genau vorgehen kannst, haben wir Artikel „Aktien einfach selbst kaufen“ erklärt. 

Kurz bevor Du den Kauf abschließt, taucht im Browser eine oft zweiseitige Kostenaufstellung auf, die Du anklicken kannst. Seit 2018 ist diese verbindlich vorgeschrieben. Anleger sollen so besser kontrollieren können, was sie tatsächlich für ihre Order ausgeben – und vor bösen Gebühren-Überraschungen bewahrt bleiben. 

Im Artikel beschreiben wir, wie Du eine solche Kostenübersicht lesen und verstehen kannst. Dabei gehen wir auf zwei Fälle ein: einen ETF-Kauf, bei dem Du einmal eine größere Summe investierst sowie einen ETF-Sparplan, bei dem Du monatlich kleinere Summen in ETF-Anteile steckst.  

Welche Kosten tauchen in der Kostenaufstellung auf?

Die drei wichtigsten Kostenarten, die Dir in einer Kostenaufstellung über den Weg laufen und die Du kennen solltest, sind diese hier: 

  • Orderprovision. Das ist eine Art Servicegebühr, die Dein Depotanbieter (Deine Bank oder Dein Broker) erhebt, wenn er ETF-Anteile an der Börse für Dich kauft oder verkauft.

  • Börsenplatzgebühr: Die Börse selbst berechnet der Bank Kosten, wenn diese Deinen Kauf- oder Verkauf einstellt. Diese Gebühren gibt die Bank oft an Dich als Anleger weiter. 

  • Kosten während der Haltedauer: Als Anleger zahlst Du nicht nur Deiner Bank und der Börse etwas Geld, sondern jedes Jahr auch dem ETF-Anbieter. Das sind einmal die laufende Verwaltungsgebühren für den Fonds – englisch Total Expense Ratio, TER – und gegebenenfalls weitere Transaktionskosten.

    Sie entstehen zum Beispiel, wenn der ETF neue Aktien anschafft, weil neues Anlegergeld hinzukommt oder sich die Aktienzusammensetzung im zugrunde liegenden Index ändert – der ETF muss dann als „Abbild“ des Index in der Regel nachziehen. Mehr Details dazu erfährst Du in unserem Artikel „Was kosten ETFs?“

  • Wichtig zu wissen: Die laufenden Kosten tauchen in der Aufstellung auf, weil sie die Rendite Deines ETF verringern. Im Gegensatz zur Orderprovision und den Börsenplatzgebühren zahlst Du sie aber nicht extra. Sondern sie sind bereits in der Wertentwicklung des ETF enthalten.  

Kostenübersicht bei der Einmalanlage

Wenn Du einmalig Anteile an einem ETF kaufst, ist die Kostenübersicht in zwei Bereiche unterteilt. Einmal werden Dir die Kosten des Kaufs aufgelistet, während der Haltedauer und des Verkaufs  (Orderkosten). Anschließend gibt es noch eine Übersicht über die Gesamtkosten. 

Übersicht über die Orderkosten

Im Beispiel kaufst Du bei der Comdirect fünf Anteile an einem ETF der Marke UBS, der die nachhaltige Variante des MSCI World nachbildet. Ein Anteil kostet zum Zeitpunkt der Abfrage 105,32 Euro, fünf Anteile dann entsprechend 526,60 Euro. Als Börsenplatz hast Du die Berliner Börse Tradegate gewählt.  

Die Orderkostenübersicht sieht dann so aus:

Gehen wir die Posten der Reihe nach durch.

  • Wertpapierkauf. Dafür erhebt die Bank 9,90 Euro eigene Orderprovision, 2,50 Euro gehen als Börsenplatzentgelt an Tradegate. Außerdem erhält die Bank noch 0,85 Euro von Dritten, etwa dem ETF-Anbieter oder dem Börsenplatz, die den Kauf subventionieren. 

    Die Kaufkosten addieren sich so auf 13,25 Euro, wobei der Anleger nur 12,40 Euro selbst bezahlen muss. Daher der Hinweis ganz oben, dass auf der Wertpapierabrechnung voraussichtlich diese Orderkosten abgerechnet werden.

    Wichtig: Die 9,90 Euro sind bei der Comdirect die Mindestordergebühr. Wenn Du mehr als 2.000 Euro anlegst, werden die Kosten mit der Formel 4,90 Euro plus 0,25% Kosten des Anlagebetrags berechnet. Achte darauf, ob es für manche ETFs Kaufaktionen gibt, etwa für den Handelsplatz Xetra. 
  • Haltedauer. Die laufenden Kosten des UBS-ETF machen 0,22% Deines investierten Betrags aus. Wenn Du diese 0,22% mit dem Wert Deiner Anteile multiplizierst, also 0,0022 * 526,60 Euro rechnest, kommst Du auf etwa 1,16 Euro pro Jahr. 

    In der Aufstellung sind aber 1,37 Euro ausgewiesen: Die Differenz von 21 Cent sind Transaktionskosten des ETF-Anbieters, etwa wenn er Aktien im Fonds austauschen muss. 

    Wichtig: Bei der Berechnung nehmen wir an, dass die Fondsanteile sich das gesamte Jahr nicht im Wert entwickeln, sondern auf dem Kaufpreis-Niveau verharren. Das ist natürlich unrealistisch, aber es vereinfacht die Rechnung und liefert eine Größenordnung für die fondseigenen Kosten. 
  • Verkaufskosten. Diese sind ebenso hoch wie die Kaufkosten. Allerdings werden sie erst dann berechnet, wenn Du Deine Anteile auf einmal loswirst. Würdest Du in einem Jahr die Hälfte verkaufen und im darauffolgenden Jahr die andere Hälfte, würden sich die Kosten verdoppeln.

Übersicht über die Gesamtkosten

Wieso die Gesamtkosten noch darstellen, wenn man die einzelnen Posten bereits aufgeschlüsselt hat? Der Gesetzgeber will hier Kostentransparenz schaffen, auch für den Fall, dass Du Deine ETF-Anteile länger hältst als nur ein Jahr. Als Standard hat man fünf Jahre gewählt.

Die Gesamtkostenübersicht stellt also dar, was Dich Deine ETF-Anteile kosten, wenn Du sie kaufst, über fünf Jahre im Depot behältst und anschließend verkaufst. Vereinfachend nimmt der Gesetzgeber auch hier wieder an, dass sich der Wert Deiner Anteile innerhalb der fünf Jahre nicht verändert. 

Die Gesamtkostenübersicht bei der Comdirect sieht beispielsweise so aus.

Die 26,50 Euro Dienstleistungskosten der Bank sind zunächst noch einmal die Kauf- und Verkaufskosten (inklusive die Zahlungen Dritter) addiert, die die Bank erhebt: 13,25 Euro mal zwei. Davon zahlst Du 24,80 Euro, 12,40 Euro mal zwei, die restlichen 1,70 Euro an die Bank sind subventioniert.

Weitere Gesamtkosten sind dann die Produktkosten, also laufende Fondskosten. Die 6,85 Euro ergeben sich, wenn man die in der Orderkostenübersicht ausgewiesenen jährlichen Fondskosten von 1,37 Euro mal fünf nimmt. 

Schließlich kannst Du der Aufstellung noch entnehmen, inwieweit diese Gesamtkosten die Wertentwicklung Deiner ETF-Anteile beeinflussen: also wie viel Rendite durch die Kosten verlorengeht. 

Im Jahr, in dem Du Deine Anteile kaufst und wieder verkaufst, sind die Kosten dank der Orderprovision höher und reduzieren die Wertentwicklung der Fonds um mehr als 2%. Dafür sind die Kosten während der Haltedauer sehr gering: die bereits erwähnten 1,37 Euro oder 0,26%, wenn man davon ausgeht, dass Deine Anteile immer 526,60 Euro wert bleiben. 

Dies macht deutlich, dass schnelles Kaufen und Verkaufen zumindest bei Direktbanken auf die Dauer vergleichsweise teuer ist. Hältst Du Deine Aktien dagegen langfristig, relativieren sich die Kostenblöcke zum Beginn und Ende entsprechend. 

Kostenübersicht beim Sparplan

Die Kostenübersicht für einen Sparplan ist genau gleich aufgebaut wie bei der Einmalanlage. Der Unterschied ist aber, dass Du nun in Raten ansparst, also Deine Anlagesumme im Jahresverlauf steigt. Zudem berechnet Dir Deine Bank die Gebühren nicht zusätzlich zum Anlagebetrag, sondern zieht sie von Deiner Sparrate ab. 

Im Beispiel richtest Du Deinen Sparplan bei der Comdirect ein und legst Du Deine Sparrate auf 50 Euro monatlich fest. 

Die Orderkostenübersicht sieht dann so aus.

Gehen wir die einzelnen Positionen wieder der Reihe nach durch:

  • Wertpapierkauf. Bei der Comdirect zahlst Du auf Deinen monatliche Sparrate 1,5% Ordergebühren. 1,5% mal 50 Euro mal 12 Monate sind aber 9 Euro. Wieso steht in der Kostenübersicht 8,86 Euro? Das passiert, weil die Bank so rechnet, dass Rate und Kosten zusammen 50 Euro Sparbetrag ergeben. In den Sparplan selbst fließen also weniger als 50 Euro im Monat. 

    Die genaue Rechnung geht so: Deine Sparrate X plus die Gebühr auf die Sparrate (1,5% * X) muss 50 Euro ergeben. Wenn Du nach X auflöst, erhältst Du den Wert Deiner wahren Sparrate – also des Geldes, das die Bank in ETF-Anteile steckt. Im Beispiel sind das 49,26108 Euro. 73,891 Cent dagegen sind Orderkosten. Diese Kosten mal 12 Monate ergibt die „krumme“ Provision von 8,86 Euro pro Jahr.
  • Haltedauer. Auch hier müssen wir etwas anders rechnen als bei der Einmalanlage. Um auf die 3,84 Euro zu kommen, sind zwei Dinge wichtig zu wissen: 
  1. Die jährlichen laufenden Kosten (TER) von 0,22% werden auf die monatlichen Raten heruntergebrochen: Eine Januarrate kostet Dich also die volle Jahresgebühr, eine Dezemberrate nur ein Zwölftel der Gebühr. Wer es ganz genau wissen will, rechnet so: [49,26108 Euro * 0,22%] + [49,26108 Euro * 0,22% * (11/12)] + … + [49,26018 Euro * 0,22% * (1/12)]. 
  2. Die Bank nimmt an, dass Du fünf Jahre lang ansparst. Für die ETF-Anteile, die Du im ersten Jahr einkaufst, zahlst Du also deutlich länger laufende Kosten (60, 59, 58 Monate usw.), als für die Anteile aus Jahr fünf (12, 11, 10 Monate usw.). Die Bank addiert das auf und teilt die Gesamtkosten durch fünf. So kommt sie auf die durchschnittlichen Haltekosten pro Jahr.

    Dazu kommen noch geringe Transaktionsgebühren, etwa für den Kauf und Verkauf von Aktien innerhalb des ETF. Zur Erinnerung: TER und Transaktionsgebühren sind bereits in der Wertentwicklung des ETF enthalten Du zahlst sie nicht extra. 
  • Verkaufskosten. Die Bank berechnet die für den Verkauf eine Provision. Wir tun so, als hätten die ETF-Anteile sich über die Haltedauer nicht im Wert verändert. Die Sparsumme nach 5 Jahren beträgt also 49,26108 Euro * 60 Monate, gleich etwa 2.955 Euro. Die Provision ergibt sich nach der Formel: 4,90 Euro plus 0,25% der Sparsumme, das sind 12,29 Euro.

    Dazu kommt eine Gebühr von 2,50 Euro fix, die der Börsenplatz Tradegate für den Verkauf der ETF-Anteile verlangt.

Was Du aus dem Artikel mitnehmen kannst

Wenn Du ETFs kaufst – ob einmalig für einen größeren Betrag oder in regelmäßigen Raten im Sparplan – fallen diverse Gebühren an. Teile dieser Gebühren behält die Bank als Dienstleister, Teile gehen an die Börse und Teile an den ETF-Anbieter.  

Eine Kostenaufstellung vor dem Kauf hilft Dir, die einzelnen Kostenbestandteile besser nachzuvollziehen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Rendite Du durch die Kosten einbüßt. Die Aufstellung nützt auch, wenn Du kontrollieren willst, ob die Bank Dir ETFs, die Teil eines Sonderangebots sind, auch zum Angebotspreis abrechnet. 

Während die Kostenaufstellung für eine einmalige Investition recht leicht nachzuvollziehen kannst, musst Du beim Sparplan genauer hinschauen. Dort muss man berücksichtigen, dass Deine Sparsumme kontinuierlich ansteigt. Das wirkt sich auf die laufenden Kosten aus. 

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