Was bedeutet Leverage (Hebel)?

Redakteur

Aktualisiert: 21. Dezember 2022, 11:48 Uhr

Sara Zinnecker
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Einfach gesprochen versteht man unter Leverage die Verwendung von geliehenem Geld (Fremdkapital) für Investitionen. Mit Leverage kann man alles finanzieren, vom Hauskauf bis zur Börsenspekulation. Unternehmen nutzen Leverage, um ihr Wachstum zu finanzieren und Renditeangaben zu verbessern, Familien setzen Leverage in Form von Hypothekenschulden ein, um ein Haus zu kaufen, und Finanzprofis nutzen Leverage, um ihre Anlagestrategien zu verbessern.

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Was sind die verschiedenen Arten von Hebel?

Hebelwirkung hat in den Bereichen persönliche Finanzen, Investitionen und Wirtschaft leicht unterschiedliche Bedeutungen. Aber in jedem Fall bedeutet Leverage den Einsatz von Schulden, um ein finanzielles oder geschäftliches Ziel zu erreichen. Es gibt vier Hauptarten von Leverage:

1. Leverage in der Wirtschaft

Unternehmen setzen Fremdkapital ein, um neue Projekte zu starten, den Kauf von Lagerbeständen zu finanzieren und ihren Betrieb zu erweitern.

Für viele Unternehmen kann es vorteilhafter sein, Geld zu leihen, um Transaktionen zu finanzieren, als Eigenkapital einzusetzen oder Vermögenswerte zu verkaufen. Wenn ein Unternehmen Leverage einsetzt, indem es Anleihen ausgibt oder Kredite aufnimmt, muss es keine Anteile am Unternehmen aufgeben. Das wäre der Fall, wenn ein Unternehmen neue Investoren aufnimmt oder mehr Aktien ausgibt.

Der Einsatz von Fremdkapital kann vor allem für kleine Unternehmen und Neugründungen nützlich sein, die vielleicht nicht über viel Kapital oder Vermögen verfügen. Mit Hilfe von Kleinkrediten oder Geschäftskreditkarten kannst Du den Geschäftsbetrieb finanzieren und Dein Unternehmen auf die Beine stellen, bis Du anfängst, Gewinne zu erwirtschaften. Wenn Du einen Kredit oder eine Kreditlinie aufnimmst, sind die Zinszahlungen steuerlich absetzbar, was den Einsatz von Fremdkapital noch günstiger macht.

Bei der Bewertung von Unternehmen berücksichtigen die Investoren den finanziellen und den operativen Leverage eines Unternehmens.

Der finanzielle Leverage gibt an, wie viele Schulden ein Unternehmen im Verhältnis zu dem von den Aktionären investierten Geld, dem so genannten Eigenkapital, hat. Dies ist eine wichtige Kennzahl, denn sie gibt an, ob ein Unternehmen in der Lage wäre, alle seine Schulden mit den aufgenommenen Mitteln zurückzuzahlen. Ein Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad gilt im Allgemeinen als riskantere Investition als ein Unternehmen mit einem niedrigen Verschuldungsgrad.

Der operative Verschuldungsgrad hingegen berücksichtigt nicht das geliehene Geld. Vielmehr handelt es sich um das Verhältnis von Fixkosten zu variablen Kosten eines Unternehmens. Unternehmen mit hohen laufenden Kosten, wie z. B. Produktionsbetriebe, haben einen hohen operativen Verschuldungsgrad. Ein hoher operativer Verschuldungsgrad bedeutet, dass es für ein Unternehmen schwieriger ist, einen Gewinn zu erzielen, wenn es in Schwierigkeiten gerät, weil die Fixkosten des Unternehmens relativ hoch sind.

2. Leverage in den persönlichen Finanzen

Wenn es um Deine persönlichen Finanzen geht, wirst Du vielleicht überrascht sein, wie oft Du eine Hebelwirkung nutzt. Wann immer Du Dir Geld leihst, um einen Vermögenswert zu erwerben oder Dein Geld zu vermehren, setzt Du eine Hebelwirkung ein. Du könntest eine Hebelwirkung nutzen, wenn Du Folgendes tust:

  • Ein Haus kaufen: Wenn Du ein Haus mit einem Immobilienkredit kaufst, setzt Du eine Hebelwirkung ein, um Eigentum zu erwerben. Mit der Zeit baust Du Eigenkapital – oder Eigentum – an Deinem Haus auf, indem Du immer mehr vom Darlehen abbezahlst. So erzielst Du eine Rendite auf Deine Investition in Dein Haus.
  • Studienkredit aufnehmen: Dies ist vor allem in den USA verbreitet, da Studiengebühren extrem hoch sind. Wer einen Kredit aufnimmst, um Dein Studium zu bezahlen, investiert mit Schulden in Ausbildung und Zukunft. Mit der Zeit steigert der Abschluss die Verdienstmöglichkeiten. Durch ein höheres Gehalt lässt sich später die schuldenfinanzierte Investition wieder hereinholen.
  • Ein Auto kaufen: Wenn Du ein Auto kaufen musst, kannst Du einen Autokredit aufnehmen, eine Form der Fremdfinanzierung, die mit Bedacht eingesetzt werden sollte. Autos sind abnutzbare Vermögenswerte, das heißt, sie verlieren mit der Zeit an Wert. Aber in der Regel kaufst Du ein Auto, um Dinge zu transportieren oder weil Du flexibel sein möchtest, und nicht, um eine gute Rendite zu erzielen.

Beachte: Dieser Artikel stammt ursprünglich von der Forbes Advisor Redaktion in den USA. Dort ist schuldenfinanzierter Konsum gängiger als in Deutschland.

Bevor Du in Deinem persönlichen Leben Kredite einsetzt, solltest Du die Vor- und Nachteile abwägen. Wenn Du Dich verschuldest, kann das schwerwiegende Folgen haben, wenn Du Dir die Rückzahlung nicht leisten kannst, z.B. die Schädigung Deiner Kreditwürdigkeit oder eine Zwangsvollstreckung.

3. Hebelwirkung beim Investieren

Mit Hebelwirkung können Anleger/innen ihre Renditen steigern. Allerdings birgt der Einsatz von Hebelwirkung beim Investieren auch einige große Risiken. Die Hebelwirkung wird als Margin-Kauf bezeichnet und ist eine Investitionstechnik, die vor allem von unerfahrenen Anlegern mit Vorsicht genossen werden sollte, da sie ein hohes Verlustpotenzial birgt.

Kauf auf Marge

Der Kauf auf Marge ist die Verwendung von geliehenem Geld, um Wertpapiere zu kaufen. Der Kauf auf Marge findet in der Regel auf einem Margin-Konto statt, das eine der wichtigsten Arten von Anlagekonten ist.

Auf einem Margin-Konto kannst Du Dir Geld leihen, um größere Investitionen mit weniger eigenem Geld zu tätigen. Die von Dir gekauften Wertpapiere und das Bargeld auf dem Konto dienen als Sicherheit für den Kredit, und der Broker berechnet Dir Zinsen. Der Kauf auf Marge vergrößert Deine potenziellen Gewinne, aber auch Deine möglichen Verluste. Wenn Du auf Marge kaufst und Deine Investition sich schlecht entwickelt, kann der Wert der gekauften Wertpapiere sinken, aber Du schuldest immer noch Deine Margenschuld – plus Zinsen.

In der Regel kannst Du bis zu 50 % des Kaufpreises von Margin-Investitionen leihen. Das bedeutet, dass Du Deine Kaufkraft effektiv verdoppeln kannst.

Wenn der Wert Deiner Aktien sinkt, kann Dein Broker eine Nachschussforderung stellen und Dich auffordern, mehr Geld oder Wertpapiere auf Dein Konto einzuzahlen, um seine Mindestkapitalanforderung zu erfüllen. Er kann auch Aktien auf Deinem Margin-Konto verkaufen, um Dein Konto wieder in Ordnung zu bringen, ohne Dich zu benachrichtigen.

Gehebelte börsengehandelte Fonds (ETFs)

Du kannst auch außerhalb eines Margin-Kontos mit Hebelwirkung investieren. Gehebelte börsengehandelte Fonds (ETFs) verwenden geliehene Mittel, um zu versuchen, die Gewinne ihrer Referenzindizes zu verdoppeln oder sogar zu verdreifachen

Das heißt, wenn ein Index an einem bestimmten Tag um 1 % gestiegen ist, kannst Du 2 % oder 3 % gewinnen. Natürlich ist auch das Gegenteil der Fall. Bei gehebelten ETFs kann ein Rückgang von 1 % plötzlich auf 2 bis 3 % anwachsen. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die wichtigsten Indizes wie der S&P 500 an den meisten Tagen um weniger als 1 % in die eine oder andere Richtung bewegen, was bedeutet, dass Du mit dieser Art von Fonds in der Regel keine großen Gewinne oder Verluste erlebst.

Gehebelte ETFs sind in sich geschlossen, d.h. die Kreditaufnahme und die Zinskosten fallen innerhalb des Fonds an, so dass Du Dir keine Sorgen über Nachschussforderungen machen musst oder mehr als Deine Hauptinvestition verlieren kannst. Das macht gehebelte ETFs zu einem risikoärmeren Ansatz für gehebelte Investitionen.

Dennoch sind gehebelte ETFs immer noch spekulative, kurzfristige Anlagen – die meisten Menschen halten sie nicht länger als ein paar Tage – und sie haben oft viel höhere Kostenquoten als Indexfonds, die lediglich die Marktentwicklung abbilden wollen.

Schulden zum Investieren nutzen

Während sich der Begriff “Leverage” (Hebelwirkung) bei privaten Investitionen in der Regel auf den Kauf auf Marge bezieht, nehmen manche Menschen stattdessen Darlehen oder Kreditlinien auf, um in den Aktienmarkt zu investieren.

Es kann eine Weile dauern, bis Du genug Geld gespart hast, um die Mindestanlagebeträge einiger Broker oder Investmentfonds zu erreichen. Aber ein Sparplan, mit geringen Investitionsraten pro Monat, sollte möglich sein.

Einige der gängigsten schuldenbasierten Anlagestrategien sind:

  • Eigenheimkredit: Manche Menschen greifen auf ihr Eigenkapital zurück und nehmen ein Darlehen oder einen Kredit zum Beispiel auf ihr Haus auf, um Geld für Investitionen zu bekommen. Auf diese Weise können sie einen Pauschalbetrag erhalten, den sie nach Belieben investieren können. Diese Vorgehensweise ist jedoch riskant, denn Du riskierst nicht nur, Geld zu verlieren, wenn der Wert Deiner Investitionen sinkt, sondern Du gefährdest auch Dein Haus, wenn Du mit den Zahlungen in Verzug gerätst.
  • Privatkredit: Wenn Du eine gute Bonität hast, kannst Du einen Online-Kredit beantragen, um Geld für Investitionen zu bekommen. Privatkredite sind in der Regel unbesichert, d.h. Du musst keine Immobilien als Sicherheiten einsetzen. Sie werden jedoch verzinst und haben relativ kurze Rückzahlungsfristen. Das bedeutet, dass Deine Investition mindestens so viel einbringen muss, dass die anfallenden Zinsen schnell wieder ausgeglichen werden.
  • Barvorschuss mit Deiner Kreditkarte: Wenn Du eine zinsgünstige Kreditkarte mit Teilzahlungsfunktion hast, kannst Du einen Bargeldvorschuss aufnehmen und das Geld investieren. Allerdings ist der effektive Jahreszins für Bargeldvorschüsse in der Regel höher als für Käufe und oft fallen auch Gebühren für Bargeldvorschüsse an. Angesichts des hohen effektiven Jahreszinses müsstest Du eine beträchtliche Rendite erzielen, damit sich diese Vorgehensweise lohnt. Sei damit also sehr vorsichtig.

4. Finanzielle Hebelwirkung im professionellen Handel

Professionelle Anlege und Händler setzen höhere Hebel ein, um das Geld, das sie investieren, effizienter zu nutzen.

Der Einsatz von Hebeln gibt professionellen Anlegern und Händlern mehr Flexibilität bei der Verwendung des Geldes, das sie investieren wollen. Mit Leverage können sie ihre Kaufkraft (und die damit verbundenen Renditen) drastisch erhöhen und potenziell in mehr Unternehmen auf einmal investieren, indem sie kleinere Mengen an Bargeld und größere Mengen an Schulden einsetzen.

Händler sind auch nicht an die gleichen Voraussetzungen gebunden wie durchschnittliche Investoren. Je nachdem, welchen Forex-Broker ein Händler nutzt, kann er zum Beispiel Aufträge in 500-facher Höhe seiner Einlage anfordern. Diese Diskrepanz zwischen Bargeld und Margin kann die Verluste um enorme Größenordnungen erhöhen, so dass diese Strategie nur sehr erfahrenen Händlern vorbehalten bleibt.

Was Du aus dem Text mitnehmen kannst

Die Aufnahme von Krediten ermöglicht es Unternehmen und Privatpersonen, Investitionen zu tätigen, die andernfalls unerschwinglich wären, oder die Mittel, die sie bereits haben, effizienter einzusetzen. Für Privatpersonen kann Leverage die einzige Möglichkeit sein, bestimmte wichtige Anschaffungen wie ein Haus oder eine Hochschulausbildung zu finanzieren.

Die Hebelwirkung bietet zwar viele Vorteile, kann Dich aber auch deutlich mehr kosten, als Du Dir geliehen hast, vor allem, wenn Du nicht in der Lage bist, die Zinsen zu zahlen.

Das gilt besonders, wenn Du Geld investierst, das nicht Dein eigenes ist. Solange Du keine Erfahrung hast – und es Dir leisten kannst, Geld zu verlieren -, sollte die Aufnahme von Fremdkapital, zumindest wenn es um Investitionen geht, erfahrenen Profis vorbehalten sein.

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