Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erklärt

Redakteur,  Redakteurin

Veröffentlicht: 18. Januar 2023, 13:06 Uhr

Daniel Pöhler
Redakteur

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Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), auf Englisch „Price-earnings ratio“ (PE-Ratio) setzt den Preis einer Unternehmensaktie mit den Gewinnen, die das Unternehmen erzielt, ins Verhältnis.

Die Kennzahl hilft Dir, zu verstehen, ob eine Aktie innerhalb einer Branche oder eines bestimmten Vergleichsindex über- oder unterbewertet, also zu teuer oder noch vergleichsweise billig ist.

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So kann man das KGV einer einzelnen Aktie aus dem deutschen Aktien-Leitindex Dax etwa mit dem durchschnittlichen KGV des gesamten Dax vergleichen.

Mit Hilfe des KGV können Anleger fundiertere Investitionsentscheidungen treffen.

Was ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?

Das KGV wird ermittelt, indem der Kurs einer Aktie durch den Gewinn pro Aktie geteilt wird. Stell dir das so vor:

Der Marktpreis einer Aktie sagt Dir, wie viele Anleger bereit sind, für die Aktie zu bezahlen, aber das KGV sagt Dir, ob der Preis das Ertragspotenzial des Unternehmens bzw. dessen Wert über die Zeit auch widerspiegelt.

Ein Beispiel: Die Aktie eines Unternehmens an der Börse kostet 100 Euro. Pro Aktie hat das Unternehmen zuletzt 4 Euro Gewinn im Jahr erwirtschaftet. Das KGV der Aktie ist dann 25 (100 ÷ 4).

Das heißt: Wenn der aktuelle Gewinn des Unternehmens über die Jahre konstant bliebe, hätten Anleger erst nach 25 Jahren den Preis für ihre Aktie wieder drin. Oder: Das Unternehmen bräuchte 25 Jahre, um seinen Wert an der Börse wirklich zu verdienen.

Das KGV wird nicht nur für Aktien, sondern auch für ganze Aktienindizes berechnet. So lag das KGV des Dax-40 laut Indexanbieter Ende Juni 2022 bei 11,7. Im 10-Jahres-Durchschnitt lag die Kennzahl eher bei um die 15.

So könnte man sagen, dass Dax-Aktien mit KGV unter 10 momentan sehr günstig bewertet sind, während Dax-Aktien mit KGV von über 15 bereits teuer bewertet sind.

Da die Preise ständig schwanken, steht das KGV von Aktien und Aktienindizes nie still. Das KGV ändert sich auch, wenn die Unternehmen ihre Gewinne veröffentlichen, in der Regel vierteljährlich.

Drei Varianten des Kurs-Gewinn-Verhältnisses

Auch wenn die Berechnung des KGV einfach ist – Preis geteilt durch Gewinn – gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Preis oder den Gewinn für die Berechnung zu bestimmen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis wird in der Regel anhand des aktuellen Aktienkurses berechnet, obwohl man auch den Durchschnittskurs über einen bestimmten Zeitraum verwenden kann.

Bei den Erträgen gibt es drei verschiedene Ansätze für das Kurs-Gewinn-Verhältnis, von denen jeder etwas anderes über eine Aktie aussagt.

Nachlaufende Zwölfmonatsgewinne (TTM)

Um das KGV zu berechnen, kann man erstens die Gewinne eines Unternehmens in den vergangenen 12 Monaten heranziehen. Dies wird als „nachlaufendes“ Kurs-Gewinn-Verhältnis (Englisch: Trailing price-to-earnings ratio) oder als „nachlaufende“ Zwölfmonats-Gewinne (Englisch: Trailing Twelve Months) bezeichnet.

Indem man vergangene Gewinne berücksichtigt, hat man den Vorteil, echte, gemeldete Daten zu verwenden. Daher ist das nachlaufende KGV bei Firmen und Investoren gern gebraucht und beliebt.

In den USA verwenden auch viele Finanzwebseiten wie Google Finance und Yahoo Finance das nachlaufende KGV. Auch beliebte Investment-Apps wie M1 Finance und Robinhood nutzen diese Berechnungsart.

Eine kurze Recherche für Deutschland zeigte, dass die KGV-Werte für Dax-Aktien nicht so einfach zu finden sind, bzw. nicht klar ist, wie genau sie berechnet werden. Webseiten wie finanzen.net verweisen häufig auf Drittanbieter, die Daten zugeliefert haben. Andere machen gar keine Angaben.

Eine Stichprobe bei zwei unserer empfohlenen Broker, Trade Republic und Scalable Capital, ergab, dass beide das KGV unter der Kennzahlen mit angeben. Allerdings verweist auch Trade Republic auf einen Datenlieferanten. Bei Scalable Capital Broker ist nicht klar, woher die Daten stammen.

Immerhin lagen die KGV-Werte für die Allianz SE Aktie (ISIN: DE0008404005) bei beiden Brokern am Stichtag (17. Januar 2023) um die 20, hatten damit dieselben Größenordnung.

Forward Earnings

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis kann auch anhand einer Schätzung der zukünftigen Gewinne eines Unternehmens berechnet werden. Das so genannte Forward P/E Ratio profitiert zwar nicht von den gemeldeten Daten, hat aber den Vorteil, dass es die besten verfügbaren Informationen darüber verwendet, wie der Markt die Entwicklung eines Unternehmens im kommenden Jahr erwartet.

Das Analysehaus Morningstar verwendet in den USA diese Methode, die es Consensus Forward PE nennt. Sucht man nach dem KGV einer deutschen Aktie, Beispiel Allianz SE, findet man ein KGV von 13,07. Auf der Plattform Börsengeflüster schätzt man das Forward-KGV auf 11,59 (Stand: 17. Januar 2023).

Das Shiller-KGV

Ein dritter Ansatz ist die Verwendung von Durchschnittsgewinnen über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Das bekannteste Beispiel für diesen Ansatz ist das Shiller-KGV, auch bekannt als CAP/E Ratio (zyklisch angepasstes Kurs-Gewinn-Verhältnis).

Das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis wird berechnet, indem der Kurs durch den durchschnittlichen, inflationsbereinigten Gewinn der letzten zehn Jahre geteilt wird. Es wird häufig verwendet, um die Bewertung des S&P-500-Index zu messen.

Wie das KGV verwendet wird

Am häufigsten wird das KGV verwendet, um die Bewertung einer Aktie oder eines Index zu ermitteln. Je höher das Verhältnis ist, desto teurer ist eine Aktie im Verhältnis zu den Gewinnen des Unternehmens. Je niedriger das Verhältnis, desto günstiger ist die Aktie.

Auf diese Weise lassen sich Aktien und Aktienfonds entweder als „Wachstums-“ oder als „Wert“-Investition einstufen: Auf English spricht man von Growth Investing versus Value Investing.

Eine Anlage mit einem überdurchschnittlich hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine Wachstumsinvestition. Das höchste KGV im Dax hat im Januar 2023 der Onlineshop Zalando (Forward-KGV von knapp 49). Die Kennzahl bedeutet, dass es Zalando beim aktuellen Gewinn etwa 50 Jahre kosten würde, den Preis der Aktie durch Gewinne zu verdienen. Das geht gut, solange Investoren an das Wachstumspotenzial glauben.

Eine Investition mit einem unterdurchschnittlichen KGV ist eine Wertinvestition. Im Dax ist die Aktie mit dem niedrigsten KGV die Porsche Holding (Forward-KGV von 6,28; Stand 17. Januar 2023). Die Kennzahl bedeutet, dass das Unternehmen in relativ kurzer Zeit den Wert ihrer Aktien erwirtschaften kann. Solche Unternehmen gelten als wertvoll. Unter Umständen liegt hier ein Potenzial, zu günstigen Kursen zu kaufen. Lies dazu auch unseren Artikel zu den Dividendenrenditen.

Das KGV können Anleger hernehmen, um zwei oder mehrere Unternehmen zu vergleichen. Das kann nützlich sein, da der Aktienkurs eines Unternehmens für sich genommen nichts über die Gesamtbewertung des Unternehmens aussagt.

Kurs-Gewinn-Verhältnis und zukünftige Aktienrenditen

Das KGV verwenden Investoren häufig, um den Wert eines Unternehmens zu messen. Umstritten ist jedoch, ob bzw. wie genau sich mittels der Kennzahl auf zukünftige Erträge schließen lässt.

Das KGV ist kein zuverlässiger Indikator für die kurzfristigen Kursbewegungen einer Aktie oder eines Index. Es gibt jedoch Hinweise auf eine umgekehrte Korrelation zwischen dem KGV und der zukünftigen Renditen des S&P 500 .

Einige Studien zeigen, dass ein überdurchschnittliches Shiller-KGV auf niedrigere Aktienmarktrenditen in den folgenden 10 Jahren hindeutet. Eine aktuelle Studie ergab, dass das Shiller-KGV eine zuverlässige Vorhersage der Marktrenditen zwischen 1995 und 2020 ist.

Im Gegensatz dazu stellte eine aktuelle Vanguard-Studie fest, dass das Shiller-KGV und andere KGV-Kennzahlen „kaum oder gar nicht mit den zukünftigen Aktienrenditen korrelieren“.

Kurs-Gewinn-Verhältnis vs. Ertragsrendite

Das KGV ist eng mit der Gewinnrendite verbunden. Während das KGV den Kurs einer Aktie durch zu ihren Erträge ins Verhältnis setzt, teilt man bei der Ertragsrendite die Gewinne einer Aktie durch ihren aktuellen Kurs. Sie drückt den Gewinn als Prozentsatz des Aktienkurses aus.

Die Ertragsrendite wird oft mit den aktuellen Zinssätzen für Anleihen verglichen. Diese Kennzahl wird auch als BEER (Bond Equity Earnings Yield Ratio) bezeichnet und zeigt das Verhältnis zwischen Anleihenrenditen und Gewinnrenditen. Einige Studien deuten darauf hin, dass es ein zuverlässiger Indikator für kurzfristige Aktienkursbewegungen ist.

Was ist das PEG-Verhältnis?

Das PEG-Verhältnis ist auch in wichtigen Punkten mit dem KGV verwandt. Es wird berechnet, indem das KGV durch die erwartete Wachstumsrate einer Aktie geteilt wird. Das PEG-Verhältnis bewertet den Wert eines Unternehmens auf der Grundlage seiner aktuellen Erträge und seiner zukünftigen Wachstumsaussichten.

Manche sind der Meinung, dass das PEG-Verhältnis ein genauerer Maßstab für den Wert ist als das KGV. Wie das KGV basiert es jedoch auf zukünftigen Wachstumsschätzungen, die möglicherweise nicht eintreten.

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