Deutschland hatte schon einmal vier Handynetze: Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus. Nach der Verschmelzung von O2 und E-Plus im Jahr 2014 waren es jahrelang nur noch drei eigenständige Mobilfunknetze. Nun schickt sich 1&1 an, die Zahl wieder auf vier hochzuschrauben: Mitte 2023 soll das eigene 1&1-Mobilfunknetz regulär an den Start gehen. Mehr Auswahl für Verbraucher ist grundsätzlich zu begrüßen. Für wen das neue Handynetz eine gute Alternative zu Telekom und Co. darstellen kann und wie die 1&1-Netzabdeckung 2023 sein könnte, klären wir in diesem Artikel.
1&1-Netzausbau begann 2019
Der Telekommunikationsanbieter 1&1 (manchmal auch „1 und 1“ geschrieben) mit Sitz in Montabaur, Rheinland-Pfalz, hatte bereits 2019 die Frequenzen erworben, die nötig sind, um ein eigenes Handynetz aufzubauen. Doch der Aufbau lief offenbar zunächst nicht ganz so schnell wie erhofft.
Im Oktober 2022 übte die Bundesnetzagentur Druck auf 1&1 aus: Bis Ende 2023 dürfen keine neuen 1&1-Handyverträge mehr auf einem anderen Netz – zum Beispiel O2 oder Vodafone – basieren, sondern nur noch auf dem eigenen Netz von 1&1. Falls das 1&1-Netz an manchen Orten dann noch nicht ausgebaut ist, können Kunden auf das Netz von O2 ausweichen („nationales Roaming“).
Der Testbetrieb des 1&1-Netzes läuft bereits seit einiger Zeit. Mitte 2023 soll es dann so weit sein und das Netz für Kunden im Alltagsbetrieb freigeschaltet werden.
Was die 1&1-Netzabdeckung für Dich bedeutet
Wenn Du derzeit Mobilfunk-Kunde bei 1&1 bist, kannst Du höchstwahrscheinlich bis Mitte oder Ende 2025 Dein bisheriges Handynetz weiter nutzen. Dabei handelt es sich entweder um das Netz von O2 oder von Vodafone.
„Vor Anfang 2026“ sollen dann die derzeit 11 Millionen Bestandskunden von 1&1 auf das neue, eigene Handynetz umziehen, teilt 1&1 mit. Der Prozess soll „reibungslos und transparent“ ablaufen. Die Kunden will 1&1 „rechtzeitig und ausführlich“ über alle relevanten Schritte informieren.
Durch die Kooperation und das nationale Roaming mit O2 haben 1&1-Kunden dann im besten Fall die Stärken von zwei Netzen. Wenn man sich allerdings daran erinnert, dass O2 bis 2009 eine ähnliche Vereinbarung mit der Telekom hatte, kommen Zweifel auf, ob das nationale Roaming immer reibungslos funktioniert.
Damals war es oft so, dass das Handy sich in das schwächere der beiden Netze einbuchte – ins damals noch lückenhafte O2-Netz – und trotz nationalem Roaming mit der Telekom oft die Verbindung verlor. Wie dies beim nationalen Roaming von 1&1 und O2 sein wird, bleibt aber abzuwarten.
Derzeit ist bei 1&1 meist die Abdeckung von O2 entscheidend
Viele Handyverträge, die Du bei 1&1 aktuell bekommst, nutzen in der Regel das Netz von Telefónica (O2). Tester von Mobilfunknetzen sehen das O2-Netz auf dem dritten Platz hinter Telekom und Vodafone: Die Ergebnisse der Fachmedien „Connect“ und „Chip“, der „Computer Bild“ sowie der Stiftung Warentest zeigen, dass das Mobilfunknetz von Telefónica in Deutschland das „drittbeste“ Netz mit der „drittbesten“ Netzabdeckung ist.
Im Dezember 2022 haben die Fachmedien ihre jährlichen Tests der Handynetze in Deutschland veröffentlicht. Die Ergebnisse des jährlichen Netztests der „Computer Bild“ wurden ebenfalls Ende 2022 bekanntgegeben. Die „Stiftung Warentest“ testet die Netzabdeckung jedoch in unregelmäßigen Abständen – zuletzt im April 2022 und zuvor im Jahr 2017.
Alle drei Handynetze haben sich verbessert. Besonders beeindruckend war, wie sehr O2 in den letzten Jahren zu den beiden sogenannten D-Netzen aufgeholt hat. O2 konnte in einigen Teilbereichen sogar Vodafone überholen (aber nicht insgesamt).
Wenn es um Datenverbindungen geht, sind O2 und Vodafone in Großstädten sehr nah beieinander (aber die Telekom ist klar vorne). In Kleinstädten führt Vodafone laut „Connect“ bei Datenverbindungen deutlich vor O2.
Bei Sprachverbindungen (Telefonieren) in Großstädten konnte O2 im „Connect“-Test Vodafone überholen. In Kleinstädten hat O2 jedoch bei Sprachverbindungen gegen Vodafone verloren.
Nähere Informationen zu den anderen Handynetzen findest Du auf Forbes Advisor:
Was Du aus dem Artikel zur 1&1-Netzabdeckung mitnehmen kannst
Das eigene Mobilfunknetz von 1&1 befindet sich noch im Aufbau und soll Mitte 2023 für Kunden freigeschaltet werden. Neue Handyverträge bei 1&1 werden dann wohl das 1&1-eigene Netz verwenden und nicht mehr ausschließlich die Netze von O2 oder Vodafone.
Dennoch werden neue 1&1-Kunden mittels „nationalem Roaming“ vorerst ebenfalls das O2-Netz nutzen können – in Fällen, in denen das 1&1-Netz noch Lücken aufweist. Das Handy soll dann automatisch von 1&1 auf O2 umschalten. Wie die 1&1-Netzabdeckung konkret aussehen wird, steht noch nicht fest.
Kunden mit bestehenden Handyverträgen will 1&1 bis 2026 auf sein neues Netz umstellen.