Bärenmarkt und Bullenmarkt: Worin besteht der Unterschied?

Redakteur,  Redakteurin

Veröffentlicht: 28. November 2022, 12:00 Uhr

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Aus dem Weg ihr Skorpione und Steinböcke. Wenn es um den Aktienmarkt geht, gibt es zwei Zeichen von Bedeutung: den Bullen und den Bär. 

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Im Börsenjargon bedeutet ein Bärenmarkt, dass die Aktien um 20 Prozent oder mehr gefallen sind. Bildlich gesprochen: Der Bär fährt mit seiner Tatze von oben nach unten. 

Der Bulle weist darauf hin, dass der Markt deutlich gestiegen ist. Er bewegt seinen Kopf mit Hörnern von unten nach oben. 

Beide Märkte sind Bestandteil des Lebenszyklus des Aktienmarktes: Anleger dürften beide Phasen irgendwann einmal miterleben. Aber wenn man weiß, was da auf einen zukommt, kann das bei Anlageentscheidungen unterstützen.

Was ist ein Bärenmarkt?

Ein Bärenmarkt liegt dann vor, wenn die Aktienkurse der wichtigsten Marktindizes, wie z.B. des Deutschen Aktienindex Dax40 oder des amerikanischen S&P 500 um mindestens 20 Prozent im Vergleich zum letzten Höchststand fallen. 

Ansonsten spricht man eher von einer Marktkorrektur. In dem Fall brechen Kurse um mindestens 10 Prozent ein, der Kursrückgang ist meist von sehr viel kürzerer Dauer. 

Im Allgemeinen haben Korrekturen keine vollständigen Bärenmärkte zur Folge. Falls aber doch, führt der Bärenmarkt zu einem durchschnittlichen Rückgang von 32,5 Prozent gegenüber dem letzten Höchststand des Marktes.

Die Ursache für einen Bärenmarkt liegt oftmals in einer sich abschwächenden Wirtschaft und in steigenden Arbeitslosenquoten. Die Anleger sind während dieser Zeiten mehrheitlich pessimistisch, was die Aussichten für den Aktienmarkt angehen. Die Veränderungen auf dem Aktienmarkt gehen möglicherweise mit einer Rezession einher. 

Ein Bärenmarkt deutet jedoch nicht immer auf eine bevorstehende Rezession hin. In der jüngeren Vergangenheit folgte auf einen Bärenmarkt in etwa 70 Prozent der Fälle eine Rezession.

Während eines Bärenmarkts wollen viele Anleger ihre Anlagen verkaufen, entweder um ihr Kapital zu schützen, Bargeld zu erhalten oder um ihren Bestand in konservativere Wertpapiere umzuschichten. Dadurch kommt es zu der unbeabsichtigten Nebenwirkung eines Ausverkaufs, der die Aktienkurse noch weiter fallen lässt. 

Außerdem mag es passieren, dass Anleger ihre Anlagen zu einem niedrigeren Preis verkaufen, als sie ursprünglich bezahlt haben und mit einem Minus aus dem Geschäft gehen. 

Obwohl Bärenmärkte insgesamt seit dem Zweiten Weltkrieg immer seltener geworden sind, ereignen sie sich immer noch etwa alle 5,4 Jahre. Als Anleger kannst Du also davon ausgehen, dass Du ungefähr 14 Bärenmärkte miterleben wirst.

Wie lange dauert ein Bärenmarkt?

Aus historischer Sicht sind Bärenmärkte in der Regel kürzer als Bullenmärkte. Der durchschnittliche Zeitraum eines Bärenmarktes beträgt nur 289 Tage, also weniger als 10 Monate.

Einige Bärenmärkte dauerten jahrelang an, andere hingegen nur ein paar Monate. Der längste Bärenmarkt fand von März 1937 bis April 1942 statt –  die Große Depression in den USA – und dauerte 61 Monate. Während der letzten Jahrzehnte sind Bärenmärkte jedoch generell kürzer geworden. Im Jahr 1990 zum Beispiel lag die Dauer eines Bärenmarktes nur bei etwa drei Monaten.

Seit dem Zweiten Weltkrieg waren im Durchschnitt etwa zwei Jahre erforderlich, bis der Aktienmarkt sich wieder erholt oder sein vorheriges Hoch erreicht hatte. Das ist allerdings nicht immer der Fall. 

Der letzte Bärenmarkt, der im März 2020 begann, war ungewöhnlich kurz und endete im August, als die Kurse auf einem Rekordhoch schlossen. Der vorhergehende Bärenmarkt, die Große Rezession, dauerte hingegen ungefähr vier Jahre, bis eine Erholung eintrat.

Es kann sein, dass der Aktienmarkt auch während Bärenmärkten große Gewinne einfahren kann. Beispielsweise fanden in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als die Hälfte der stärksten Tage des S&P 500 in Bärenmärkten statt.

Was ist ein Bullenmarkt?

Als Bullenmarkt bezeichnet man einen Anstieg eines wichtigen Börsenindex um mindestens 20 Prozent gegenüber seinem letzten Tiefstand. Während eines Bullenmarktes steigen die Aktienkurse kontinuierlich an, und die Anleger sind optimistisch und zuversichtlich, was die zukünftigen Ergebnisse des Aktienmarktes angeht.

Bullenmärkte weisen auf eine starke Wirtschaft und ganz allgemein niedrige Arbeitslosenzahlen hin. Dadurch wird das Vertrauen der Anleger weiter gestärkt und die Menschen verfügen über ein höheres Einkommen für Investitionen. Daraus kann ein massives Wachstum resultieren: Die Aktienkurse steigen während Bullenmärkten im Durchschnitt um 112 Prozent.

Wie lange dauert ein Bullenmarkt?

Bullenmärkte können ein paar Monate bis mehrere Jahre dauern, aber tendenziell sind sie länger als Bärenmärkte. Sie treten auch häufiger auf: In den letzten 90 Jahre erlebten wir zu 78 Prozent Bullenmärkte.

Der durchschnittliche Bullenmarkt erstreckt sich über 973 Tage oder 2,7 Jahre. Der längste Bullenmarkt dauerte von 2009 bis 2020 und bescherte den Aktien ein Wachstum von mehr als 400 Prozent.

Was solltest Du in einem Bullen- oder Bärenmarkt unternehmen?

Während Bullenmärkte in der Regel nicht allzu viel Stress auslösen, gehen Bärenmärkte oft mit Angst und Unsicherheit einher. Wie Du jedoch mit einem Bärenmarkt umgehen solltest, hängt von Deinen langfristigen Anlagezielen ab.

Wenn Du noch Jahrzehnte von Deinem Sparziel entfernt bist

Falls Du in Deinen 20ern, 30ern oder sogar 40ern bist und ein weit entferntes Ziel wie den Ruhestand ansteuerst, solltest Du an Deinen Aktien festhalten und während eines jeden Marktes einfach weiter investieren.

Falls Du in ein gestreutes Portfolio investierst, hält Deine Anlage Bullen- als auch Bärenmärkte aus. Vielleicht kommst Du in Versuchung, Deinen Anlagen zu verkaufen, um während einer Bärenzeit nicht noch mehr Geld zu verlieren. 

Dadurch verfestigst Du jedoch nur die Verluste, die Du bereits erlitten hast. Du stehst zudem vor dem schwierigen Problem, den richtigen Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg in den Aktienmarkt zu finden.

Market Timing ist bekanntlich sehr schwierig, da man nie weiß, wann der Markt seinen Tiefpunkt erreichen wird. Eine Studie vom Charles Schwab hat ergeben, dass jemand, der seinen Aktienbestand kurzfristig in Bargeld umschichtet und auf den richtigen Wiedereinstiegszeitpunkt wartet, etwa 30 Prozent Rendite vergibt. 

Betrachte Bärenmärkte stattdessen als Chance: Wenn Du jung bist, kannst Du von den niedrigeren Aktienkursen profitieren. Etwa, wenn du monatlich in einen Sparplan investierst und Aktien oder ETF-Anteile günstiger zukaufst. 

Ein Bärenmarkt kann auch aus psychologischer Sicht gut sein. Vielleicht stellst Du fest, dass Deine Risikobereitschaft doch geringer ist, als Du zunächst angenommen hast und schichtest Dein Portfolio mittelfristig etwas um.

Wenn Du Dich Deinem Sparziel näherst

Wenn sich Dein Anlagezeitraum dem Ende nähert (d.h. Du nur noch wenige Jahre bis zur Rente hast), bleibt Dir weniger Zeit, um Dich von Kurseinbrüchen zu erholen. Auch wenn wir wissen, dass sich der Markt in der Vergangenheit von jedem Bärenmarkt erholt hat, bleiben Dir möglicherweise nicht mehr die zwei Jahre, die eine Erholung (durchschnittlich) dauert. 

Aus diesem Grund ist es gut, wenn Du Dein Wertpapierportfolio im Laufe Deines Lebens mehrmals überprüfst und ggf. anpasst, also sichere versus schwankungsanfälligere Anlagen entsprechend umschichtest. 

Konkret bedeutet das, dass Du verschiedene Wertpapiere kaufst oder verkaufst, um auf die Mischung aus Aktien, Anleihen und Bargeld zu kommen, die Deinen Anlagezielen und Deiner Risikotoleranz entspricht. 

Wenn Du bereits im Ruhestand bist

Wer kein aktives Einkommen mehr bezieht, verlagert die Anlagestrategie oft auf den Kapitalerhalt. Wachstum ist dagegen oft weniger wichtig. Das bedeutet ganz generell, dass Du Deine Anlagen konservativer ausrichtest, d.h. mehr auf Bargeld, Anleihen und festverzinslichen Wertpapiere hin umbaust, als das bisher der Fall war.

Wenn Du vom Ersparten lebst, birgt das wiederum ein Risiko: In schlechten Zeiten oder in Zeiten hoher Inflation hebst Du vielleicht mehr Geld ab, als Du eigentlich zur Verfügung hast. So gehen Dir am Ende vielleicht zu schnell die Mittel aus. Besser ist es, Du hältst Dich an eine bewährte Entnahmeregel, die sogenannten 4-Prozent-Regel.

Die 4-Prozent-Regel besagt, dass Du im ersten Jahr Deines Ruhestands ohne Bedenken 4 Prozent aus Deinem Anlagestock entnehmen kannst. Anschließend kannst Du jedes Jahr den gleichen, inflationsbereinigten Betrag abheben, ohne dass Dir für mindestens 30 Jahre das Geld ausgeht. Bemerkenswert ist, dass die Studie, in der die 4-Prozent-Regel aufgestellt wurde, festgestellt hat, dass diese Aussage sowohl für Bullen- als auch für Bärenmärkte gilt.

Wenn Du allerdings besonders besorgt über die Aktienmarktrenditen im Ruhestand bist, kannst Du auch nur 3 Prozent Deines Portfolios entnehmen. 

Das kannst Du aus dem Text mitnehmen

Obwohl Bärenmärkte auf den ersten Blick Angst einjagen können, sind sie Bestandteil eines normalen Wirtschaftszyklus und führen oft zu noch höheren Marktrenditen. Ein breit gestreutes Portfolio, das Deine langfristige Anlagestrategie abbildet, ermöglicht es Dir, selbstbewusst auf Kurs zu bleiben und jedem Markt standzuhalten.

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