Signal, Telegram, Threema: Was sind die besten Alternativen zu Whatsapp?

Redakteur

Aktualisiert: 06. April 2021, 09:51 Uhr

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Trotz aller Kritik am US-Messenger-Dienst Whatsapp: Bislang konnte sich keine Alternative so richtig in der breiten Masse durchsetzen. Nicht ohne Grund, denn für Messenger gilt „the winner takes it all“. Das heißt, die meisten Nutzer haben keine Lust, regelmäßig mehrere Messenger auf ihrem Smartphone zu öffnen. Hinzu kommt der sogenannte Netzwerkeffekt: Finde ich nicht alle meine Freunde in einem Messenger, ist es wahrscheinlich, dass ich die App nicht weiter benutze. Und so konnte Whatsapp seine dominante Stellung bislang halten.

Wenn Du Deine Freunde und Familienmitglieder für einen anderen Messenger begeistern willst, solltest Du die Vor- und Nachteile der verschiedenen Alternativen kennen. Wir vergleichen für Dich die drei größten, die nach eigenen Angaben ganz bewusst für mehr Privatsphäre entwickelt worden sind: Signal, Telegram und Threema.

Whatsapp: Wo liegt das Problem?

Alle Jahre wieder wollen viele Nutzer weg von Whatsapp. Zum Beispiel, wenn der Whatsapp-Mutterkonzern Facebook mit einem weiteren Datenskandal in die Schlagzeilen gerät. So wurde Anfang April bekannt, dass die Daten von 530 Millionen Facebook-Nutzern in einem Hackerforum gelandet sind.

Zuletzt war es auch die Ankündigung neuer Nutzungsbedingungen, die vielen Whatsapp-Usern sauer aufgestoßen ist. Nach massiver Kritik hat Facebook die Einführung der neuen Regeln vom 8. Februar auf den 15. Mai verschoben. Wer bis dahin nicht zustimmt, kann Whatsapp nicht weiter benutzen.

Fairerweise muss man sagen, dass nicht alles an Whatsapp schlecht ist. So sind Deine Nachrichten sehr wahrscheinlich Ende-zu-Ende-verschlüsselt und können nicht von Whatsapp mitgelesen werden. Facebook legt den Quellcode seiner App allerdings nicht offen (closed source). Deshalb muss man letztlich darauf vertrauen, dass Facebook die Wahrheit sagt und alles richtig und sicher programmiert hat. Laut den Sicherheitsspezialisten von Heise Online spricht vieles dafür, dass Whatsapp tatsächlich eine funktionierende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingebaut hat.

Und mit den neuen Whatsapp-Nutzungsregeln soll sich für Europäer nichts groß ändern, wenn man den Whatsapp-Machern glaubt. Die Daten der europäischen Whatsapp-Nutzer sollen auch weiterhin nicht an den Mutterkonzern Facebook weitergegeben und nicht für Werbezwecke verwendet werden. Also viel Wind um nichts? Nicht ganz.

Seit Facebook Whatsapp gekauft hat, sorgen sich Nutzer und IT-Experten zunehmend um die sogenannten Metadaten: Wie oft nutze ich die App? Mit wem schreibe ich und wie oft? Außerhalb der EU leitet Whatsapp solche Daten bereits an den Mutterkonzern Facebook weiter und nutzt sie zu Werbezwecken. Die strengen europäischen Datenschutzregeln halten Facebook hierzulande noch davon ab. Die Frage ist: Wie lange noch – und vertraust Du Facebook?

Signal: Der Messenger, den Edward Snowden nutzt

Signal ist ein kostenloser Messenger der gemeinnützigen Signal-Stiftung in den USA, die sich vor allem aus Spenden finanziert. Die App gibt es seit 2014, die Stiftung seit 2018. Bekanntester Geldgeber ist Whatsapp-Mitgründer Brian Acton. Gut möglich, dass Acton nicht zufrieden war mit dem, was Facebook aus Whatsapp gemacht hat, nachdem er den Messenger verkauft hat.

Der Signal-Betreiber hat keinen Zugriff auf Nutzerdaten, und alle Nachrichten sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das bedeutet: Deine Nachrichten liegen verschlüsselt auf Deinem Telefon und dem Deines Gesprächspartners – nicht jedoch auf Servern von Signal in der Cloud. Zu den Daten, die Signal auf seinen Servern speichert, zählen allerdings die Telefonnummern Deiner Kontakte. Im Gegensatz zu Whatsapp verwendet Signal ein spezielles System mit einer Pin, um die Daten Deiner Kontakte auf dem Signal-Server zu verschlüsseln.

Sowohl Apps als auch Server von Signal sind quelloffen (open source) und können somit von unabhängigen IT-Experten auf ihre Sicherheit und Qualität hin überprüft werden.

Signals Konzept mit der weitgehenden Verschlüsselung und dem quelloffenen Code überzeugt viele Sicherheitsexperten. So verwendet Edward Snowden, der Aufdecker der NSA-Affäre, den Messenger nach eigener Aussage jeden Tag. Auch Promis wie Tesla-Chef Elon Musk setzen sich für Signal ein.

Telegram: Standardmäßig nicht verschlüsselt

Der Messenger Telegram ist mit rund 500 Millionen aktiven Nutzern weltweit derzeit die größte Whatsapp-Alternative. Gegründet wurde Telegram von Nikolai und Pawel Durow. Die Brüder hatten zuvor das russische soziale Netzwerk Vkontakte ins Leben gerufen.

Die Durow-Brüder haben nach eigener Aussage die Brücken zu Russland abgebrochen. Ihr Firmenkonstrukt wirkt nicht gerade vertrauenserweckend: Laut App-Store-Beschreibung sitzen die Telegram-Entwickler in Dubai, die Firma hat eine britische Rechtsform und ist in London registriert. Das Unternehmen verdient offenbar kein Geld, denn ein richtiges Geschäftsmodell scheint nicht zu existieren. Das ist ein Risiko, weil niemand weiß, was Telegram macht, wenn ihnen das Geld ausgeht.

Die Telegram-App ist quelloffen und kann von unabhängigen IT-Spezialisten überprüft werden, der Server ist jedoch nicht open-source.

Bemerkenswert: Deine Nachrichten sind standardmäßig nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt, sondern werden in der Cloud – also auf Servern von Telegram – gespeichert. Damit kann der Telegram-Betreiber theoretisch Deine Nachrichten mitlesen – und auch Hacker, falls es ihnen gelingen würde, in die Server von Telegram einzubrechen. Willst Du verschlüsselte Nachrichten senden, die nicht in der Cloud landen, musst Du extra einen „geheimen Chat“ starten. Im Alltag werden das die wenigsten machen.

Eine Besonderheit von Telegram sind seine offenen Kanäle, über die im Prinzip jeder an die Öffentlichkeit treten kann. Problematisch daran ist, dass auch Verschwörungsideologen und Neonazis ihre kruden Thesen dort veröffentlichen. Außerdem floriert auf Telegram der Handel mit Drogen.

Threema: Sicherer Messenger aus der Schweiz

Der Schweizer Manuel Kasper hat den Messenger Threema 2012 herausgebracht. Der Name steht für „End-to-End Encrypted Messaging Application“, ursprünglich als EEEMA abgekürzt. Aus den drei E am Anfang wurde „three“, das englische Wort für drei. Entwickelt wird die App von der Threema GmbH mit Sitz in der Schweizer Gemeinde Pfäffikon.

Wie der Name schon sagt, sind alle Nachrichten Ende-zu-Ende-verschlüsselt und können nicht vom Threema-Betreiber gelesen werden. Threema unterscheidet sich in zwei Punkten grundlegend von anderen verschlüsselten Messengern.

Zum einen ist die App kostenpflichtig (knapp 4 Euro). Was erstmal wie ein Nachteil klingt, ist in Wirklichkeit eher ein Vorteil: Das Geschäftsmodell ist klar und der Anbieter vermutlich nicht auf Werbeeinnahmen angewiesen.

Zum anderen ist der Threema-Account nicht mit der eigenen Telefonnummer verknüpft, wie es die meisten anderen Messenger machen. Dadurch kannst Du Threema sogar komplett anonym benutzen. Tatsächlich ist das aber ziemlich unkomfortabel: Du musst Deine Kontakte persönlich treffen und einen QR-Code mit dem Smartphone abfotografieren. Letztlich geben doch viele einfach ihre Handynummer an und finde ihre Kontakte über deren Telefonnummern.

Whatsapp-Alternativen im Überblick

SignalTelegramThreemaWhatsapp
aktive Nutzer weltweit20 Mio.500 Mio.8 Mio.2.000 Mio.
standardmäßig verschlüsseltjaneinjaja
Telefonnummern in der Cloudverschlüsseltunverschlüsseltkeineunverschlüsselt
ohne Handynummer nutzbarneinneinjanein
Quellcode überprüfbarApp und ServerAppAppnein
RechtsraumUSAunklarSchweizUSA
Kostenkostenloskostenlos3,99 €kostenlos
Quellen: Anbieterangaben, Heise Online, Recherche Forbes Advisor Deutschland. 20. Januar 2021.

Fazit

Der mit Abstand meistgenutzte Messenger Whatsapp gehört zum Facebook-Konzern, dem viele Nutzer ungern noch mehr Daten anvertrauen wollen. Vielversprechende Alternativen, die die Entwickler nach eigenen Angaben bewusst für besseren Datenschutz konzipiert haben, sind Signal, Telegram und Threema.

Telegram kann dieses Versprechen nur teilweise einhalten, da Nachrichten nicht standardmäßig verschlüsselt sind – diese Funktion musst Du explizit für jeden Chat einschalten. Threema geht mit seinem Datenschutz sehr weit. Allerdings könnte der Preis von knapp 4 Euro manche davon abschrecken, die App zu installieren. Signal bietet soliden Datenschutz. Die App ist kostenlos und wird von Promis und Netzaktivisten weltweit unterstützt.

Zu welchem Messenger Du dauerhaft wechseln kannst, hängt letztlich davon ab, welchen auch Deine Freunde und Familie nutzen würden. Teste alle drei Alternativen für Dich und versuche dann, Deine Kontakte von der für Dich besten Alternative zu überzeugen.

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