Schadenfreiheitsklasse (SFK) in der Kfz-Versicherung: 10 Dinge, die Du wissen solltest

Redakteurin

Aktualisiert: 21. Dezember 2022, 13:19 Uhr

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Wer die Kfz-Versicherung wechseln will, kommt in der Antragsstrecke an der Frage nicht vorbei: Wie lautet Deine Schadenfreiheitsklasse (SFK)? Übersetzt: Wie viele Jahre bist Du unfallfrei Auto gefahren?

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Je höher die Anzahl der schadenfreien Jahre, umso besser: Dein Autoversicherer senkt dann in der Regel Deinen Beitrag ab. Oder genauer: Du erhältst einen Rabatt auf den vollen Beitrag in Prozent.

Doch wie genau sieht diese Rabattstaffel aus? Welche Schadenfreiheitsklasse gilt, wenn Du den Kfz-Versicherer wechselst? Und was gibst Du an, wenn Du im vergangenen Jahr einen Unfall hattest?

Im Artikel beantworten wir die wichtigsten zehn Fragen rund um die Schadenfreiheitsklasse.

1. So funktioniert die Schadenfreiheitsklasse

Bist Du ein Jahr lang unfallfrei gefahren, gruppiert Dich Dein Kfz-Versicherer normalerweise in die Schadenfreiheitsklasse 1 (SFK 1) ein – das entspricht oft dem Basisbeitrag (100%). Für jedes weitere Jahr, das Du unfallfrei unterwegs bist, gibt es dann einen (prozentualen) Rabatt.

Dabei wird es recht schnell billiger. Die Allianz als einer der größten Kfz-Versicherer gewährt zum Beispiel 15% Rabatt für alle, die zwei unfallfreie Jahre hinter sich haben. Wer drei Jahre sicher unterwegs war, bekommt einen Rabatt von 30%.

Nur wenige Versicherer veröffentlichen die Rabatt-Tabellen zur Schadenfreiheitsklasse. Übersichten der großen Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen zeigen aber ähnliche Größenordnungen bei der Abstufung.

Beispiel für eine Rabattstaffel

Unfallfreie Jahre (SFK)Rabatt auf den Basisbeitrag
0doppelter Basisbeitrag
1/2Aufschlag ca. 40% auf Basisbeitrag
1Basisbeitrag
215%
330%
440%
5 – 8 45 bis 50%
9 – 15 mehr als 50%
16 – 25 etwa 65 bis 70%
26 – 30etwa 75%
31 oder mehrmind. 80%
Quelle: Forbes-Advisor-Recherche, Check24, Allianz. Stand Juli 2021

Manche Versicherer kalkulieren die Rabatte auch auf Basis der Schadenfreiheitsklasse 0. Diese gilt normalerweise für Fahranfänger im ersten Jahr. Darüber hinaus gibt es die Schadenfreiheitsklasse ½ für alle, die zum ersten Mal versichert sind, aber schon mehr als ein Jahr im Auto (der Eltern, des Partners) unterwegs waren – also eine gewisse Fahrpraxis vorweisen können.

Versicherer, die den Basisvertrag mit dem ersten unfallfreien Jahr verknüpfen, erheben in der Regel Aufschläge für Fahranfänger (SFK 0) oder Fahrer mit wenig Fahrpraxis (SFK ½). Bei der Schadenfreiheitsklasse 0 musst Du mit einem doppelten Basisbetrag rechnen, in der SFK ½ kann der Aufschlag bis zu 40% des Basisbetrags betragen.

2. Das sind die SF-Klassen S und M

Das S steht bei der SF-Klasse für Schadenklasse. In diese wird Du eingruppiert, wenn Du nach einem unfallfreien Jahr im darauffolgenden Jahr einen Unfall hast. Von der SFK 1 rutschst Du dann in die SFK S – der Aufschlag auf den Basisbetrag kann dann bis zu 75% betragen.

Das M steht für Malusklasse. Dort wirst Du eingruppiert, wenn Du als Fahranfänger oder als Fahrer mit wenig Fahrpraxis im ersten Versicherungsjahr einen Unfall hast. Von der SFK ½ oder SFK 0 rutschst Du dann in die Klasse M – Dein Jahresbeitrag kann sich im schlimmsten Fall verdoppeln.

3. Schadenfreiheitsklasse (SFK) in Kfz-Haftpflicht und Vollkasko: Das ist der Unterschied

Normalerweise bezieht sich die Schadenfreiheitsklasse zunächst auf Deine Kfz-Haftpflichtversicherung. Das ist die Versicherung, die Schäden an Fahrzeugen anderer abdeckt – sie ist verpflichtend für alle, die ein Auto zulassen wollen.

Kümmert sich Deine Versicherung also darum, den Schaden am Auto des Unfallgegners zu begleichen, wirkt sich das auf Deine Schadenfreiheitsklasse bei der Haftpflicht aus. Sofern Du keinen extra Rabattschutz abgeschlossen hast, wirst Du in den unfallfreien Jahren zurückgestuft.

Ist Dein Auto noch relativ neu und hast Du eine Vollkaskoversicherung gewählt, gibt es dazu eine eigene Schadenfreiheitsklasse. Die Vollkaskoversicherung zahlt für Schäden an Deinem eigenen Auto. Nimmst Du eine solche Reparatur in Anspruch, wirst Du in der Regel in der Schadenfreiheitsklasse für die Vollkasko zurückgestuft.

Es ergibt Sinn, eigene Schadenfreiheitsklassen zu führen, da ein Unfall nicht zwangsläufig beide Versicherungsbestandteile betrifft. Nimm etwa an, Du fährst rückwärts gegen einen Laternenmast und möchtest die Beule an der Stoßstange repariert bekommen.

Deine Versicherung kommt im Rahmen der Vollkasko für den Schaden an Deinem Auto auf. Vermutlich wird im kommenden Versicherungsjahr Dein Versicherungsbeitrag zur Vollkasko steigen. Die Haftpflicht ist hingegen nicht betroffen – ein anderes Fahrzeug hast Du ja nicht beschädigt.

Mehr zum Unterschied zwischen Haftpflicht, Teil- und Vollkasko und was sich für Dich lohnt, erfährst du im Artikel „So viel Kfz-Versicherung brauchst Du“.

4. So stark wirst Du nach einem Schaden zurückgestuft

Man könnte zunächst annehmen, dass Du einfach in die nächstkleinere Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft wirst – schließlich hast Du nur ein unfallfreies Jahr verloren. Doch dem ist nicht so. Tatsächlich setzt Dich ein Schaden aus Sicht des Versicherers gleich um mehrere unfallfreie Jahre zurück.

Jeder Versicherer handhabt das etwas anders. Interessierst Du Dich für diese sogenannten Rückstufungstabellen, musst Du häufig ins Kleingedruckte (in die Versicherungsbedingungen) schauen. Dabei fällt die Rückstufung in der Haftpflicht in der Regel höher aus als bei der Vollkasko.

Wir haben stichprobenartig in die Bedingungen einiger Kfz-Versicherer reingeschaut. Ergebnis: In der Haftpflicht kannst Du aus SF-Klasse 35 schonmal in SF-Klasse 20 zurückgestuft werden, von SF-Klasse 20 auf SF-Klasse10 oder von SF-Klasse 5 auf SF-Klasse 1.

Im ersten Fall mag Dein Rabatt auf den Basisbeitrag schonmal von 75% auf 65% fallen, im zweiten von 65% auf 50%. Hast Du nach fünf Jahren einen Unfall, stuft Dich der Versicherer danach in die Risikogruppe derer ein, die gerade einmal ein unfallfreies Jahr hinter sich haben. Der Preis für die Versicherung kann sich in dem Fall sogar verdoppeln.

Hast Du mehr als einen Schaden im Jahr, wirst Du noch stärker zurückgestuft. So kann es etwa vorkommen, dass Du von SFK 35 nach zwei Schäden in SFK 8 landest.

In der Vollkasko wird auch zurückgestuft, allerdings bisweilen nicht so stark wie in der Haftpflicht.

Grundsätzlich spürst Du die Rückstufung umso mehr im Geldbeutel, je weniger schadensfreie Jahre Du zuvor angesammelt hattest: Die Rabattsprünge in den unteren Schadenfreiheitsklassen sind in den ersten Jahren, in denen Du Dein Auto versicherst, größer.

5. Vertrag mit Rabattschutz („Rabattretter“): Sinnvoll oder nicht?

Sehr häufig nicht sinnvoll. Mit einem Rabattretter im Tarif kannst Du im Schadenfall zwar Deine Schadenfreiheitsklasse behalten und vermeidest teurere Beiträge in den Folgejahren, die durch eine Rückstufung entstehen würden. Allerdings zahlst Du für den Tarifbaustein Rabattretter selbst bereits einen deutlichen höheren Preis pro Jahr.

Eine Untersuchung von Forbes Advisor vom November 2020 zeigte etwa, dass eine Familie, die einen Neuwagen Vollkasko versichert, für die Option Rabattretter mit Aufschlägen bis zu 40% im Preis rechnen musste.

Im Zweifel musst Du Dir also tatsächlich anschauen, wie stark sich eine Rückstufung auf Deinen Jahresbeitrag auswirkt, falls Du einen Unfall hast – und wie hoch der sichere Preisaufschlag pro Jahr für einen Rabattretter wäre.

6. SF Klasse zu einem neuen Versicherer mitnehmen

In der Regel ist das möglich. Wechselst Du die Versicherung, wirst Du normalerweise im Antrag gefragt, welche Schadenfreiheitsklasse der aktuelle Versicherer entweder im laufenden Jahr oder zum nächsten Kalenderjahr für Dich annehmen würde. Das gilt für die Haftpflicht wie für die Vollkasko.

Der neue Versicherer behält sich in der Regel vor, Deine Angaben zu prüfen. Wenn alles passt, wird Deine Schadenfreiheitsklasse übertragen, ansonsten kann es zu einer Neubeurteilung kommen. Achte also darauf, genau zu schauen, was im Antrag des Vergleichsportals oder neuen Versicherers zur Schadenfreiheitsklasse gefragt wird.

Kennst Du Deine aktuelle (oder künftige) Schadenfreiheitsklasse nicht, frag direkt beim Versicherer nach. Ansonsten teilt Dir der Versicherer normalerweise in einem Brief im November mit, wie die Schadenfreiheitsklasse und der Beitrag fürs Folgejahr lauten.

7. Das solltest Du beachten, wenn Du nach einem Unfall den Versicherer wechselst

Besonders genau solltest Du hinschauen, wenn Du in den vergangenen drei Jahren einen Schaden hattest. Dann kann es sein, dass der neue Versicherer die Rückstufung anders bewertet als Dein alter Anbieter – also mit einer anderen Tabelle arbeitet.

Ruf daher lieber einmal zu viel beim (neuen) Versicherer an und kläre, in welche Schadenfreiheitsklasse Du im Zweifel rutschen würdest. Tust Du das nicht und wechselst einfach, kann es passieren, dass der neue Versicherer tatsächlich nachberechnet und nachträglich den Beitrag (deutlich) anhebt.

Möglicherweise kommst Du dann nicht mehr aus dem Vertrag und zahlst ein ganzes Jahr drauf, bevor Du wieder wechseln kannst.

8. Schadenfreiheitsklasse (SFK) auf Kinder oder Enkel übertragen

Grundsätzlich ist das bei vielen, aber nicht bei allen Versicherungen möglich. Wichtig ist, dass derjenige, der seine Schadenfreiheitsklasse überträgt, diese wirklich abtritt, also sie selbst danach nicht mehr nutzen kann.

Sinn ergeben kann das trotzdem, etwa, wenn Du jahrelang den Zweitwagen der Eltern gefahren hast, diese ihn nicht mehr brauchen, und Du das Auto lieber auf Dich zulassen möchtest. Oder wenn ein Großelternteil sein Auto aus Altersgründen abgibt und Du es samt SF-Rabatten vorzeitig erbst.

So ganz ohne Nachweise macht die Versicherung diesen „Deal“ aber nicht mit. So muss das „Kind“ etwa belegen können, dass es tatsächlich regelmäßig mit dem Auto gefahren ist, womöglich muss es sogar offiziell als Zweitfahrer beim Versicherer gemeldet gewesen sein.

Wichtig: Als „Kind“ kannst Du Dich nicht älter und erfahrener machen, als Du bist. Hast Du Deinen Führerschein selbst 20 Jahre, kannst Du maximal die SFK 20 übernehmen.

9. Das passiert mit der SF Klasse, wenn Du Dein Auto abmeldest

Deine Schadenfreiheitsklasse bleibt erstmal gespeichert – und damit bestehen. Lässt Du wenige Monate nach der Abmeldung Deines alten Fahrzeugs ein neues zu, kannst Du Deinen Vertrag einfach weiterführen.

Unterbrichst Du mehr als ein halbes Jahr, musst Du ggf. ein weiteres Jahr in der zuletzt gültigen Schadenfreiheitsklasse weiterfahren. Dir entgeht also der Sprung zur nächstbesseren SKF.

Erst nach sieben, manchmal zehn Jahren ohne Auto verlangen manche Versicherer, dass Du einen neuen Vertrag abschließt, also wieder „ganz unten“ mit SF-Klasse 1 anfängst. Andere versichern Dich weiter, wenn Du Unterlagen zur Vorversicherung lückenlos bereithalten kannst.

10. Diese SF Klasse gilt bei einem Zweitwagen

Hier lohnt ein genauer Blick, denn Versicherer halten dies nicht unbedingt einheitlich. Üblich ist, dass der Zweitwagen in einem eigenen Vertrag mindestens mit SFK ½ startet, sofern das Erstfahrzeug auch mindestens SFK ½ hat. Manche Versicherer gewähren aber auch direkt SFK 2 oder 3.

Andere (wenige) erwägen bisweilen sogar, den Zweitwagen wie den Erstwagen einzustufen, zum Beispiel dann, wenn das Hauptfahrzeug schon recht viele schadenfreie Jahre angesammelt, also eine hohe Schadenfreiheitsklasseaufgebaut hat.

Eine Garantie oder gesetzliche Verpflichtung gibt es dafür nicht, die Einstufung liegt im Entscheidungsbereich des Versicherers. So mag es lohnen, als langjähriger Kunde bei einer Versicherung anzurufen und nach bestimmten Sonderkonditionen zu fragen.

Oft ist eine günstigere Einstufung des Zweitwagens auch an Bedingungen geknüpft, etwa zum Fahrerkreis (nur enge Familienangehörige dürfen das Auto fahren) oder den jährlichen Kilometern. Auch hier lohnt es zu fragen.

Häufige Fragen zur Schadenfreiheitsklasse

Kann ich eine Schadenfreiheitsklasse kaufen?

Nein, es ist nicht möglich, sich eine bestimmte Schadenfreiheitsklasse (SFK) zu kaufen. Du kannst lediglich die Schadenfreiheitsklasse von jemand anderen übernehmen – beispielsweise, wenn ein Großelternteil nicht mehr fahren möchte und sein Auto abmeldet. Ansonsten steigt Deine Schadenfreiheitsklasse mit unfallfreien Jahren.

Welche Schadenfreiheitsklassen gibt es in Deutschland?

Sind die Schadenfreiheitsklassen bei Haftpflicht und Vollkasko gleich?

Bei welcher Schadenfreiheitsklasse steige ich ein?

Welche Schadenfreiheitsklasse ist die beste?

Schadenfreiheitsklasse übertragen: Gibt es Nachteile?

Von Teilkasko auf Vollkasko wechseln: Verändert sich die Schadenfreiheitsklasse?

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