Oktober-Inflation in Deutschland bei 3,8 Prozent: Teuerung geht deutlich zurück

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Veröffentlicht: 07. November 2023, 14:21 Uhr

Daniel Pöhler
Redakteur

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Die Inflationsrate in Deutschland liegt im Oktober 2023 voraussichtlich bei 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist nach September ein weiterer deutlicher Rückgang: Im August lag die Inflationsrate noch bei 6,1 Prozent, im September bei 4,5 Prozent. Im Oktober 2022 hatte die Inflation mit über 10 Prozent ihr Maximum erreicht.

Dass die Inflations gerade jetzt im Herbst so deutlich zurückgeht, ist kein Zufall.

  • Im September fielen Preissteigerungen im Nahverkehr und bei Kraftstoffen nicht mehr ganz so stark aus wie noch im August: Tankrabatt und 9-Euro-Ticket waren im September 2022 bereits ausgelaufen.
  • Im Oktober gingen die Kosten für Energie (Haushaltsenergie und Kraftstoffe) laut Statistischem Bundesamt auf Jahressicht sogar erstmals zurück, und zwar um 2 Prozent.

Ein großer Faktor für die verbliebene Inflation sind dagegen Nahrungsmittel. Ihr Preis lag im September 2023 um 7,5 Prozent höher als im Vorjahr und im Oktober 2023 immer noch 6,1 Prozent höher als im Vorjahr.

Wie die Inflation in Deutschland genau gemessen wird, was derzeit die größten Preistreiber sind, was wir für das restliche 2023 und darüber hinaus erwarten können und wie Du Dich gegen Inflation absichern kannst, erklären wir im Artikel. 

Was ist Inflation und was sagt uns die Inflationsrate?

Inflation kommt aus dem Lateinischen „inflare“ und heißt so etwas wie aufblasen. Bei einer Inflation beobachten wir „aufgeblähte Preise“. Dabei geht es um die Preise für Güter des Alltags, die immer teurer werden.

Die Inflationsrate zeigt uns, um wie viel sich der Preis für dieselbe Auswahl an Alltagswaren in einem Jahr verändert hat. Die Inflationsrate kann positiv sein – dann ist der Warenkorb teurer geworden. Oder negativ: Dann sind die wichtigsten Alltagsgüter billiger geworden. 

Statt Inflationsrate können wir in Deutschland auch die Begriffe Preissteigerungsrate oder Teuerungsrate verwenden. Sie alle meinen dasselbe Phänomen. 

Was brauchen wir, um die Inflation zu messen?

Um die Inflation zu messen (die Inflationsrate auszurechnen), müssen wir zuerst wissen, welche Waren und Dienstleistungen des täglichen Lebens wir überhaupt Monat für Monat im Preis vergleichen wollen. Darum kümmert sich in Deutschland das Statistische Bundesamt.

Repräsentativer Warenkorb

Das Statistische Bundesamt ermittelt den sogenannten repräsentativen Warenkorb mit insgesamt rund 700 Güterarten, die in folgende 12 Hauptkategorien eingeteilt sind:

  • Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, 
  • alkoholische Getränke und Tabak
  • Bekleidung und Schuhe, 
  • Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe
  • Möbel, Leuchten, Geräte, u.a. Haushaltszubehör
  • Gesundheit
  • Verkehr
  • Post und Telekommunikation
  • Freizeit, Unterhaltung und Kultur
  • Bildungswesen
  • Gaststätten und Beherbergungsdienstleistungen
  • andere Waren und Dienstleistungen 

Preiserhebung

Jeden Monat schaut das Statistische Bundesamt, wie viel die Güter im Warenkorb kosten. Dazu fragt es über 300.000 Einzelpreise bei Handels- und Dienstleistungsunternehmen ab, sowohl in Geschäften als auch im Internet.

Gewichtung

Jede Güterart erhält ein Gewicht. Das Gewicht richtet sich danach, wie viel ihres Einkommens die Bundesbürger im Durchschnitt für die Güterart ausgeben. Der Anteil einzelner Güterarten an den Gesamtausgaben eines Haushalts zeigt folgende Tabelle.

Die wichtigsten Posten im Warenkorb und deren Gewicht am Gesamtwert

Kategorieenthält u.a.Gewicht im Warenkorb
Mieten und EnergiepreiseKaltmieten, Wasser, Strom, Gas25,9%
Verkehr und TransportNeuwagen, Gebrauchtwagen, Diesel, Benzin13,8%
Freizeit, Unterhaltung, KulturElektrogeräte, Sportartikel, Bücher, Pauschalreisen10,5%
LebensmittelNahrungsmittel, nicht alkoholische Getränke11,9%
nur KraftstoffDiesel, Benzin, Autogas3,05%

Quelle: Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreisindex für Deutschland 2023

Neues Wägungsschema seit dem Frühjahr 2023

Die Gewichtung für einzelne Güterarten im Warenkorb, das sogenannte Wägungsschema, wurde im Frühjahr 2023 überarbeitet, turnusgemäß nach 5 Jahren. Interessant: Zwar ist Energie deutlich teurer geworden, die Deutschen sparen aber offensichtlich bei Verbrauch ein und geben insgesamt weniger ihres Einkommens insbesondere für Öl und Gas aus.

Der Posten Energie macht 2023 ein gutes Viertel (25,9 Prozent) der Ausgaben aus, statt ein Drittel (32,4 Prozent) fünf Jahre zuvor. Wo sich die Teuerung allerdings im Wägungsschema niederschlägt, ist bei den Nahrungsmittel und Getränken: Sie manchen machen nun 11,9 Prozent der Ausgaben aus; vor fünf Jahren waren es nur 9,6 Prozent.

Übrigens: Die individuelle Inflationsrate kann sich also von der offiziellen unterscheiden – beim Statistischen Bundesamt kannst du dir Deine persönliche Teuerung errechnen

Was ist der Verbraucherpreisindex?

Um die Veränderung der Preise im repräsentativen Warenkorb leichter ablesen zu können, wird sein Wert zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Wert 100 normiert (indexiert). Wir sprechen vom Verbraucherpreisindex.

Das aktuelle Basisjahr ist 2020. Das bedeutet, dass das Preisniveau vom Jahresbeginn 2020 einem Indexwert von 100 entsprechen. Im August 2023 stand der Verbraucherpreisindex bei 117,5. Waren und Dienstleistungen sind heute also um 17,5 Prozent teurer als 2020.

Beachte: Gemeinsam mit dem neuen Wägungsschema wurde im Frühjahr 2023 vom alten Basisjahr 2015 auf das Basisjahr 2020 umgestellt.

Was treibt die Inflation?

Insgesamt ist die Inflation in Deutschland auf dem Rückzug. Während die Teuerungsraten im Mai, Juni, Juli und August 2023 noch bei über 6 Prozent lagen, schwächte sich die Inflation auf zuletzt 3,8 Prozent im Oktober ab.

Den Rückgang der Teuerungsrate führte das Statistische Bundesamt auf sinkende Energiepreise und dem Wegfall sog. Basiseffekte (Tankrabatt, 9-Euro-Ticket) zurück. Es gibt weiter Preissteigerungen bei Lebensmitteln, jedoch geht auch hier die Teuerung langsam zurück.

Wie erwähnt, stellte das Statistische Bundesamt im Frühjahr turnusgemäß nach 5 Jahren das Wägungsschema des Verbraucherpreisindex um. Einzelne Güterarten bekamen ein leicht anderes Gewicht im Ausgabenmix der Haushalte. Insbesondere die Ausgaben für Energie haben im neuen Wägungsschema ein geringeres Gewicht. Auch das führt dazu, dass die Inflationsrate niedriger ausfällt. Konkret hätte die hohe Inflation vom Oktober 2022 (10,4 Prozent) nach dem neuen Wägungsschema bei nur 8,8 Prozent gelegen.

Den Verlauf der Inflation mit dem neuen Basisjahr 2020 zeigt folgende Grafik.

Welche Inflation können wir künftig erwarten?

In ihrer Sitzung vom 14. September 2023 hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Inflationserwartungen für die Eurozone für dieses und die kommenden Jahre nochmal leicht angepasst.

  • Für 2023 rechnet sie nun mit einer Inflation von 5,3 Prozent, für 2024 mit einer Inflation von 3,2 Prozent und für 2025 mit einer Inflation von 2,1 Prozent.
  • Für die sogenannte Kerninflation (Teuerung ohne Energie und Lebensmittel) prognostiziert sie 5,1 Prozent für 2023, 2,9 Prozent für 2024 und 2,2 Prozent für 2025.

Ihre Prognose leitet die Notenbank von ihrer Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Lage ab. Dazu zählt unter anderem eine Einschätzung zur Preisentwicklung etwa von Rohstoffen und Energie, zur Lohnentwicklung und zur Wirtschaftsleistung (BIP).

Auf die Preisentwicklung einwirken kann die Notenbank, indem sie den sogenannten Leitzins festlegt, zu dem sich Banken bei ihr Geld leihen können. Der Theorie nach macht ein höherer Leitzins Kredite teurer und Sparen attraktiver. Es wird weniger konsumiert und Preise sinken.

Am 21. Juli 2022 verkündete die EZB erstmals eine Erhöhung der Leitzinsen. Der für Kredite relevante Hauptrefinanzierungssatz (der Leitzins) stiegt auf 0,5 Prozent. Der bisher negative Einlagenzins stieg auf null Prozent. Es folgten bis heute 10 Zinsschritte. Zuletzt stieg der Hauptrefinanzierungssatz am 20. September 2023 auf 4,5 Prozent, der Einlagenzins auf 4 Prozent.

Was hinter dieser Zinswende der EZB steckt, haben wir für Dich im Artikel „Was ist der Leitzins?“ aufgeschrieben. Wie sich die Zinspolitik der EZB auf die Konjunktur auswirkt, liest Du im Ratgeber zur Rezession. Alternativ haben wir den Zusammenhang zwischen EZB-Politik und Inflation auch im Podcast „Man lernt nie aus“ erklärt.

Was ist die Kerninflation und warum ist sie so wichtig?

Eine Inflationsrate von 3,8 Prozent im Oktober für Deutschland 2,9 Prozent für den Euroraum weist in die richtige Richtung; die Zinserhöhungen der EZB tragen sichtbare Früchte. Doch wir müssen genauer hinschauen. Völlige Entwarnung ist noch nicht gegeben.

Denn für die EZB und die Wirtschaft ist die sogenannte Kerninflation relevant. Sie misst die Teuerung des Warenkorbs ohne die im Preis recht schwankungsanfälligen Sektoren Energie und Lebensmittel. Und diese Kerninflation ist noch nicht so weit gesunken, wie gewünscht.

Für die Eurozone rechnete die Europäische Kommission noch im Mai 2023 mit einer Kerninflation von 6,1 Prozent für 2023, das ist immer noch zu hoch. Die EZB hat die Prognose für die Kerninflation der Eurozone für 2023 zuletzt auf 5,1 Prozent veranschlagt. Laut Statistischem Bundesamt beträgt die Kerninflation für Deutschland im Oktober 2023 voraussichtlich 4,3 Prozent.

Warum nun ist die Kerninflation so wichtig? Die Kerninflation spiegelt die Inflationserwartungen der Wirtschaftsteilnehmer wider. So lange viele Gewerbe (noch) nicht nachhaltig daran glauben, dass die EZB-Politik die Inflation in den Griff bekommt, verlangen sie weiterhin hohe Preise für ihre Güter. Auch Lohnforderungen bleiben hoch. Um der Inflation also wirklich Herr zu werden, muss die EZB sich weiter bemühen, glaubhaft darzustellen, dass sie weiß, was sie tut, und ihre Maßnahmen greifen.

Was bedeutet die hohe Inflation für Dich persönlich?

Zunächst einmal: Waren und Dienstleistungen werden teurer, während Löhne oft nicht in gleichem Maße ansteigen. Du kannst Dir tendenziell also weniger leisten – je nachdem, wie Dein persönlicher Warenkorb aussieht. Unter den steigenden Energie-, Miet- und Spritpreisen leiden allerdings die meisten. Der Staat hatte daher bereits Ende 2022 Entlastungen beschlossen, um den größten Preisspitzen entgegenzuwirken. Erinnert sei an die Preisbremse bei Benzin, bei Strom- und Gaspreise, die Absenkung der Mehrwertsteuer etc.

Keine Negativzinsen mehr auf Girokonto-Guthaben

Von der Inflation betroffen bist Du als Sparer immer dann, wenn Du viel Geld unverzinst auf dem Girokonto liegen lässt. Dieses Geld wird dann quasi automatisch weniger wert. Bei 1.000 Euro Guthaben und einer Inflationsrate von beispielsweise 5 Prozent ist Dein Geld nach fünf Jahren in Kaufkraft nur noch gut 780 Euro wert. Bei 2 Prozent Inflation fehlen Dir nach fünf Jahren immerhin mehr als 100 Euro. Umso wichtiger, dass Du möglichst nur den Notgroschen unverzinst liegen lässt. Immerhin: Mittlerweile haben fast alle Banken den negative Einlagenzins abgeschafft.

Tages- und Festgeld bringen wieder deutliche mehr als null

Tagesgeld und Festgeld werfen im Oktober 2023 deutlich positive Zinsen ab. Wer der Bank für 12 Monate 5.000 Euro fest überlässt, kann gut 4 Prozent Zinsen im Jahr verdienen. Das sind rund 200 Euro. Die Inflation lässt sich damit wieder ausgleichen!

Darüber hinaus kannst Du darüber nachdenken, einen Teil Deines Geldes in den Aktienmarkt zu geben. Zum Beispiel in einen günstigen Fonds (ETF), der die globale Wirtschaft abbildet, also Aktien der weltweit größten Unternehmen enthält. Zwar stagnierte der Aktienmarkt zuletzt, jedoch sollten globale Aktienanlagen immer langfristiger Natur sein und langfristig steigen.

Kreditzinsen verharren nach rasantem Anstieg auf hohem Niveau

Hast Du bereits einen Kredit, profitierst Du: Dein Kreditbetrag bleibt auf dem Papier derselbe, doch ist das Geld, das Du in die Hand nimmst, um den Kredit abzubezahlen, weniger Wert. Schwieriger ist es, wenn Du aktuell einen Kredit neu aufnehmen wolltest. Denn die Zinserhöhungen der EZB hatten Kreditzinsen über das gesamte Jahr 2022 stark steigen lassen. Derzeit verharren Kreditzinsen auf vergleichsweise hohem Niveau.

Insbesondere konnten wir viel Bewegung bei Immobilienkrediten beobachten. Noch im Frühjahr 2021 lagen Bauzinsen bei weniger als einem Prozent – so niedrig wie noch nie. Anschließend preisten die Banken aber die Erwartungen an steigende Zinsen ein und verlangen heute je nach Zinsbindung bis zum 4-Fachen, wie folgende Tabelle zeigt.

Anstieg der Immobiliendarlehen März 2021 bis heute

ZinsbindungEffektivzinssatz p.a., in %Anstieg um das …
März 2021September 2023
bis 5 Jahre1,084,324-fache
5 bis 10 Jahre0,953,783,98-fache
über 10 Jahre1,143,653,2-fache
Quelle: Deutsche Bundesbank, Stand: November 2023

Wie kannst Du Dich gegen Inflation absichern?

Investitionen in Gold gelten oft als Krisenwährung und Inflationsschutz schlechthin. Der knappe Rohstoff behält immer einen gewissen inneren Wert – würde wohl im Zweifel als Zahlungsmittel akzeptiert. Auch andere Rohstoffe wie Silber können Inflationsschutz bieten. 

Aktien gelten ebenfalls als Sachwerte, die steigende Inflation ausgleichen. Bei diesen Anlagen bleibt natürlich das Risiko, dass die Wertpapiere zwischendurch im Wert schwanken. In dem Fall hilft es, Deine Anlagen zu diversifizieren

Schließlich können auch Immobilien wertbeständig sein – oder sogar im Wert ansteigen. Allerdings kommt es immer genau auf die Immobilie an, die Lage, die Ausstattung usw. Wer in einem Eigenheim lebt, muss sich zumindest nicht um steigende Mieten sorgen. Lies mehr dazu in unserem Ratgeber Mieten oder Kaufen?

Wo steht die Inflation in Deutschland im Vergleich zur Eurozone?

Für die Eurozone gibt die Statistikbehörde Eurostat die Inflationsraten bekannt. Im Durchschnitt über alle 20 Länder, die den Euro als Währung haben, liegt die Inflation im Oktober 2023 voraussichtlich bei 2,9 Prozent. Allerdings ergeben sich über die Eurozone deutliche Unterschiede bei der Inflation, wie die Tabelle zeigt.

Inflationsraten in ausgewählten Ländern des Euroraums

LandInflationsraten Oktober 2023 (geschätzt)
Slowakei7,8
Slowenien6,6
Estland5,0
Österreich4,9
Frankreich4,5
Griechenland3,9
Spanien3,5
Portugal3,3
Deutschland3,0
Litauen3,0
Belgien2,4
Lettland2,4
Italien1,9
Niederlande-1,0
Quelle: Eurostat, HVPI 2023, November 2023.

Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HPVI) für Deutschland

Wenn Du Dich wunderst, warum die Inflation für Deutschland im europäischen Vergleich mit 3,0 Prozent für Oktober 2023 niedriger berechnet wurde als die deutsche Inflation: Das liegt an einer leicht abweichenden Berechnung der Inflationsrate. 

Denn Eurostat zieht als Vergleichsmaßstab für die Teuerung über alle EU-Länder den sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) heran. Er berechnet sich nach europäischen Richtlinien. Für Deutschland ermittelt ebenfalls das Statistische Bundesamt den HVPI. 

Er unterscheidet sich in einigen Punkten vom „normalen“ Verbraucherpreisindex. Die wichtigsten drei Unterschiede: 

  • Ausgaben privater Haushalte für selbstgenutztes Wohneigentum fließt zusätzlich ein
  • Konsumausgaben der privaten Haushalte für Glücksspiel und seit 2020 der Rundfunkbeitrag bleiben unberücksichtigt
  • Die Grobgewichte der 12 Kategorien des HVPI werden jährlich aktualisiert, alle fünf Jahre ändert sich die Feingewichtung. Die Preisbasis für den aktuellen HVPI dient der Dezember 2020.

Folgende Tabelle zeigt, wie sich die Gewichtung einzelner Gütergruppen im HVPI seit 2021 für Deutschland verändert hat.

Gewichte für ausgewählte Gütergruppen im HVPI für Deutschland

GütergruppeGewicht 2021Gewicht 2022Gewicht 2023
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke12,812,713,2
Alkoholische Getränke und Tabak4,64,53,5
Bekleidung und Schuhe4,44,34,8
Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe25,325,216,5
Hausrat, laufende Instandhaltung des Hauses6,36,17,1
Verkehr14,114,916,6
Freizeit, Unterhaltung und Kultur9,79,712,1
Pauschalreisen1,01,23,5
Gaststätten- und Hotelbesuche4,13,97,2
Quelle: Destatis, Februar 2023.

Während analog zum deutschen Verbraucherpreisindex der Ausgabenanteil für Energie 2023 deutlich geringer angesetzt wird, nimmt man an, dass der Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel, Instandhaltung des Hauses, Verkehr und Pauschalreisen in Deutschland anzieht.

Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) im Euroraum

Die 12 Gütergruppen im HVPI sind für alle EU-Länder gleich. Allerdings variieren die Gewichte der einzelnen Gütergruppen je nach Land. Das ergibt Sinn, den die Lebensführung in einzelnen Euroländern variiert stark.

Laut spanischer Statistikbehörde INE machen Haushaltsausgaben für Lebensmittel und Getränke in Spanien 2023 zum Beispiel etwa ein Fünftel der Gesamtausgaben aus – in Deutschland sind es nur gut ein Achtel. Dafür verwenden wir Deutschen noch etwas mehr Budget für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe (Deutschland 16 Prozent, Spanien 12 Prozent). Besuche in Gaststätten und Restaurants machen in Spanien 13 Prozent der Haushaltsausgaben aus, in Deutschland zuletzt 7,2.

Um den Gesamt-HVPI für die Eurozone zu berechnen, wendet Eurostat darüber hinaus bestimmte Ländergewichte an. Das heißt, die Länder-Inflationsrate auf Basis des harmonisierten Verbraucherpreisindexes ist für die Ermittlung der Euro-Inflationsrate unterschiedlich wichtig.

Wie wird die Inflationsrate in Deutschland genau gemessen?

Möchtest Du es ganz genau wissen, zeigen wir Dir hier anhand eines (vereinfachten Beispiels), wie die Experten die Inflationsrate in Deutschland genau berechnen. 

  1. Ausgangslage

Angenommen, es gibt vier Gütergruppen A, B, C und D. Diese kosten 2020 zum Start der Preismessung 10, 20, 30 und 40 Euro. Allerdings sind uns Verbrauchern nicht alle Güter gleich wichtig. Darum geben wir im Schnitt nur 10 Prozent unseres Haushaltsbudgets für Gut A aus, 20 Prozent für die Güter B und D, aber 50 Prozent für Gut C.

Beispiel: Ausgangslage 2020

2020
GüterartKosten €Gewicht
A100,1
B200,2
C300,5
D400,2
1001
Quelle: Forbes Advisor, September 2023.
  1. Preisveränderung zum August 2022

Im August 2022 blicken wir wieder auf die Gütergruppen A, B, C und D. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, bleiben auch die Anteile am Haushaltsbudget, die Haushalte für die Gütergruppen ausgeben, mit 10, 20 und 50 Prozent stabil. Geändert haben sich aber die Preise.

Sagen wir, dass Gut A um 8 Euro teurer geworden ist, Gut B um 6 Euro, Gut C um 15 Euro und Gut D um 9 Euro. Der gesamte Warenkorb kostet in Summe also 38 Euro mehr, 138 statt 100 Euro.

Der Preisindex allerdings steigt nicht von 100 auf 138 Euro an – denn die einzelnen Preissteigerungen gehen nicht voll, sondern nur gewichtet in die Preismessung ein. 

Beispiel: Preisveränderung 2022 zu 2020

Preisveränderung 2020/22GewichtPreisveränderung 2020/22Preise August 2022
Güterartin €in €, gewichtetin €, gewichtet
A80,10,8010,80
B60,21,2021,20
C150,57,5037,50
D90,21,5041,50
Summe38111111
Quelle: Forbes-Advisor-Berechnung, September 2023.

So geht etwa die Preissteigerung von Gut A – 8 Euro – nur zu 10 Prozent in die Rechnung ein. „Gewichtet“, so könnte man vereinfacht sagen, steigt der Preis nicht auf 18, sondern auf 10,8 Euro. Das gleiche gilt für die anderen Güter. 

Insgesamt ergibt sich ein Anstieg der („gewichteten“) Preise im repräsentativen Warenkorb um 11 Euro bzw. um 11 Prozent. 

Im Beispiel haben wir absichtlich den Anfangswert des Warenkorbs auf 100 normiert, so wie es auch der Verbraucherpreisindex macht. Wir können daher sagen: Der Verbraucherpreisindex ist zwischen seinem Startdatum 2020 und dem Betrachtungszeitpunkt August 2022 um 11 Prozent gestiegen. 

3. Inflationsrate im August 2023

Die Inflationsrate im August 2023 in Deutschland misst nun den Anstieg der gewichteten Preise im repräsentativen Warenkorb im Vergleich zum August 2022. Laut Statistischem Bundesamt liegt sie bei 6,1 Prozent. 

Auf unser fiktives Beispiel übertragen, könnte das so aussehen:

Beispiel: Inflationsrate August 2023

Preise August 2022GewichtPreisveränderung Aug 2022/23Preisveränderung Aug 2022/23Preise Aug 2023
Güterartin €, gewichtetin €, absolutin €, gewichtetin €, gewichtet
A10,800,116,101,6012,40
B21,200,240,8022,00
C37,500,5147,044,50
D41,500,2-16,50-3,3038,20
Summe111117,606,10117,10
Quelle: Forbes-Advisor-Berechnung, September 2023.

Wir betrachten dieselben Gütergruppen A, B, C, D und dieselben Gewichtungen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat August 2022 ist der Preis für Gut A um 16,10 Euro, für Gut B um 4 Euro und für Gut C um 14 Euro gestiegen. Der Preis für Gut D ist um 16,50 Euro gefallen.

Allerdings geht auch hier die Preissteigerung von Gut A – 16,10 Euro – nur zu 10 Prozent in die Rechnung ein. „Gewichtet“ steigt der Preis von 10,80 Euro auf 12,40 Euro. Analog gilt dies auch für die anderen Güter. 

Insgesamt ergibt sich ein Anstieg der („gewichteten“) Preise im repräsentativen Warenkorb um 6,10 Euro – sein Wert steigt von 111 auf 117,1 Euro. Wir können sagen: Der Verbraucherpreisindex ist zwischen August 2022 und August 2023 um 6,1 Prozent gestiegen. Oder: Die Inflationsrate für August 2023 in Deutschland liegt bei 6,1 Prozent. 

Häufige Fragen zur Inflation (FAQ)

Was ist eine gute, was eine schlechte Inflation?

Die EZB strebt Inflation an, aber im begrenzten Maße. Die Zielmarke ist eine Inflation von 2 Prozent. Dies soll die Wirtschaft am Laufen halten. Die Idee: Nur, wenn Unternehmen steigende Preise erwarten können, investieren sie in neue Geschäftsideen und Innovation, und auch die Verbraucher konsumieren weiter.

Das Problem einer dauerhaft (zu) hohen Inflation: Oft kommt dann die Forderung nach deutlich mehr Lohn, um die anhaltende Teuerung auszugleichen. Im schlimmsten Fall setzt sich damit eine Lohn-Preis-Spirale in den Gang: Du bekommst mehr Lohn, das macht das Produzieren für Unternehmen wiederum teurer und so steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen usw. Die Inflationserwartungen der Wirtschaftsteilnehmer steigen, was Preise weiter hoch hält.

Genau diese Entwicklung muss die EZB unterbrechen (s. Kerninflation).

Was ist eine Hyperinflation?

Was ist eine Stagflation?

Was ist eine Deflation?

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