Wann ein Investment in Wachstumsaktien Sinn ergibt

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Veröffentlicht: 24. November 2022, 13:00 Uhr

Sara Zinnecker
Redakteurin

überprüft von

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Es gibt viele Möglichkeiten, Aktien zu klassifizieren. Das kann Dir helfen, Deine Anlagestrategie zu verfeinern. Eine hilfreiche Methode ist, sich auf Wachstumsaktien (Growth-Aktien) im Vergleich zu Value-Aktien (unterbewertete Aktien) zu konzentrieren. Die Idee: Wachstumsaktien entwickeln sich in der Regel besser als der Marktdurchschnitt, weil sie über einzigartige Produkte oder bahnbrechende Technologien verfügen.

Was sind Wachstumsaktien?

Wachstumsaktien sind Unternehmen, deren Aktienkurse, Umsätze, Gewinne oder Cashflow schneller wachsen als der Markt insgesamt. Anleger entscheiden sich für Wachstumsaktien, um von den schnellen Kurssteigerungen zu profitieren – und nicht etwa von Dividendeneinnahmen.

„Wachstumsaktien stehen für Unternehmen, die ein starkes Umsatz- und Gewinnwachstum aufweisen, weitgehend unabhängig davon, wie sich die Wirtschaft um sie herum entwickelt“, sagt Phil Kernen, CFA, Portfoliomanager bei Mitchell Capital.

Bei Wachstumsaktien handelt es sich oft um kleinere, neuere Unternehmen oder um Branchenstörer. Unabhängig von ihrer Größe oder ihrem Alter bieten Wachstumsunternehmen in der Regel einzigartige Dienstleistungen und Produkte an und verfügen häufig über neuartige Technologien oder geistiges Eigentum, das ihnen einen Vorsprung vor anderen Unternehmen in derselben Branche verschafft.

„Wachstumsaktien sind nicht immer die Unternehmen, die als erste eine Idee hatten; Amazon war nicht das erste Unternehmen, das Produkte online verkauft hat“, sagt Kernen. „Die besten Wachstumsaktien sind diejenigen, die eine bestehende Idee aufgegriffen und herausgefunden haben, wie man sie sinnvoll skalieren kann.“

Wachstum statt Dividende

Im Großen und Ganzen reinvestieren Wachstumsunternehmen ihre Gewinne und nehmen Schulden auf, um schnell zu expandieren. Deshalb nennt man sie auch Wachstumsaktien: Sie fahren ihre Produktion ständig hoch, kaufen andere Unternehmen auf und stellen viele neue Mitarbeiter ein.

Aus diesen Gründen zahlen Wachstumsunternehmen nur selten Dividenden. Aber Anleger, die Wachstumsaktien kaufen, sind nicht auf Dividenden aus – sie sind auf der Suche nach exponentiellem Wachstum.

Von 2020 bis 2021 stieg der Aktienkurs von Amazon (AMZN) zum Beispiel um fast 65 Prozent von 2.008,72 US-Dollar auf 3.313 US-Dollar. Das ist fast immer ein beeindruckendes Wachstum im Vergleich zum Vorjahr, vor allem in einem Pandemiejahr. Darüber hinaus ist Amazon in den letzten zehn Jahren um unglaubliche 1.500 Prozent gewachsen. Das ist die Art von riesigem Wachstum, auf die Investoren aus sind.

All dieses Wachstum kommt nicht ohne entsprechende Risiken. Wachstumsaktien können schnell viel an Wert verlieren, wenn das Unternehmen in Schwierigkeiten gerät oder sich das allgemeine Marktumfeld dreht.

„Wachstumsaktien sind einem höheren Crash-Risiko und einer größeren Schwankung (Volatilität) ausgesetzt als Value-Aktien“, sagt Dr. Derek Horstmeyer, außerordentlicher Professor für Finanzen an der George Mason University’s School of Business.

Amazon befindet sich derzeit im Höhenflug, aber vor zwei Jahrzehnten verlor das Unternehmen über 90 Prozent, als die Dotcom-Blase platzte. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bis die Aktie ihren früheren Höchststand wieder erreicht hatte.

Wachstumsaktien vs. Value-Aktien

Am anderen Ende des Anlagespektrums stehen die Value-Aktien. Value-Aktien sind Unternehmen, die vom Markt unterbewertet sind – Value-Investoren nennen sie gerne Aktien, die im Angebot („on sale“) sind.

Investoren kaufen Value-Aktien in der Hoffnung, dass andere Marktteilnehmer irgendwann erkennen, dass die Aktien unterbewertet sind, die Aktien kaufen und die Preise in die Höhe treiben. Value-Unternehmen sind nicht immer auf Wachstum ausgerichtet, daher zahlen sie eher Dividenden. Sie haben ein geringeres Risiko und sind tendenziell weniger volatil, bieten aber auch ein begrenzteres Aufwärtspotenzial.

Historisch gesehen schneiden Wachstumsaktien am besten ab, wenn die Zinssätze fallen und die Unternehmensgewinne steigen. Wenn sich die Wirtschaft abschwächt und das billige Geld, das oft für schnelles Wachstum sorgt, schwieriger zu finden ist, können Wachstumsaktien stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Im Gegensatz dazu schneiden Value-Aktien in den frühen Phasen der wirtschaftlichen Erholung aufgrund ihrer gesunden Fundamentaldaten gut ab. Ihre Kerngeschäfte sind selbsttragend genug, um nicht ernsthaft gefährdet zu sein, wenn die Gesamtwirtschaft eine scharfe Kehrtwende vollzieht. Das ist der Moment, in dem Wachstumsunternehmen mit vielen Schulden zu kämpfen haben. Wenn sich der Bullenmarkt in die Länge zieht, kann es jedoch sein, dass Value-Aktien gegenüber Wachstumsaktien ins Hintertreffen geraten.

In den letzten Jahren haben Wachstumsaktien deutlich besser abgeschnitten als Value-Aktien. Der Vanguard Russell 1000 Growth ETF, der die Wertentwicklung von Hunderten führender Wachstumsunternehmen in den USA abbildet, erzielte von 2010 bis 2020 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17,06 Prozent. Sein Gegenstück, der Vanguard Russell 1000 Value ETF, verzeichnete im gleichen Zeitraum ein jährliches Wachstum von 0,37 Prozent.

Die jüngste Wertentwicklung ist jedoch kein Hinweis auf den zukünftigen Erfolg. Viele Experten betrachten das Verhältnis zwischen Growth- und Value-Aktien als eine Art Rotationsprinzip. Der eine schneidet eine Zeit lang besser ab als der andere. Dann dreht sich der Spieß um und der andere übernimmt die Führung. Die Herausforderung für Investoren besteht darin, herauszufinden, wann dieser Wechsel stattfindet. Wie bei vielen Dingen beim Investieren ist es schwierig, diesen Zeitpunkt vorherzusagen. Deshalb raten viele Experten dazu, in eine Mischung aus beidem zu investieren.

Wie man Wachstumsaktien findet

Wenn Du Dich entscheidest, in Wachstumsaktien zu investieren, kann es schwierig sein, die richtigen Wachstumsunternehmen zu finden. Berücksichtige bei der Bewertung potenzieller Aktien die folgenden Faktoren:

  • Aufkommende Trends. Sich ändernde gesellschaftliche Trends können einen großen Einfluss auf Wachstumsaktien haben. Die Coronavirus-Pandemie hat zum Beispiel dazu geführt, dass Fitness- und Gesundheitsunternehmen wieder in den Fokus gerückt sind, so dass Marken wie Peloton (PTON) enorme Zuwächse verzeichnen konnten; im vierten Quartal 2020 stieg der Gesamtumsatz von Peloton um 172 Prozent und die Aktie verfünffachte sich im Laufe des Jahres 2020 fast von 32,36 US-Dollar pro Aktie auf 146,13 US-Dollar.
  • Rentabilität. Unternehmen, die bereits Gewinne erwirtschaften, sind in der Regel weniger riskant als Unternehmen, die noch kein Geld verdient haben. Anleger bewerten die aktuellen Gewinne in der Regel anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV), das den aktuellen Aktienkurs mit den Unternehmensgewinnen vergleicht. Wachstumsunternehmen haben in der Regel ein höheres KGV. Das bedeutet, dass ihr Aktienkurs gemessen an den Unternehmensgewinnen deutlich höher ist als der Durchschnitt. Um von ihrem Wachstum zu profitieren, musst Du also einen Aufschlag auf die aktuellen Einnahmen zahlen. Allerdings solltest Du Dich von Unternehmen fernhalten, die noch gar nicht profitabel sind.
  • Analystenprognosen. Unzählige Börsenexperten analysieren die Leistung der Unternehmen und sagen ihr zukünftiges Wachstum voraus. Experten können sich zwar irren, aber die Prognosen der Analysten können dir bei Deinen Entscheidungen helfen.
  • Gesunde Bilanzen. Es ist zwar normal, dass Unternehmen Schulden machen, vor allem, wenn sie expandieren. Aber Unternehmen, die stark verschuldet sind, können in Schwierigkeiten geraten. Wenn du dir die Bilanz eines Unternehmens ansiehst, achte auf einen Verschuldungsgrad von unter 30 Prozent, wobei dieser Wert von Branche zu Branche variieren kann.

Um den Rechercheprozess zu vereinfachen, kannst du mit Hilfe von Aktienscreening-Tools, wie sie bei Deinem Online-Broker erhältlich sind, Faktoren wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, den Preis und die Branche eines Unternehmens filtern.

Wenn Du Dir jedoch nicht zutraust, all diese Recherchen selbst durchzuführen oder deine gesamte Investition in ein einziges Unternehmen zu stecken, was unabhängig davon, ob Du in Wachstums- oder Substanzwerte investierst, riskant sein kann, solltest Du einen breiteren Ansatz in Betracht ziehen: Investiere stattdessen in Investmentfonds und börsengehandelte Fonds (ETFs), die Hunderte von Wachstumsaktien enthalten.

“Die Kosten für Investitionen in ETFs, die Wachstumswerte abbilden, sind auf einem historischen Tiefstand und liegen bei den beliebtesten ETFs praktisch bei null”, sagt Dr. Horstmeyer. “Das ist viel kosteneffizienter als der Kauf von Aktien über ein durchschnittliches Maklerkonto.”

Indem du in mehrere Unternehmen gleichzeitig investierst, diversifizierst du dein Portfolio und verringerst dein Risiko, während du gleichzeitig dafür sorgst, dass dein Geld mit den Wachstumsaktien insgesamt wächst.

Wie Du Wachstumsaktien in dein Portfolio aufnimmst

Wenn du in Wachstumsaktien investierst, solltest du deine Ziele und deine Risikotoleranz berücksichtigen. Wachstumsaktien eignen sich am besten für Anleger, die für langfristige Ziele – wie den Ruhestand – sparen und eine hohe Risikotoleranz haben; sie eignen sich in der Regel nicht für Anleger, die kurz vor dem Ruhestand stehen oder Einkommen erzielen müssen.

„Für Anleger mit einem langfristigen Horizont, die eine gewisse Volatilität in Kauf nehmen, sollten Wachstumsaktien eine zentrale Rolle in der Portfolioallokation spielen“, sagt Kernen. „Zusätzliche Anlageklassen wie Value-Aktien können um diesen Kern herum hinzugefügt werden, um die Diversifizierung zu erhöhen und die Volatilität zu dämpfen.“

Letztendlich ist die Entscheidung, ob man in Wachstumsaktien oder in Substanzwerte investieren sollte, eine persönliche Entscheidung. Stelle in jedem Fall sicher, dass Du mit der erforderlichen Anfangsinvestition (falls es eine gibt) und dem mit Deiner Investition verbundenen Risiko einverstanden bist und prüfe, ob sie zu Deinen finanziellen Zielen passt. Wenn Du Hilfe bei der Entscheidung brauchst, in welche Aktien oder Fonds du investieren sollst oder was die richtige Aufteilung für Dich ist, wende Dich an einen Finanzberater.

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