Einzelne Aktien kaufen: Vor- und Nachteile

Redakteur,  Redakteurin

Aktualisiert: 20. Dezember 2022, 17:01 Uhr

Forbes Advisor erhält möglicherweise Geld von Werbepartnern, die auf dieser Seite verlinkt sind. Dies hat keinerlei Einfluss auf redaktionelle Inhalte. Die Redaktion arbeitet stets unabhängig. Mehr zu unseren redaktionellen Standards und unserem Geschäftsmodell findest Du hier.

Egal, wo Du investierst – bei Deiner Bank, selbstständig oder mit Hilfe eines Robo-Advisor – ein Teil deines Geldes landet zwangsläufig in Aktien.

Allerdings ist der Anteil derer, die mithilfe von Aktien ansparen, eher gering. Laut Deutschem Aktieninstitut waren 2021 in Deutschland knapp 12,1 Millionen Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs investiert – das ist gut jeder Sechste. 5,1 Millionen Menschen besitzen Einzelaktien.

Solltest Du Einzelaktien ganz meiden? Oder bieten sie einzigartige Vorteile, die sich viele Leute entgehen lassen?

Aktien kaufen mit eToro

Investiere in Aktien mit 0% Provision

Jetzt Aktien kaufen

Ihr Kapital ist Risiken ausgesetzt. Es fallen weitere Gebühren an. Weitere Informationen finden Sie unter etoro.com/trading/fees (Anzeige)

Einzelne Aktien kaufen: Vorteile

Geld verdienen durch Wachstum und Dividenden

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dem Besitz von Aktien Geld zu verdienen: Wachstum und Dividende.

Bei der Wachstumsstrategie kaufst Du Aktien billig ein und verkaufst sie, wenn ihre Kurse gestiegen sind. Buy-and-hold- und Value-Investoren versuchen, einzelne Aktien über lange Zeiträume zu besitzen, gemessen in Monaten oder Jahren. Daytrader hingegen besitzen Aktien nur für Stunden – oder sogar nur für Minuten.

Diese Strategien könnten unterschiedlicher nicht sein, aber das Ziel ist dasselbe: Aktien kaufen, wenn die Preise niedrig sind, und sie verkaufen, wenn sie hoch sind.

Außerdem kannst Du mit Aktien, die Dividenden zahlen, Geld verdienen, ohne dass Du Aktien verkaufen musst. Wenn börsennotierte Unternehmen profitabel sind, geben einige von ihnen einen Teil ihres Gewinns in Form von regelmäßigen Dividenden an die Aktionäre zurück.

Keine Verwaltungsgebühren

Der Besitz von Investmentfonds und ETFs bedeutet, dass Du Verwaltungsgebühre n zahlst, die Deine Rendite schmälern. Die Kostenquote für aktiv gemanagte Aktienfonds liegt in Deutschland immer noch zwischen 1,5 und 2,5 Prozent, bei ETFs bewegen sich die Kosten oft zwischen 0,2 und 0,6 Prozent.

Das hört sich vielleicht nicht viel an, aber es kann Deine Rendite wirklich deutlich schmälern.

Nehmen wir an, Du investierst in den kommenden 30 Jahren jedes Jahr 1.200 Euro für die Altersvorsorge in Aktienfonds und erzielst eine jährliche Rendite von 10 Prozent auf dein Guthaben.

  • Ohne Gebühren hättest Du nach 30 Jahren ein Guthaben von gut 217.000 Euro.
  • Wenn Du in einen Investmentfonds mit durchschnittlichen Kosten von 1,5 Prozent pro Jahr investierst, hättest Du nach drei Jahrzehnten ein Guthaben von knapp 162.000 Euro. Du hättest allerdings rund 55.000 Euro an Gebühren bezahlt, also etwa ein Drittel Deiner Altersvorsorge.
  • Hast Du mit einem ETF angespart, der mit 0,3 Prozent jährlichen Kosten, liegt Dein Guthaben nach 30 Jahren bei knapp 205.000 Euro. Du hast „nur“ rund 12.500 Euro an Gebühren verloren.

Im Gegensatz dazu zahlst Du bei Einzelaktien keine Verwaltungsgebühren und somit mehr Geld in der Tasche. Es bedeutet aber auch, dass das gesamte Risiko der Investition auf nur einer Schulter liegt, aber dazu später mehr.

Mehr Kontrolle über Deine Investitionen

Wenn Du in Fonds investierst, kannst Du Dir die einzelnen Unternehmen nicht aussuchen. Stattdessen musst Du Dich an das halten, was die Fondsmanager beschließen, um die Vorgaben des Fonds zu erfüllen. Bei manchen Investmentfonds weißt Du vielleicht nicht einmal genau, welche Aktien der Fonds besitzt.

Wenn Du in Einzelaktien investierst, hast Du die volle Kontrolle darüber, wohin Dein Geld fließt. Dafür musst Du natürlich auch selbst recherchieren, welche Aktien für Dich am sinnvollsten sind, wie viel Du in jedes Unternehmen investierst und wann Du Deine Aktien kaufst und verkaufst.

Außerdem kannst Du nur in Unternehmen investieren, die Deine Werte widerspiegeln. Womöglich musst Du Dich mit den sogenannten ESG-Kriterien auseinandersetzen. ESG steht für ökologisch, sozial und die Unternehmensführung betreffen.

Einzelne Aktien kaufen: Nachteile

Mangelnde Diversifikation

Es ist schwierig, mit Einzelaktien eine gute Diversifikation im Portfolio zu erreichen. Schließlich brauchst Du zwischen 30 und 100 verschiedene Aktien, damit viele Experten Dich als angemessen diversifiziert ansehen, und der regelmäßige Kauf so vieler verschiedener Aktien kann viel Kopfzerbrechen bereiten.

Hinzu kommen die schieren Kosten. Wenn Du nicht in der Lage bist, Bruchteile von Aktien zu kaufen, musst Du wahrscheinlich Zehntausende Euro ausgeben, um eine Aktie von jedem Unternehmen zu kaufen, das Du zur Diversifizierung brauchst.

Wenn Du nicht so viel Geld auf einmal zur Verfügung hast, musst Du Aktien langsamer kaufen und eine geringere (und risikoreichere) Diversifikation vornehmen. Solange, bis Du genug Geld gespart hast.

Größerer Zeitaufwand

Die Verwaltungsgebühren für Investmentfonds mögen zwar teuer sein, der großen Vorteil ist aber: Der Fondsmanager kümmert sich um Dein Geld.

Wenn Du einzelne Aktien kaufst, musst Du Dein Portfolio selbst verwalten. Das bedeutet, dass Du die Entwicklungen bei den einzelnen Unternehmen verfolgen und die Vermögensaufteilung in Deinem Portfolio nach Bedarf anpassen musst. All das kann sehr zeitaufwändig sein.

„Selbst bei großen Unternehmen kann sich im Laufe der Zeit das Geschäft ändern. Deshalb müssen Anleger ihre Hausaufgaben machen und regelmäßig überprüfen, ob ihre ursprüngliche Investitionslogik weiterhin Bestand hat”, sagt Nick Bormann, geschäftsführender Gesellschafter bei Bormann Wealth Management. „Zu wissen, wann man eine Aktie verkaufen sollte, ist oft schwieriger als die Entscheidung, sie zu kaufen.”

Du musst viel Zeit damit verbringen, die Entwicklung der von Dir ausgewählten Unternehmen und die allgemeine Wirtschaftslage zu beobachten, damit Du Deine Bestände entsprechend anpassen kannst. Das kann bedeuten, dass Du jeden Tag Zeit damit verbringst, Deine Investitionen zu überprüfen, und das kann eine größere Verpflichtung sein, als Du bereit bist, einzugehen.

Höhere Volatilität

Wer in Einzelaktien investiert, geht ein höheres Risiko ein. Einzelne Aktien können starke Kursschwankungen aufweisen.

Meta Inc. (FB) – das Unternehmen, das früher unter dem Namen Facebook bekannt war – erlebte zum Beispiel im Februar 2022 den größten Tagesverlust in der Börsengeschichte. Seine Marktkapitalisierung fiel an einem Tag um 230 auf 660 Milliarden US-Dollar, nachdem das Unternehmen erstmals einen Rückgang der aktiven Nutzer gemeldet hatte.

Wenn Du in einzelne Aktien investierst und die Unternehmen, die Du ausgewählt hast, schlecht abschneiden, kannst Du sehr schnell viel Geld verlieren. Oder Deine gesamte Investition. Wenn Du nur Aktien von Meta besessen hättest, hättest Du an einem Tag mehr als 30 Prozent Deiner Investition verloren.

Alternativen zum Investieren in einzelne Aktien

Wenn Du Dein Geld am Aktienmarkt anlegen möchtest, aber Angst vor der Volatilität und dem Risiko von Einzelaktien hast, gibt es andere Möglichkeiten:

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs)

ETFs bieten ein breiter gestreutes Portfolio als die Investition in einzelne Aktien. Die Fondsgesellschaft kauft einen Korb von Aktien mit dem Ziel, die Wertentwicklung der wichtigsten Aktienindizes wie des Weltaktienindex MSCI World oder des amerikanischen S&P 500 nachzubilden. Er kann alle Unternehmen enthalten, die im Index enthalten sind, oder eine repräsentative Auswahl.

Die ETF-Anteile werden wie Aktien an großen Börsen gehandelt und bieten mehr Flexibilität als Investmentfonds. Es gibt ETFs für verschiedene Branchen und Sektoren, z. B. für Investment-Grade-Anleihen, inländische Large-Cap-Unternehmen, Schwellenländer und auch nachhaltige ETFs, die die ESG-Kriterien berücksichtigen.

Investmentfonds

Aktiv gemanagte Investmentfonds folgen nicht notwendigerweise einem Index, wobei sie oft einen Aktienindex als Messlatte (Benchmark) für die eigene Wertentwicklung haben. Fondsmanager versuchen, durch eine gezielte Auswahl von Aktien (sog. Stock Picking) eine bessere Performance zu erzielen als marktbreite Indizes. Nach Kosten gelingt es aber nur selten, diese Überrendite zu realisieren.

Solltest Du jemals einzelne Aktien kaufen?

Einzelaktien zu kaufen ist zwar riskant, aber es gibt Situationen, in denen das sinnvoll sein kann. Wenn Du bereits ein starkes, gut diversifiziertes Portfolio hast und ein gewisses zusätzliches Risiko in Kauf nehmen kannst, kannst Du einen Teil Deines Geldes in Einzelaktien investieren. Diese Strategie kann passen, wenn Du von dem Potenzial eines bestimmten Unternehmens überzeugt bist.

„Der durchschnittliche Anleger kann Aktien besitzen, solange er das Risiko versteht”, sagt Eric Croak, ein zertifizierter Finanzplaner (CFP) bei Croak Asset Management. „Für Anleger, die Spaß daran haben, Unternehmen zu recherchieren und Annahmen zu treffen, die auf verschiedenen Prognosen beruhen, können einzelne Aktien hohe Renditen bei sehr geringen Kosten bieten.”

Experten empfehlen jedoch in der Regel, keinen großen Anteil Deines Portfolios in ein einzelnes Unternehmen zu investieren. Egal, ob Du einzelne Aktien mehrerer Unternehmen kaufst oder in Investmentfonds oder ETFs investierst, Diversifikation ist der Schlüssel.

„Es ist wichtig, daran zu denken, dass jede Investition mit einem Risiko verbunden ist. Der Besitz einzelner Aktien erhöht das Potenzial für große Verluste”, sagt Croak.

Wie man Aktien kauft

Wenn Du Dich für den Kauf von Einzelaktien entscheidest, musst Du nur ein Wertpapierdepot eröffnen, falls Du noch keines hast. Vergewissere Dich, dass Du eine Strategie für Deine Investitionen hast. Überlege Dir gut, ob Du Deine Aktien verkaufen willst, wenn der Markt einbricht.

„Der Kauf von Einzelaktien kann ein guter Teil eines Portfolios sein, aber er erfordert, dass der Anleger sich über die Aktien, die er kauft, informiert, Zeit für die Interpretation der Jahresabschlüsse aufwendet und eine hohe psychologische Toleranz für Schwankungen hat”, sagt Bormann. „Ein Anleger kann auch mit einem treuhänderischen Berater zusammenarbeiten, der die Aktienauswahl als Teil seiner Dienstleistungen anbietet und bei der Verwaltung eines Portfolios hilft.”

Um mit dem Investieren an der Börse zu beginnen, schau Dir unsere Auswahl der besten Anlage-Apps an.

Weitere Artikel zum Thema Geldanlage

Die auf Forbes Advisor bereitgestellten Informationen dienen der Bildung der Verbraucher. Deine finanzielle Situation ist individuell und die Produkte und Dienstleistungen, die wir vorstellen, können nicht in jedem Fall für Deine Situation geeignet sein. Wir sind weder Finanzberatung, noch Makler oder Broker und empfehlen Dir keine konkreten Aktien oder Wertpapiere. Kursentwicklungen von Wertpapieren können sich seit der Veröffentlichung des Artikels geändert haben. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Forbes Advisor folgt strengen journalistischen Standards. Alle Angebote sind nach bestem Wissen so dargestellt, wie sie zum Stichtag der Analyse vorlagen. Möglicherweise sind manche Angebote nicht mehr verfügbar, wenn Du den Artikel später aufrufst. Für die Inhalte sind ausschließlich die Autoren verantwortlich. Insbesondere wurden Inhalte nicht von Werbepartnern zur Verfügung gestellt, genehmigt oder anderweitig beeinflusst.