Ist eine Hundehaftpflichtversicherung Pflicht?
Ob Du für Deinen Hund eine Hundehaftpflichtversicherung abschließen musst, hängt von dem Bundesland ab, in dem Du lebst. Die Bundesländer haben unterschiedliche Regelungen dazu. In machen gilt die Pflicht für alle Hunde, in anderen nur für Listenhunde („Kampfhunde“). Manchmal kannst Du durch einen Wesenstest beweisen, dass Dein Listenhund nicht gefährlich ist. Dann benötigst Du keine Versicherung. Wir empfehlen jedoch, in jedem Fall eine Versicherung abzuschließen, da auch als nicht gefährlich geltende Hunde Schäden verursachen können.
In unserer Tabelle kannst Du ablesen, wie die Regelung dazu in Deinem Bundesland aussieht:
Regelung zur Versicherungspflicht in den Bundesländern
Was ist ein Listenhund?
Listenhunde sind Hunde, die rassebedingt als gefährlich angesehen werden. Sie werden auch Kampfhunde genannt. Die Bundesländer sind sich darüber uneinig, welcher Hund als gefährlich angesehen wird und welcher nicht. Ein Rottweiler gilt beispielsweise in NRW als Listenhund, in Berlin hingegen nicht.
Ob Listenhunde gefährlicher sind als andere Rassen ist umstritten. Kritiker der Listen sagen, dass nicht die Rasse allein einen Hund gefährlich macht, sondern wie der Hund erzogen wird bzw. welche Erfahrungen er macht. Auch eine Genetik-Studie des Broad Instituts vom MIT und Harvard fand heraus, dass die Rasse eines Hundes nur einen geringen Einfluss auf dessen Charakter hat.
Eine Übersicht ausgewählter Listenhund und deren Status in den verschiedenen Bundesländern findest Du in folgender Grafik:
Was sind Personenschäden?
Ein Personenschaden liegt vor, wenn eine Person verletzt oder getötet wird. In dem Fall übernimmt die Hundehaftpflichtversicherung beispielsweise die Kosten für den Krankenhausaufenthalt, Reha-Maßnahmen, Schmerzensgeld und Verdienstausfall. Im Todesfall übernimmt die Versicherung auch die Kosten für eine Beerdigung.
Was sind Sachschäden?
Ein Sachschaden liegt vor, wenn Dein Hund Sachen von anderen Personen beschädigt, etwa die Couch zerfetzt. Weiteres Beispiel: Hat Dein Hund einen Verkehrsunfall verursacht, kommt die Hundehaftpflichtversicherung für die Reparatur des Fahrzeugs auf. Auch wenn Dein Hund einen anderen Hund beißt, gilt das als Sachschaden, denn nach deutschem Recht ist ein Hund eine Sache.
Was sind Vermögensschäden?
Ein Vermögensschaden liegt vor, wenn eine Person durch Deinen Hund einen finanziellen Nachteil erleidet. Die Versicherungen unterteilen zwischen Vermögensfolgeschäden und reinen Vermögensschäden:
Einem Vermögensfolgeschaden geht immer ein Personen- oder Sachschaden voraus. Nehmen wir an, Dein Hund beißt den Chef einer Firma. Dieser muss deshalb einen Geschäftstermin mit einem potenziellen Kunden absagen. Das Geschäft kommt nicht zustande, der Firma entgeht ein großer Deal. In dem Fall würde die Hundehaftpflichtversicherung für den entgangenen Geschäftsgewinn aufkommen, aber auch für etwaige Unkosten wie Storno- oder Umbuchungsgebühren für Flug und Hotelzimmer.
Ein reiner Vermögensschaden ist hingegen eher selten. Dafür muss allein durch das Verhalten oder die Anwesenheit Deines Hundes ein Schaden entstehen. Ein Beispiel: Nimmst Du Deinen Hund mit auf die Arbeit und dort knurrt er potentielle Kunden weg, dann entgehen Deinem Chef mögliche Gewinne. In dem Fall käme die Hundehaftpflichtversicherung für den reinen Vermögensschaden auf.
Welcher Schaden kann bei einem ungewollten Deckakt entstehen?
Ein ungewollter Deckakt liegt vor, wenn Dein unkastrierter Rüde eine Hündin ohne das Einverständnis ihres Halters „deckt“ (schwängert). Die Hundehaftpflichtversicherung kommt dann für Tierarztkosten auf, die dem Halter durch den Deckakt entstehen. Das können Behandlungskosten für Verletzungen, Ultraschalluntersuchungen und Kaiserschnitt, aber auch die Kosten für einen Abbruch der Trächtigkeit sein. Die Versicherung übernimmt zudem auch die Kosten für die Aufzucht der Welpen. Handelt es sich bei der Hündin um eine aktiv eingesetzte Zuchthündin, dann haftet die Versicherung auch für die Folgekosten des Zuchtausfalls (siehe Vermögensschaden).
Was sind Mietsachschäden?
Ein Mietsachschaden liegt vor, wenn Dein Hund Schäden in Deiner Mietwohnung verursacht. Zerkratzt er beispielsweise eine Tür, dann kommt die Hundehaftpflichtversicherung dafür auf. Einige Versicherungen haften auch für Schäden in vorübergehend gemieteten Unterkünften, wie Ferienwohnungen oder Hotels. Erleichtert sich Dein Hund dort auf den Teppich, bezahlt die Versicherung die Rechnung.
Leihst Du Dir häufiger Sachen wie Hundetransportanhänger oder Hundeschlitten aus, dann solltest Du darauf achten, dass die Versicherung auch Mietsachschäden von beweglichen Sachen abdeckt. Macht Dein Hund beispielsweise am Anhänger etwas kaputt, dann kommt die Hundehaftpflichtversicherung dafür auf.
Schäden, die über lange Zeit hinweg entstehen, wie großflächige Kratzer auf dem Parkett, übernehmen Hundehaftpflichtversicherungen in der Regel jedoch nicht.
Was ist ein Flurschaden?
Ein Flurschaden liegt vor, wenn Dein Hund einen Schaden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen oder in Gärten verursacht. Springt er beispielsweise über den Zaun in Nachbars Garten und zerstört dort die Beete oder das Gewächshaus, dann kommt die Hundehaftpflichtversicherung für den Schaden auf.
Zahlt die Versicherung auch, wenn der Hund mir selbst einen Schaden zufügt?
Beißt Dein Hund Dich oder mit im Haushalt lebende Personen, dann handelt es sich um einen sogenannten Eigenschaden, den die Hundehaftpflichtversicherung nicht übernimmt. Auch wenn Dein Hund beispielsweise Deinen Laptop runter schmeißt, musst Du selbst für die Reparatur oder den neuen Laptop zahlen.
Was ist eine Forderungsausfalldeckung?
Hat Dich ein fremder Hund gebissen oder Deinen Laptop runtergeschmissen, dann muss der Besitzer des Hundes für die Kosten aufkommen. Hat dieser aber keine Hundehaftpflichtversicherung und auch sonst keine ausreichenden finanziellen Mittel, dann bleibst Du möglicherweise auf den Kosten sitzen. Bietet Deine Versicherung jedoch eine Forderungsausfalldeckung an, dann übernimmt sie die Kosten. Die Hürden dafür sind jedoch hoch: Die Versicherung zahlt erst, wenn Zwangsvollstreckungsmaßnahmen wie eine Gehalts- oder Kontopfändung erfolglos waren.