Was ist Margin-Trading? – Diese Risiken solltest Du kennen

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Aktualisiert: 26. Januar 2023, 17:37 Uhr

Sara Zinnecker
Redakteurin

Fakten gecheckt von

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Der sogenannte Margin-Handel (auch Margin-Trading genannt) ist eine sehr riskante Möglichkeit, mit geringem Eigenkapital hohe Gewinne zu erzielen. In diesem Artikel erklären wir Dir im Detail, was Margin-Trading ist, welche Risiken Du dabei eingehst und warum der Handel mit Fremdkapital nicht für Einsteiger geeignet ist.

Was ist Margin-Trading?

Beim Margin-Trading leihen sich Investoren Geld, um Aktien zu kaufen oder in andere Vermögenswerte zu investieren. Es handelt sich um den Handel mit Hilfe von Fremdkapital. 

Margin-Trading ist eine riskante Handelsstrategie, bei der Du Geld bei einem Broker als Sicherheit für einen Kredit hinterlegst und Zinsen für das geliehene Geld zahlst. So entsteht eine sog. Hebelwirkung und kannst höhere Gewinne erzielen.

Margin-Trading ist eine Art der besicherten Kreditvergabe. Dennoch solltest Du Margin-Trading nicht mit einem Wertpapierkredit (Lombardkredit) verwechseln. Bei einem regulären Wertpapierkredit hinterlegst Du Deine bereits gekauften Aktien als Sicherheit und erhältst hierfür einen Geldbetrag, den Du in der Regel frei verwenden kannst. Beim Margin-Trading erhöht der Broker hingegen Deine Handelspositionen mit zusätzlichem Kapital.

Nehmen wir an, Du eröffnest bei Deinem Broker ein Margin-Konto und zahlst zum Beispiel 5.000 Euro ein. Bei einem Hebel von 2 würde Dein Broker Dir erlauben, Aktien im Wert von 10.000 Euro zu kaufen. Auf den Margin-Kredit würde er einen jährlichen Zinssatz berechnen.

Die Zinsen für den Margin-Handel werden je nach Anlageklasse täglich oder monatlich auf das Margin-Konto aufgeschlagen. Wenn Du Deine Aktien verkaufst, wird mit dem Erlös zuerst das Margin-Darlehen zurückgezahlt und der Rest geht an Dich zurück.

Wie funktioniert der Margin-Handel?

Der Margin-Handel wird in Deutschland von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) streng reguliert. 

Die in Deutschland bekannteste Art des Margin-Handels sind sog. CFD-Trades. Das sind Verträge, mit denen Du auf eine bestimmte Kursentwicklung einer Aktie spekulieren kannst Am folgenden CFD-Beispiel veranschaulichen wir, wie Margin-Trading funktioniert. Angenommen, Du zahlst 1.000 Euro bei einem Broker Deiner Wahl ein. Du kannst nun eine Aktie A ganz normal für 1.000 Euro kaufen.

Oder Du wählst einen Hebel von bspw. 1:5. Mit den 1.000 Euro Einsatz kannst nun einen Trade über fünf Aktien à 1.000 Euro in Form von CFDs eröffnen. Damit wirken sich Kursbewegungen fünfmal so stark auf Deine Investition aus. Zudem besitzt Du die Aktie in diesem Fall nicht.

Sollte der Kurs der Aktie nun um 15 Prozent fallen, würdest Du nicht nur 150 Euro, sondern ganze 750 Euro (75 Prozent Deines Einsatzes) verlieren. Hinzu kämen noch die Zinsen, die Du an den Broker bezahlen musst. Sollte der Kurs der Aktie A hingegen um 15 Prozent steigen, erzielst Du einen Gewinn von 75 Prozent abzüglich der Zinsen.

Beim Margin-Trading gibt es zudem die sogenannte Nachschusspflicht. Hierbei handelt es sich um die Pflicht, weiteres Kapital einzuzahlen, solltest Du mit Deiner „Wette“ im Minus liegen. Der Trade würde ansonsten im Minus, also mit Verlust für Dich, geschlossen.

Zuvor findet ein Margin-Call statt, der auf die Nachschusspflicht hinweist. In einigen Ländern kann es vorkommen, dass Du durch den Hebel sogar mehr Geld verlierst, als Du zuvor einzahlst. Dann schuldest Du dem Broker Geld, das Du nachschießen musst. 

In der EU ist die Nachschusspflicht bei CFDs untersagt, weswegen Du in Deutschland nicht mehr Geld verlieren kannst, als Du einzahlst. Seit dem 1. Januar 2023 gilt das in Deutschland auch für den Margin-Handel für Futures.

Vorteile des Margin-Handels

Folgende Vorteile hat das Margin-Trading:

  • Höhere Gewinne durch Hebelwirkung möglich. Der Hauptvorteil des Margin-Handels ist die größere Kaufkraft. Du kannst mit einem relativ geringen Einsatz hohe Gewinne erzielen. Bei einer Hebelwirkung von 1:5 sorgte eine Kurssteigerung von 20 Prozent bereits für einen Gewinn von 100 Prozent.
  • Flexibilität. Anders als bei anderen Krediten gibt es bei Margin-Konten keine festen Rückzahlungsfristen.

Nachteile und Risiken des Margin-Handels

Auch wenn der Margin-Handel einige Vorteile bietet, überwiegen unserer Ansicht nach die Nachteile. Du solltest nie unterschätzen, wie riskant der Margin-Handel ist. Zu den Risiken des Margin-Tradings gehören:

  • Zinsen. Da Du Dir Geld leihst, um eine gehebelte Position zu eröffnen, zahlst Du wie bei einem regulären Kredit Zinsen. Gerade im CFD-Bereich wird dies oft als Übernachtgebühr bezeichnet. Diese Zinsen sind sehr hoch und belaufen sich je nach Anbieter auf sechs bis zwölf Prozent.
  • Margin Call. Wenn der Wert der Wertpapiere, die Du auf einem Margin-Konto hältst, zu sehr sinkt und das Eigenkapital Deines Kontos unter den Mindestbetrag fällt, kommt es zum Margin-Call. Wenn Du willst, dass die Position geöffnet bleibt, musst Du weiteres Geld einzahlen.
  • Erzwungene Liquidation. Zahlst Du keinen weiteren Betrag ein, wird der Broker in der Regel ab einem Verlust von 50 Prozent die Position beenden. In Ausnahmefällen kann der Verlust auch etwas größer sein. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Kurs eines Vermögenswertes sich zu schnell ändert.
  • Vergrößert Verluste. So wie es beim Margin-Trading möglich ist, mit einem relativ geringen Kapital hohe Gewinne einzufahren, riskierst Du hohe Verluste. Bei einem Hebel von 1:5 würde eine Kursänderung von 20 Prozent zu einem Totalverlust führen. 

Hier ist ein Beispiel dafür, wie Margin-Trading Deine Verluste vergrößern kann.

Nehmen wir an, Du kaufst Aktien im Wert von 10.000 Euro auf einem Margin-Konto, die Hälfte, also 5.000 Euro, davon mit geliehenem Geld. Wenn der Wert der Aktie um 20 Prozent auf 8.000 Euro fällt, sinkt Dein selbst eingesetztes Kapital auf 3.000 Euro (denk daran, dass alle Verluste aus Deinem Eigenkapitalanteil stammen). In diesem Fall hast Du 40 Prozent Deiner Geldanlage verloren.

Hättest Du Aktien im Wert von 5.000 Euro in bar gekauft und die Aktie wäre genauso stark gefallen, hättest Du nur 1.000 Euro bzw. 20 Prozent verloren. In unserem Beispiel hättest Du durch den Margin-Handel also mehr Geld verloren.

Fazit: Das solltest Du über den Margin-Trading wissen

Margin-Trading ist eine sehr riskante Möglichkeit, um mit einem relativ geringem Einsatz hohe Gewinne am Finanzmarkt zu erzielen. Allerdings raten wir aufgrund der Risiken vor allem Einsteigern davon ab, mit Hebeln zu traden. Stattdessen solltest Du Dich als Anfänger zunächst mit den Grundlagen der Geldanlage auseinandersetzen.

In Deutschland ist Margin-Trading vor allem im Zusammenhang mit gehebelten CFDs weit verbreitet. CFDs sind hochspekulative Differenzkontrakte, mit denen Du auf die Kursentwicklung eines zugrundeliegenden Vermögenswertes spekulieren kannst. Gerade bei hochvolatilen Vermögenswerten wie Kryptowährungen gehst Du besonders hohe Risiken ein, wenn Du mit Hebeln handelst.

In Deutschland hast Du im Gegensatz zum Margin-Trading in vielen anderen Ländern den Vorteil, dass die Nachschusspflicht für CFDs und Futures verboten ist. Daher kannst Du dabei nicht mehr verlieren, als Du zu Beginn einsetzt. In anderen Ländern wie den USA ist dies beim Margin-Trading durchaus möglich, wenngleich CFDs dort verboten sind.

Insgesamt können wir zusammenfassen, dass der Margin-Handel sich vor allem an erfahrene bzw. professionelle Trader richtet, die besonders riskante Handelsoptionen nutzen wollen und die Risiken einschätzen und tragen können.

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