EC-Karte abgeschafft? Was das Maestro-Aus für Deine Girocard bedeutet

Redakteur

Veröffentlicht: 03. Juli 2023, 18:21 Uhr

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Wenn wir Deutschen ausnahmsweise mal nicht bar, sondern mit Karte zahlen, dann in den allermeisten Fällen mit der Girocard. Viele kennen sie noch unter ihrem alten Namen EC-Karte, daher verwenden wir beide Begriffe synonym.

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Zuletzt gab es immer wieder Berichte, nach denen die seit 1968 existierende EC-Karte verschwindet. So berichtete „Bild“ am 21. Juni 2023: „Am 1.7. geht es los: EC-Karte wird abgeschafft!“. Später wurde die Überschrift zwar leicht geändert, ohne aber die Kernaussage zurückzunehmen. Das könnte Karteninhaber verwirren.

Quelle: Bild.de am 21.6.2023

Auch der MDR taucht mit ähnlichen Meldungen auf, wenn verunsicherte Bankkunden bei Google nach Informationen dazu suchen.

Quelle: Google-Suchergebnisse am 3. Juli 2023

In diesem Artikel klären wir, dass der Abgesang auf die Girocard verfrüht ist – und welche Folgen ein Verschwinden von EC-Kartenzahlungen für uns Verbraucher hätte.

EC-Karte ist eine deutsche Lösung

Da es sich um eine deutsche Insellösung handelt, funktioniert die Girocard eigentlich nur in Deutschland, nicht im Ausland. Weil dies für viele Kunden kaum akzeptabel sein dürfte, haben sich die deutschen Geldhäuser Partnerunternehmen gesucht, die die Funktion der Girocard im Ausland ermöglichen. Diese sogenannten Co-Marken, Co-Brandings oder Co-Badges erkennst Du daran, dass sich neben dem Girocard-Logo noch ein zweites Logo auf der Karte befindet. Bislang waren das im Wesentlichen „Maestro“ von Mastercard und „V-Pay“ von Visa.

Girocard ab Juli 2023 ohne Auslandspartner Maestro

Im Herbst 2021 hat Mastercard entschieden, aus der Kooperation mit dem Girocard-System auszusteigen und das „Maestro“-Co-Branding nicht mehr anzubieten. Ab Juli 2023 dürfen Banken keine neuen Girocards mit Maestro-Funktion ausliefern. Dann würden solche neuen EC-Karten im Ausland nicht mehr funktionieren. Bereits ausgegebene Karten mit Maestro-Logo bleiben bis zu fünf Jahre gültig und funktionieren ganz normal.

Nach Maestro-Aus: Neue Ideen der Volksbanken und Sparkassen

Viele Banken und Sparkassen wollen die Girocard nicht aufgeben. Manche vermarkten die EC-Karte jetzt als Zahlungskarte allein für Deutschland. Andere wiederum setzen statt auf Maestro nun auf andere Co-Brandings fürs Ausland. Für Maestro gibt es derzeit drei Alternativen: „V-Pay“ (von Visa), „Mastercard Debit“ sowie „Visa Debit“.

So stellen einige Volksbanken und Sparkassen von Maestro auf Mastercard Debit für die Funktion der EC-Karte im Ausland um. Andere Banken stellen auf Visa Debit um. Dadurch entstehen den Kunden keine Nachteile. Im Gegenteil!

Die neuen Girokarten sind sowohl klassische EC-Karte als auch Debitkarte eines großen Kreditkartenanbieters – 2 in 1 sozusagen. Diese Kombination ist elegant, weil sie die Vorteile der Girocard (hohe Akzeptanz in Deutschland) mit den Vorteilen der Visa/Mastercard-Debit (internationale Akzeptanz, Online-Einkäufe) in einer Karte zusammenbringt.

So viel Innovation hätte man eher bei Neobanken wie N26 oder C24 erwartet. Dass Sparkassen und Volksbanken dabei vorausgeeilt sind, mag manche überraschen.

Manche Geldhäuser fragen ihre Kunden, ob sie einverstanden sind, die neue Girocard mit „Mastercard Debit“-Funktion zu erhalten. Wenn Du eine solche Anfrage bekommen hast, kannst Du in aller Regel ruhig zustimmen. Prüfe aber, dass sich die Gebühren für die Karte nicht erhöhen.

Tipp: Falls Du aktuell ein neues Girokonto suchst, legen wir Dir unseren Girokonten-Vergleich ans Herz.

Beispiele: Girocard bei verschiedenen Banken

BankKosten für Girocard (pro Monat)
C24kostenlos bei aktiver Nutzung, sonst 1,90 €
Comdirect1 €
Consorsbank1 €
DKB0,99 €
ING0,99 €
N26nicht erhältlich
Norisbankkostenlos
Santander1 €
Quelle: Forbes-Advisor-Analyse der besten Girokonten. Stand: 31. Mai 2023.

Nachteile der Girocard: Online-Shopping und Handy-Zahlung schwierig

Größer Nachteil der Girocard ist: Du kannst damit meist nicht direkt online einkaufen. Fürs Online-Shopping greifen daher viele Menschen auf alternative Zahlungsmethoden wie Kreditkarten oder Paypal zurück.

Seit Mai 2021 gibt es einen neuen Anlauf der deutschen Kreditinstitute, um gegenüber den amerikanischen Anbietern aufzuholen: Die bestehenden Online-Bezahlverfahren Giropay und Paydirekt wurden unter dem Namen Giropay zusammengelegt. Das System basiert technisch auf der Online-Banküberweisung und soll einfaches Bezahlen im Internet ermöglichen. Es wird sich zeigen, ob sich die Neuauflage gegen Paypal und Visa/Mastercard behaupten kann.

Ein weiterer Nachteil der Girocard: Viele EC-Karten lassen sich nicht bei Apple Pay und Google Pay einbinden. Das heißt, die Girocard ist oft (aber nicht immer) außen vor, wenn es ums Bezahlen mit Handy oder Armbanduhr geht. 

Vorreiter bei der Handy-Zahlung mit der Girocard sind überraschenderweise die Sparkassen: Sparkassen-Kunden können ihre EC-Karte tatsächlich auch bei Apple Pay einbinden. Aber das ist derzeit noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn die Karten von Visa und Mastercard fast aller Banken lassen sich im Smartphone hinterlegen.

Funktion im Ausland ist für viele Kunden wichtig

Sollten EC-Karten irgendwann im Ausland nicht mehr funktionieren – was derzeit allerdings nicht absehbar ist – würde das auf Dauer die ganze Karte in Frage stellen: Nicht alle Kunden werden bereit sein, sich für Urlaube im Ausland eine weitere Zahlungskarte von Visa oder Mastercard zu besorgen. Drei von vier Karteninhabern finden es „wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass sie die Girocard auch im Ausland nutzen können, ergab eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox.

Offiziell verabschiedet sich Mastercard mit Maetro aus dem Girocard-System, weil es nicht mehr zeitgemäß sei. Das ist wahrscheinlich nicht der einzige Grund. Gut vorstellbar ist auch, dass der US-Anbieter seine eigenen Debit- und Kreditkarten vermehrt in den deutschen Markt drücken will.

Schon heute haben Banken wie ING oder DKB die Girocard als Haupt-Karte („top of the wallet“) abgeschafft. Stattdessen gibt es für Kunden direkt Debitkarten der amerikanischen Kreditkarten-Konzerne Visa und Mastercard. Bezahlst du mit einer solchen Karte, wird wie bei der Girocard Dein Konto direkt belastet. Wer als Neukunde eine deutsche EC-Karte haben möchte, muss dafür mittlerweile oftmals eine – wenn auch geringe – Gebühr zahlen, um die 12 Euro im Jahr.

Das Ende der Girocard auszurufen, wäre dennoch zu früh. Noch ist sie die mit Abstand erfolgreichste Zahlungskarte hierzulande. Und es gibt immer noch gute Gründe, warum man eine EC-Karte besitzen sollte.

Das bringt die EC-Karte im Jahr 2023

Wenn Du so häufig wie möglich bargeldlos zahlen willst, ist eine Girocard auch 2023 in Deutschland unverzichtbar.

Viele

  • Behörden,
  • Apotheken,
  • Fahrrad-, Motorrad- und Autowerkstätten,
  • kleinere Geschäfte (s. Foto unten),
  • Imbisse und Restaurants sowie manche
  • Parkhäuser

akzeptieren keine Karten von Visa oder Mastercard – eine EC-Karte/Girocard hingegen schon.

Frage in Deinen Lieblingsläden nach – Du wirst überrascht sein, wie viel häufiger die EC-Karte noch immer akzeptiert wird im Vergleich zu Visa und Mastercard. Die meisten Händler nennen unserer Erfahrung nach niedrigere Gebühren für die Girocard als Grund für diese Entscheidung. Lediglich große Märkte und Ketten nehmen die US-Karten ebenso häufig an wie die deutsche EC-Karte.

Schild in einem Blumenladen in Berlin (Foto: Daniel Pöhler)

Während Du mit manchen Karten von Visa und Mastercard nur ein paar Mal pro Monat kostenlos Geld abheben kannst, ist das mit der Girocard meist unbegrenzt möglich. Zusätzlich lässt sich teilweise auch im Einzelhandel Geld abheben, etwa bei dm, Edeka oder Rewe.

Überlege Dir, ob Du in Deinem Alltag eine Girocard brauchst und wie viel Du bereit bist, dafür auszugeben. Du kannst mit um die 1 Euro Gebühr pro Monat rechnen.

Was wäre, wenn die Girocard verschwände?

Gäbe es keine EC-Karten mehr, würden die meisten Bankkunden künftig mit den Karten der US-Konzerne Visa oder Mastercard bezahlen und Geld abheben. Die Karten funktionieren meist weltweit und auch im Internet, was praktisch ist. 

Würde die Girocard abgeschafft, wären allerdings bedeutsame Teile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Deutschland in der Hand zweier amerikanischer Anbieter. Die Abhängigkeit von einem einzigen Land bei kritischer Infrastruktur wie dem Zahlungsverkehr kann riskant sein.

Klar ist aber auch: Die Girocard ist nicht ohne Grund in Bedrängnis geraten. Die amerikanischen Anbieter haben sich in den letzten Jahren als innovativer herausgestellt. 

Das kannst Du aus dem Artikel mitnehmen

Die Bankkarte, die die meisten Leute als „EC-Karte“ bezeichnen, heißt eigentlich Girocard. Sie ist eine deutsche Lösung und ein Jahrzehnte altes Erfolgsmodell. Mithilfe ausländischer Partner (Co-Badge oder Co-Branding genannt) funktioniert die Girocard auch außerhalb Deutschlands. Nach dem Rückzug von „Maestro“ gilt dies aber nicht mehr für alle EC-Karten. Doch es gibt drei weitere Co-Badges, mit denen die EC-Karte weiterhin im Ausland funktioniert: V-Pay, Visa Debit und Mastercard Debit.

Allerdings kannst Du selten mit der Girocard online oder per Smartphone bezahlen. Das ist ein Grund, warum immer mehr Banken ihren Kunden statt einer EC-Karte oder zusätzlich dazu Karten von Visa und Mastercard anbieten.

Die Girocard wird hierzulande deutlich häufiger akzeptiert als Visa und Mastercard. Wer im Jahr 2023 möglichst oft bargeldlos zahlen möchte, kann kaum auf eine EC-Karte verzichten. Während die Karte früher meist kostenlos beim Girokonto dabei war, verlangen viele Banken mittlerweile um die 1 Euro pro Monat dafür. Abgeschafft wird die EC-Karte/Girocard auf absehbare Zeit nicht.

Häufige Fragen zur EC-Karte bzw. Girocard

Was ist eine EC-Karte?

Die heutige Girocard ist ein Zahlungssystem der deutschen Banken und Sparkassen. Hervorgegangen ist das System aus den Eurocheques und der Eurocheque-Karte (EC-Karte oder Scheckkarte genannt) ab 1968. Später stand die Abkürzung EC für „Electronic Cash“. Seit 1979 kann man mit der EC-Karte Geld am Automaten abheben, seit 1990 mit Karte und Geheimzahl im Laden bezahlen. 2007 änderte sich dann der Name: aus EC-Karte wurde Girocard. Bis vor wenigen Jahren war bei so gut wie jedem Girokonto eine Girocard dabei.

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