Dax 40: Wie weit geht es noch nach unten?

Redakteurin

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023, 13:47 Uhr

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Es war Montag, der 31. Juli 2023: Damals erreicht der deutsche Leitindex Dax 16.529 Punkte und damit ein neues Allzeithoch. Seither allerdings ist viel passiert, wir beobachten ein höheres Zinsniveau, hohe Staatsverschuldung und neue Kriege.

Und so ist das deutsche Börsenmonate seither fast nur noch gefallen. Am 20. Oktober schloss der Dax bei unter 14.800 Punkten, ein neuer Tiefpunkt. Mehr als 10 Prozent an Börsenwert sind damit vernichtet. Und jetzt?

Was die Korrektur am Aktienmarkt für Anleger bedeutet und was es sonst zum Dax 40 zu wissen gibt, erfährst Du in diesem Artikel.

Wie geht es weiter nach dem Tief?

Mit mehr als 10 Prozent Werteinbußen in wenigen Wochen befindet sich der Dax nun offiziell „in der Korrektur“. Investoren verkaufen Aktien in großem Stil, nehmen Gewinne mit, verringern weitere Verluste. Grund für die Negativstimmung war zuletzt der neu entfachte Nahost-Konflikt.

Glaubt man Börsenexperten, könnte es nun auf zwei Weisen mit dem Dax weitergehen. Entweder die Korrektur ist in 4 bis 6 Wochen überstanden, Anleger holen Luft und kehren zur Normalität zurück. Oder aber es ist der Beginn einer langen Korrekturphase, die mehr als ein Jahr anhalten könnte.

Als entscheidende Komponente dafür, wie es weitergeht, sehen Experten die weiteren Entwicklungen des Kriegsgeschehen in Nahost und wie sich diese mittelfristig auf die Weltwirtschaft niederschlagen. Das könnte spätestens dann passieren, wenn sich die großen Rohöl-Staaten wie der Iran aktiv am Krieg beteiligen. Das gilt es zu verhindern, bleibt aber offen.

Welche Unternehmen stecken 2023 im Dax?

Seit dem 20. September 2021 zählt der deutsche Leitindex statt 30 die 40 wertvollsten deutschen Unternehmen. Die aktuelle Rangliste der Dax-40 Kandidaten findest Du auf der Internetseite des Indexanbieters Qontigo.

Im Oktober 2023 steht SAP als wertvollstes Unternehmen an der Dax-Spitze, gefolgt von der Deutschen Telekom, die Siemens als Nummer zwei abgelöst hat. Während Volkswagen auf Platz 10 gerutscht ist, konnte Dax-Neuling Porsche sich auf Platz 6 im deutschen Börsenbarometer hocharbeiten. Ein weiteres neues Dax-Unternehmen, Airbus, hat sich beharrlich in die Top5 geschoben.

Deutlich ist im Oktober 2023, dass die Autobauer den Dax dominieren. Fünf der 10 größten Aktien stammen aus dem Bereich Automobil. Die wertvollsten 5 Unternehmen machen im Oktober 2023 ein gutes Drittel des Dax-Gesamtwerts aus.

Die Top-10-Titel im Dax

UnternehmenBrancheGewicht im Dax, in %
SAPIT9,57
Deutsche TelekomTelekommunikation6,63
AirbusFlugzeugbau6,32
SiemensMischkonzern6,23
AllianzVersicherungen5,76
PorscheAutomobil5,33
Mercedes Benz GroupAutomobil5,33
MerckPharma4,27
BMWAutomobil3,78
VolkswagenAutomobil3,65

Quelle: Berechnung Forbes Advisor Deutschland, https://www.finanzen.net/index/dax/marktkapitalisierung. 23. Oktober 2023

Das Ranking der Top-40 richtet sich nach dem Börsenwert der frei handelbaren Aktien (der vergangenen 20 Handelstage), nicht mehr nach dem Handelsumsatz. Das heißt: Unternehmen, deren Anleger vergleichsweise stärker an ihren Aktien festhalten, können sich nun über eine gute Platzierung im Dax freuen.

Mehr zu den wichtigsten Börsenindizes und deren Zusammensetzung findest Du auch in unserem Artikel „Die Wichtigsten Aktienindizes erklärt“. 

Übrigens: Der Chemiekonzern Dax-Gründungsmitglied Linde hatte sich Anfang 2023 von der Frankfurter Börse zurückgezogen und ist künftig an der New Yorker Börse gelistet. Vorangegangen war eine Fusion mit dem US-amerikanischen Industriegase-Konzern Praxair im Jahr 2017. Linde-Nachfolger im Dax wurde der Rüstungskonzern Rheinmetall, der im Oktober 2023 auf Platz 34 rangiert.

Wie stehen die Dax-Neuzugänge von 2021 heute da?

Zum Jahresende 2022 belegen die Dax-Neuzugänge diese Positionen im Leitindex:

  • der Flugzeugbauer Airbus (Platz 5),
  • der Duft- und Geschmacksstoff-Hersteller Symrise (22),
  • Siemens Health (23),
  • das Diagnostik und Biotech-Unternehmen Qiagen (30),
  • der Chemiedistributeur Brenntag (32),
  • der Pharmazulieferer Sartorius (33),
  • die Porsche Holding (37),
  • der Mode-Versandhändler Zalando (40).

Alle Dax-Aufsteiger kamen im September 2021 aus dem MDax. Der Sportartikelhersteller Puma und der Essenslieferdienst Hello Fresh sind mittlerweile nicht mehr unter den Top-40 wertvollsten deutschen Unternehmen, sondern stehen Ende 2022 auf Platz 46 und 51.

Wieso 40 statt 30 Werte?

Den ein oder anderen mag diese Entscheidung 2021 überrascht haben. Schließlich haben die 30 wertvollsten und meistgehandelten Unternehmen Deutschlands jahrzehntelang die Entwicklung der deutschen Wirtschaft sehr gut abgebildet. Experten sagen, dass das Upgrade auf 40 Werte vor allem einen sichtbaren Neuanfang für den deutschen Leitindex bedeuten sollte, ein Signal nach außen (s. auch nächste Frage).

Nicht zu vergessen, dass diejenigen Unternehmen, die aus dem mittleren Börsensegment (MDax) in den Dax aufrückten, für Investoren deutlich wichtiger wurden. Fondsgesellschaften oder professionelle Anleger haben häufig die Dax-Werte in ihrem Portfolio. Und Dax-Mitglied zu sein hilft nicht zuletzt den Unternehmen selbst. Man kann sich mit dem Dax-Titel schmücken, was die Marke in der Regel bekannter macht.

Übrigens: Die Entscheidung, den Dax auf 40 Werte aufzustocken, fiel in einer Runde unter zahlreichen Marktteilnehmern: Das heißt, Anleger waren genauso beteiligt, wie Unternehmen und die Vertreter der Börse selbst.

Mehr zum Thema liest Du auch in unserem Artikel „Die Wichtigsten Aktienindizes erklärt“.

Neuausrichtung des Dax nach dem Fall Wirecard

Ausgelöst wurde die Entscheidung, den Dax neu auzurichten, auch durch den Fall Wirecard. Was war passiert?

Die Aktie des Zahlungsdienstleisters hat im September 2018 die Commerzbank im deutschen Leitindex ersetzt. In den fünf Jahren zuvor hatte sich der Wirecard-Aktienkurs verachtfacht und auch das Handelsvolumen an der Börse war groß genug für eine Dax-Mitgliedschaft.

Doch nachgewiesener Betrug und die anschließende Insolvenz des Unternehmens im Juni 2020 ließen den Aktienkurs innerhalb weniger Tage abstürzen. Und freilich sah sich auch die Börse unter Zugzwang, denn eine kriminelle Firma im Dax konnte man schwerlich tolerieren.

So musste der Indexanbieter Qontigo, der für die Stoxx-Indizes Dax, MDax, TecDax usw. verantwortlich ist, vor der turnusmäßigen Überprüfung der Dax-Werte im September handeln. Doch das Regelwerk gab derartige Ad-hoc-Aktionen nicht her.

Man änderte daher im Dax-Regelwerk die Passage zur Insolvenz (Abschnitt 5.1.1.) zum 19. August 2020. Demnach konnten insolvente Firmen nun innerhalb von zwei Handelstagen aus dem Dax-Index genommen werden, anstatt wie vorher erst zur nächsten Quartalsüberprüfung. Am 22. August flog Wirecard aus dem Dax.

Nach dieser Erfahrung waren sich die Verantwortlichen einig, dass eine größere Überarbeitung des Regelwerks nötig war, um das nächste Mal schneller reagieren zu können.

Wann wird die Zusammensetzung des Dax 40 überprüft?

Seit 2021 findet die turnusmäßige Überprüfung des Dax zweimal jährlich statt; zusätzlich zu Anfang September nun auch Anfang März. Zu den Terminen werden die Basiskriterien überprüft (Regelwerk, Abschnitt 4.1.1.1), etwa ob ein Unternehmen die Mindestliquidität noch besitzt (s.o.) oder seinen Firmensitz weiter in Deutschland hat.

Darüber hinaus schaut sich ein Gremium aber auch die Zusammensetzung des Index genau an – insbesondere, ob sich in der Reihenfolge der Dax-Kandidaten etwas getan hat, ob neue Unternehmen aufgenommen werden und alte ausscheiden. Hier schauen die Experten auf den Börsenwert der frei handelbaren Aktien (Anzahl multipliziert mit deren Preis). Man spricht auch von der „Free Float“-Marktkapitalisierung.

Anpassungen bei den regulären Eintritts- und Austrittsregeln
Weil nun 40 statt 30 Werte im Dax gelistet sind, ergeben sich einige Anpassungen bei den Eintritts- und Austrittsregeln. Für die sogenannte reguläre Überprüfung im März und September gelten heute diese Voraussetzungen:

Regulärer Eintritt: Ein Unternehmen A ist Dax-Aufnahmekandidat, wenn es gemessen am Börsenwert der frei handelbaren Aktien besser abschneidet als die Nummer 40 im Dax (vorher 30) und gleichzeitig ein Dax-Mitglied B im Börsenwert auf Rang 47 (bislang 35) abgerutscht ist. Gibt es ein solches Unternehmen B jedoch nicht, kann A nicht eintreten.

Regulärer Austritt: Dagegen ist ein Unternehmen C Dax-Abstiegskandidat, wenn es gemessen am Börsenwert seiner frei handelbaren Aktien nicht mehr zu den 53 größten gehört (bislang Rang 40) und gleichzeitig ein Nicht-Dax-Mitglied D unter die besten 47 Unternehmen (bislang 35) kommt. Gibt es ein solches Unternehmen D jedoch nicht, bleibt C im Dax.

Anpassungen bei den „schnellen“ Eintritts- und Austrittsregeln
Zusätzlich gibt es Kriterien, die einen schnellen Einstieg in den Dax für besonders aufstrebende Unternehmen ermöglichen. Genauso wie Unternehmen schneller ausscheiden, bei denen der Aktienkurs in kurzer Zeit deutlich verloren hat. Auch bei diesen sogenannten Fast-Entry/Exit-Regeln gab es Anpassungen.

Der schnelle Ein- und Austritt wird alle drei Monate geprüft, im März, Juni, September und Dezember. Ab September 2021 gilt beim Dax:

Fast Entry: Gibt es ein Unternehmen, welches es bezogen auf den Börsenwert der frei handelbaren Aktien direkt unter die ersten 33 schafft, kommt dieses auf jeden Fall in den Dax. Ausscheiden muss das Unternehmen, welches gemessen am Börsenwert seiner frei handelbaren Aktien auf Rang 47 oder schlechter abgerutscht ist – oder, falls dies nicht vorliegt, schlicht das nach dieser Kennzahl am wenigsten wertvolle Unternehmen.

Fast Exit: Gibt es umgekehrt ein Unternehmen, das innerhalb eines Quartals gemessen am Börsenwert seiner frei handelbaren Aktien auf Rang 60 abrutscht, muss dieses auf jeden Fall den Dax verlassen. Es rückt das Unternehmen nach, welches es in Sachen Börsenwert der frei handelbaren Aktien auf Platz 47 oder besser geschafft bzw. ansonsten das nächst-wertvollste Unternehmen.

Welche Regeln für die Aufnahme in den Dax 40 gibt es?

Mit der Neuausrichtung des Dax auf 40 Werte hat der Indexanbieter Qontigo hat die Voraussetzungen angepasst, die ein Unternehmen erfüllen muss, um in den Dax aufgenommen zu werden (sog. Entry-Regeln).

Auch hat sich etwas bei den Regeln geändert, nach denen Unternehmen im Dax ausgetauscht werden können, insbesondere wann dies passieren kann und wer befugt ist, darüber zu entscheiden. Im Detail:

Stabiler Umsatz
Bereits seit Dezember 2020 müssen mögliche Dax-Aufsteiger in den vorangegangenen zwei Jahren einen positiven Umsatz (vor Steuern und Abschreibungen) haben. Ein solches Kriterium „stabiler Umsatz“ gab es bislang nicht.

Zügige Veröffentlichungen
Seit März 2021 verlangt das Indexregelwerk, dass potenzielle Dax-Unternehmen von Wirtschaftsprüfern abgenommene Geschäftsberichte und vierteljährlich Quartalsmitteilungen veröffentlichen. Der Vorteil: Der Indexanbieter Qontigo kann schneller reagieren. Wer hier mehr als 30 Tage zu spät kommt, muss den Dax unmittelbar verlassen.

Kein Prime-Standard mehr
Damit ist verzichtbar, dass Unternehmen im Prime-Standard-Segment der Deutschen Börse gelistet sind. Der Prime-Standard stellt die höchsten Berichts- und Transparenzpflichten an Unternehmen. Die Firmen entscheiden selbst, ob sie sich – oft als Signal für internationale Investoren – dem Segment (gegen Gebühr) anschließen. Allerdings dauert es, bis die Verantwortlichen der Börse einen Ausschluss prüfen und vollziehen können – im Falle Wirecard dauerte der Widerruf der Zulassung bis November 2020. Diesen Nachteil wollte man ausräumen.

Gute Unternehmensführung
Ebenfalls seit März 2021 müssen alle neuen Dax-Unternehmen regelmäßig kontrollieren, ob das Management den offiziell empfohlenen Grundsätzen guter Unternehmensführung (Corporate Governance Kodex) entspricht. Unternehmen, die heute schon im Dax sind, haben bis September 2022 Zeit, die Vorgabe umzusetzen. Es ist ein weiterer Kanal, um zu prüfen, ob im Unternehmen alles „rechtens“ zugeht.

Mindestliquidität statt Handelsumsatz
Seit September 2021 zählt für die Aufnahme in den Dax und die Rangfolge der Werte nur noch der Börsenwert (Preis mal Anzahl der Aktien) und nicht länger zusätzlich das sogenannte Handelsvolumen (Umsatz ge- und verkaufter Aktien über die vergangenen 12 Monate). Es genügt, wenn „Aufsteiger“ eine Mindestliquidität nachweisen können. Künftig brauchen Unternehmen einen 12-Monats-Umsatz von mindestens einer Milliarde Euro oder von einem Fünftel ihres Börsenwerts.

MDax wird kleiner
Die zweite Börsenreihe, der MDax, schrumpft. Statt 60 sind dort ab September 2021 nur noch 50 Werte enthalten.

Was bedeutet die Umstellung auf den Dax 40 für Anleger?

Im Grunde nicht viel. Mit Blick auf die Berechnung des Dax-Punktestands ändert sich nichts und auch ETF-Anleger müssen aktiv nichts tun.

Indexwert
Anfang September 2021 kratzte der Dax an der Marke von 16.000 Punkten. In dieser Größenordnung wird es auch bleiben, unabhängig davon, dass nun mehr Firmen im Leitindex vertreten sind. Das geht, weil die Indexformel per se unberührt bleibt. Nur bei der Gewichtung werden nun 40 statt bislang 30 Unternehmen berücksichtigt, das heißt eine einzelne Firma trägt etwas weniger zum Indexstand bei als bislang.

ETFs
ETFs sind börsengehandelte Fonds, die Aktienindizes nachbilden. Das heißt, die Fonds kaufen die Aktien des Index nach. Ändert sich der Index, müssen die ETF-Anbieter reagieren und die Aufsteiger-Aktien im richtigen Verhältnis neu dazukaufen. Damit hatten die Anbieter ein paar Tage vor dem Stichtag 20. September 2021 angefangen. So blieb genügend Zeit, die Orders an der Börse zu platzieren und den sogenannten Market-Makern die Chance zu geben, Aktien zu guten Preisen zur Verfügung zu stellen. Heute besteht ein Dax-ETF gemäß dem zugrundeliegenden Index aus 40 Werten.

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