Schützt Gold gegen Inflation?

Freier Mitarbeiter

Aktualisiert: 09. Juni 2023, 10:54 Uhr

Sara Zinnecker
Redakteurin

Fakten gecheckt von

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Seit Tausenden von Jahren besitzen die Menschen Gold als Wertaufbewahrungsmittel. Es wird auch in der realen Welt für Schmuck und Elektronik verwendet, was einen noch greifbareren Wert darstellt. Und im Gegensatz zu Fiat-Währungen gibt es nur ein relativ begrenztes Angebot an Gold.

Aus diesen Gründen gilt Gold seit langem als sichere Anlage und als Schutz vor Inflation. Das Problem ist, dass Gold eine gemischte Bilanz aufweist, wenn es um die Frage geht, ob es tatsächlich eine gute Absicherung gegen die Inflation bieten kann.

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Die historische Erfolgsbilanz von Gold als Inflationsschutz

Mit 10,4 Prozent im Oktober 2022 verzeichnete Deutschland die höchste Inflation seit den 1950er Jahren, ähnlich schlimm erwischte es die USA. Das letzte Mal, dass die Inflation außer Kontrolle geriet, war in den 1970er und frühen 1980er Jahren. Ein Blick zurück auf diese Zeit gibt Aufschluss darüber, warum Anleger Gold als Absicherung gegen Inflation betrachten.

Ölpreisschocks und Energieknappheit trieben die durchschnittliche jährliche Inflation in Deutschland von 1973 bis 1975 auf gut 7 Prozent, in den USA erreichte sie Werte bis zu 8,8 Prozent. In diesen Jahren überzeugte Gold viele Anleger als beste Inflationsabsicherung, da das gelbe Metall eine beeindruckende jährliche Rendite von 35 Prozent erzielte.

Doch ist dies nicht immer so. Von 1980 bis 1984 etwa, betrug die jährliche Inflationsrate in den USA durchschnittlich 6,5 Prozent, aber der Goldpreis fiel jedes Jahr um durchschnittlich 10 Prozent. Die Renditen blieben nicht nur hinter der Inflationsrate zurück, sondern auch hinter der Entwicklung von Immobilien, Rohstoffen und dem S&P 500.

„Man sollte erwarten, dass eine Anlage, die als Inflationsschutz gilt, bei starker Inflation an Wert gewinnt“, sagt Jason Porter, Senior Investment Manager bei Scottish Heritage SG. „Während einige der jüngsten, extremen Inflationsphasen in den USA hat Gold jedoch eine negative Rendite für die Anleger gebracht.”

Was taugt Gold als Inflationsschutz heute?

Der Verbraucherpreisindex (VPI), ein beliebtes Maß für die Inflation in den USA, stieg im April 2021 im Jahresvergleich um 4,2 Prozent, der erste Anstieg von mehr als 4 Prozent auf Jahresbasis seit 2008. Seitdem lag das durchschnittliche jährliche Wachstum des VPI in den USA bei rund 6,8 Prozent. Der Goldpreis hat im gleichen Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1 Prozent erreicht.

Darren Colananni, Vermögensverwalter bei Centurion Wealth Management, ist der Meinung, dass die schwache Performance von Gold in letzter Zeit seine Unzulänglichkeiten als Inflationsschutz offenbart.

„Der Goldpreis bewegt sich seit fast zwei Jahren seitwärts bis hin zu einem Rückgang, während die Inflation auf einem jahrzehntelangen Höchststand liegt”, so Colananni.

Einige Studien haben ergeben, dass Gold ein wirksamer Inflationsschutz sein kann, allerdings nur über einen extrem langen Zeithorizont von mehr als einem Jahrhundert.

Über kürzere Zeiträume hinweg schwankt der inflationsbereinigte Goldpreis dramatisch, so die Forscher. Seit 1972 lag das Verhältnis des Goldpreises zum Verbraucherpreisindex im Durchschnitt bei 3,6. Derzeit liegt das Verhältnis von Gold zum Verbraucherpreisindex bei 6,5. Wäre Gold ein einfacher, zuverlässiger Inflationsschutz, würde sein Wert im Verhältnis zum VPI ungefähr konstant bleiben.

Gold vs. Bitcoin: Was ist besser für die Inflation?

Gold hat in den letzten zwei Jahren vielleicht nicht den besten Schutz gegen die Inflation geboten, aber es hat mit Sicherheit eine andere weithin angepriesene Inflationsabsicherung übertroffen: Bitcoin.

Einige Kryptoanleger argumentieren, dass Kryptowährungen der beste Inflationsschutz sind, weil ihr Angebot fix ist. Die Zentralbanken weltweit können die Geldmenge nach Belieben erhöhen und die Minenarbeiter können mehr Gold schürfen, aber die Gesamtmenge von Bitcoin und einigen anderen Kryptowährungen ist streng begrenzt.

Enthusiasten bezeichnen Bitcoin oft als „digitales Gold”. In Wirklichkeit war die jüngste Leistung von Bitcoin als Inflationsabsicherung miserabel. Seit die Inflation in den USA im Jahr 2021 anzuziehen begann, ist der Preis von BTC im Jahresvergleich um 47 Prozent gesunken.

Bitcoin und andere führende Kryptowährungen haben Gold längerfristig in den Schatten gestellt. BTC ist in den letzten fünf Jahren um 479 Prozent gestiegen, während Gold nur um 38 Prozent zugelegt hat.

Doch in den letzten zwei Jahren wurde Bitcoin erstmals als Inflationsschutz in einer Zeit stark steigender Preise getestet. Und es hat sich gezeigt, dass BTC alles andere als digitales Gold ist.

Wie können sich Anleger am besten gegen Inflation schützen?

Weder Gold noch sogenanntes digitales Gold haben den Anlegern geholfen, der derzeitige Inflationswelle entgegenzutreten. Was sind also die Alternativen?

Asher Rogovy, Chief Investment Officer bei Magnifina, sagt, dass der beste langfristige Inflationsschutz in der Vergangenheit der Aktienmarkt war.

„Ich bin immer wieder überrascht, wie oft die Anleger vergessen, dass einfache alte Aktien langfristig vor Inflation schützen”, sagt Rogovy. „Natürlich können die Aktienbewertungen mit den aktuellen Wirtschaftsnachrichten schwanken, aber über mehrere Konjunkturzyklen hinweg haben sich die Marktindizes deutlich besser entwickelt als die Inflation.”

Folgende Tabelle zeigt, wie sich der Weltaktienindex MSCI World, der die gut 1.500 größten Unternehmen der Welt umfasst, für verschiedene Zeiträume gegenüber Gold entwickelt hat.

Aktien versus Gold: Renditen annualisiert in %

ZeitraumMSCI WorldGold
1975-20229,575,27
1975-198511,86,74
2000-20100,0515,53
2000-20225,148,42
2012-20229,691,21
Quelle: MSCI, Bundesbank, Forbes-Advisor-Berechnung. Stand: Februar 2023

Über die ganz lange Frist von 1975 bis heute hat der Aktienmarkt Gold in seiner Wertentwicklung deutlich übertroffen. Auch in den vergangenen 10 Jahren haben sich Aktien sehr gut entwickelt, durchschnittlich mit 9,69 Prozent pro Jahr (gemessen in US-Dollar). Die Inflation lag im gleichen Zeitraum bei durchschnittlich 2 Prozent. 

Diese Vorteile bringt eine Investition in Gold

Gold war in der Vergangenheit ein unbeständiger Inflationsschutz, aber es kann dennoch Vorteile haben, einen kleinen Anteil des gelben Metalls in Ihrem Portfolio zu halten. In der Vergangenheit wies Gold eine geringe oder sogar negative Korrelation zu Aktien und Anleihen auf, was darauf hindeutet, dass es ein wertvolles Instrument ist, Schwankungen im Portfolio zu reduzieren oder gar Verluste aufzufangen.

So hat sich der Goldpreis beispielsweise während des Ausverkaufs der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 recht gut gehalten. Vom 1. Februar bis zum 1. April 2020 sank der S&P 500 um 23 Prozent, während der Goldpreis um weniger als 0,1 Prozent fiel.

Die Nachfrage nach Gold durch Investoren, Zentralbanken, Juweliere und Technologieunternehmen steigt ebenfalls. Nach Angaben des World Gold Council stieg die weltweite Goldnachfrage in der ersten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 2,189 Tonnen.

Je nach Ihren individuellen Zielen gibt es mehrere einfache Möglichkeiten, in Gold zu investieren. Anleger können Goldbarren, physische Barren oder Münzen kaufen, die in einem Safe oder bei einer Bank aufbewahrt werden können.

In Deutschland sind Gold-ETFs nicht zugelassen, aber es gibt mit Gold-ETCs eine Alternative. Es handelt sich um Fonds, die den Goldpreis nachbilden. Der beliebteste börsengehandelte Gold-ETC ist Xetra-Gold. Lies dazu mehr in unserem Ratgeber zu Gold-ETFs. 

Anleger, die auf dem Goldmarkt spekulieren möchten, können mit Gold-Terminkontrakten handeln. Diese Kontrakte bieten eine beträchtliche Hebelwirkung, so dass Anleger mit einem relativ geringen Geldbetrag große Mengen an Gold kontrollieren können. Wir raten dazu aber nur erfahrenen Investoren. 

Schließlich können Anleger auch Anteile einzelner Goldaktien oder einen Goldminen-ETF kaufen. Ein Beispiel ist der VanEck Gold Miners ETF (ISIN IE00BQQP9F84) hält einen diversifizierten Korb von 54 goldbezogenen Aktien, darunter Newmont Corp. (NEM), Barrick Gold Corp. (GOLD) und Franco-Nevada Corp. (FNV). Es gibt aber noch zahlreiche andere Goldminen-ETFs.

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