Was sind Anleihen: Die Grundlagen

Redakteur,  Redakteurin

Veröffentlicht: 28. November 2022, 15:00 Uhr

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Wenn Du eine Anleihe kaufst, gibst Du dem Herausgeber der Anleihe einen Kredit. Der Herausgeber verpflichtet sich, Dir jährlich Zinsen zu überweisen und zu einem festen Zeitpunkt in der Zukunft Dein Geld zurückzuzahlen. 

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Über Aktien wird in den Medien normalerweise mehr berichtet als über Anleihen (Bonds). Dabei ist der weltweite Anleihemarkt gemessen am Börsenwert sogar etwas größer als der Aktienmarkt. 

Im Jahr 2021 schätzte die Securities Industry and Financial Markets Association (SIFMA) den Wert der globalen Aktienmärkte auf umgerechnet etwa 100 Mia. Euro. Der Wert der globalen Anleihenmärkte lag bei knapp 117 Mia. Euro. 

Was sind Anleihen?

Anleihen sind Anlagepapiere. Ein Anleger leiht einem Unternehmen oder einer Regierung für einen bestimmten Zeitraum Geld. Der Emittent verpflichtet sich im Gegenzug, regelmäßige Zinszahlungen zu leisten und den Gesamtbetrag samt letzter Zinsrate zurückzuzahlen, wenn die Anleihe „fällig“. Weil der Emittent Schuldner ist, heißen Anleihen auch „Schuldverschreibungen“. 

Auch der Begriff „festverzinslich“ wird oft für Anleihen verwendet. Ebenso geläufig ist in Deutschland der Begriff „Rentenpapiere“ oder „Rentenmarkt“. Das hat nichts mit der gesetzlichen Rente zu tun, sondern drückt aus, dass es während der gesamten Laufzeit regelmäßig Zinszahlungen in gleicher Höhe gibt. 

Unternehmen geben Anleihen aus, um den laufenden Betrieb, neue Projekte oder Übernahmen zu finanzieren. Regierungen geben Anleihen aus, um den Haushalt mitzufinanzieren. Wenn Du in eine Anleihe investierst, bist Du ein Gläubiger des Unternehmens, das die Anleihe ausgibt.

Viele Anleihe-Typen, vor allem sogenannte Investment-Grade-Anleihen, sind risikoärmer als Aktien. Mit Anleihen im Portfolio gleichen viele Anleger das Schwankungsrisiko zum Beispiel von Aktien aus. Gleichzeitig sind die jährlichen Zinszahlungen ein regelmäßiges Einkommen, etwa wenn Du im Ruhestand bist („Rente“).

Wichtige Begriffe zum Verständnis von Anleihen

Um zu verstehen wie Anleihen auf dem Markt bewertet und gehandelt werden, erklären wir die wichtigsten Begriffe. Sie gelten für alle Anleihe-Typen:

  • Fälligkeit: Das Datum, an dem der Anleihe-Emittent das geliehene Geld an den Anleger zurückzahlt. Anleihen haben kurze, mittlere oder lange Laufzeiten.
  • Nennwert: Der Nennwert ist der Betrag, den Deine Anleihe bei Fälligkeit wert ist. Er ist auch die Grundlage für die Berechnung der Zinszahlungen, die den Gläubigern zustehen. Der Nennwert kann zum Beispiel 1.000 Euro sein.
  • Kupon: Kupon nennt man den festen Zinssatz, den der Anleiheemittent seinen Gläubigern zahlt. Wenn eine Anleihe einen Kupon von 3 Prozent hat, verspricht der Emittent der Anleihe, den Anlegern bis zum Fälligkeitsdatum der Anleihe 30 Euro pro Jahr zu zahlen (3 Prozent von 1.000 Euro Nennwert = 30 Euro pro Jahr), um das Beispiel von 1.000 Euro zu verwenden.
  • Kurs: Viele, wenn nicht sogar die meisten Anleihen werden nach ihrer Emission an der Börse gehandelt. Dort gibt es Kauf- und Verkaufskurse, auch Geld- und Briefkurs genannt. Der Geldkurs ist der höchste Betrag, den ein Käufer für eine Anleihe zu zahlen bereit ist. Der Briefkurs ist der niedrigste Preis, den ein Verkäufer bietet.
  • Rendite: Während der Kupon fest ist, ist die Rendite variabel. Sie hängt unter anderem vom Börsenkurs ab, aber auch von weiteren Faktoren. Die Rendite kann als Umlaufrendite, Rendite bis zur Fälligkeit und Rendite zur Kündigung ausgedrückt werden (mehr dazu weiter unten).
  • Laufzeitrisiko (Duration): Diese Kennzahl gibt an, wie sich der Kurs einer Anleihe verändert, wenn sich der Marktzins um 1 Prozent verändert. Je länger die Laufzeit einer Anleihe ist, desto stärker ist ihr Kurs von Zinsschwankungen betroffen.
  • Rating: Ratingagenturen (Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch) bewerten Anleihen und Anleiheemittenten auf der Grundlage ihrer Kreditwürdigkeit. Die Ratings helfen Anlegern, das Risiko von Investitionen in Anleihen zu verstehen. Aber auch Fonds sind auf das Rating angewiesen. Manche Fonds, die etwa zur Altersvorsorge dienen, dürfen etwa nur Investment-Grade-Anleihen kaufen. Diese haben vergleichsweise wenig Ausfallrisiko und ein Rating von BBB oder besser.

Welche Arten von Anleihen gibt es?

Bei den Anleihen unterscheidet man nach dem Herausgeber: entweder ein Unternehmen oder ein Staat (ein Bundesland oder eine Kommune). 

Unternehmensanleihen

Unternehmensanleihen werden von öffentlichen und privaten Unternehmen emittiert. Damit soll das Tagesgeschäft finanziert oder die Produktion ausgeweitet werden. Sie dienen zur Finanzierung von Forschungsprojekten oder Übernahmen. 

Staatsanleihen

Deutsche Staatsanleihen werden von der Bundesregierung ausgegeben. Man nennt sie daher auch Bundesanleihen. Mit dem Geld aus dem Verkauf von Staatsanleihen finanziert die Regierung den Haushalt mit. Unter dem ehemaligen Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) war das Ziel der Bundesregierung aber die schwarze Null – also keine Neuverschuldung. Neue Anleihen lösen aber auch alte ab, die fällig werden. So richten sich Staaten auch eine dauerhafte Kreditlinie ein. 

Landes- und Kommunalanleihen
Bundesländer, Städte und Landkreise können sogenannte Kommunalanleihen ausgeben, um lokale Projekte zu finanzieren. 

Merkmale von Anleihen

Wir können Anleihen nach der Art der Zinszahlung und nach bestimmten anderen Merkmalen weiter unterteilen:

  • Nullkuponanleihen: Wie der Name schon sagt, gibt es bei Nullkuponanleihen keine regelmäßigen Zinszahlungen. Stattdessen kaufen Anleger Nullkuponanleihen mit einem Abschlag auf den Nennwert und erhalten bei Fälligkeit den vollen Nennwert zurück.
  • Wandelanleihen: Diese Unternehmensanleihen können vor der Fälligkeit in Aktien des ausgebenden Unternehmens umgewandelt werden.
  • Nachranganleihen: Das sind meist Unternehmensanleihen mit höheren Zinsen, aber auch höherem Risiko. Geht das Unternehmen Pleite, werden die Gläubiger von Nachranganleihen als aller letztes bedient.  
  • Kündbare Anleihen: Bei diesen Anleihen kann der Emittent die Schulden vor dem Fälligkeitsdatum zurückzahlen – oder die Anleihe „kündigen“. Die Kündigungsbedingungen werden vor der Ausgabe der Anleihe vereinbart.

Wie funktionieren Anleiheratings?

Alle Anleihen bergen das Risiko eines Zahlungsausfalls. Wenn der Emittent einer Unternehmens- oder Staatsanleihe Konkurs anmeldet, bedeutet das, dass er wahrscheinlich seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Das macht es für die Anleger schwierig, ihr Kapital zurückzuentwickeln.

Anleiheratings helfen Dir, das Ausfallrisiko Deiner Anleiheinvestitionen zu verstehen. Sie geben auch Aufschluss darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass der Emittent den Anlegern den Anleihezins zuverlässig zahlen kann.

Ähnlich wie Kreditauskunfteien wie die Schufa auf der Grundlage Deiner finanziellen Vergangenheit einen Kreditscore vergeben, bewerten die Ratingagenturen die finanzielle Gesundheit der Anleiheemittenten. 

Standard and Poor’s (S&P’s), Fitch Ratings und Moody‘s sind die drei wichtigsten Ratingagenturen. Sie weisen den einzelnen Anleihen ein Rating zu, und zeigen an, welche Bank hinter der Anleiheemission steht.

Alle Ratings im Überblick 

Moody’sS&PFitch
Investment Grade RatingsAaa
Aa1
Aa2
Aa3
A1
A2
A3
Baa1
Baa2
Baa3
AAA
AA+
AA
AA-
A+
A
A-
BBB+
BBB
BBB-
AAA
AA+
AA
AA-
A+
A
A-
BBB+
BBB
BBB-
Speculative Grade RatingsBa1
Ba2
Ba3
B1
B2
B3
Caa1
Caa2
Caa3
Ca
--
--
C
BB+
BB
BB-
B+
B
B-
CCC+
CCC
CCC-
CC
C
--
D
BB+
BB
BB-
B+
B
B-
CCC+
CCC
CCC-
CC
C
RD
D

Im Allgemeinen gilt: Je höher das Rating einer Anleihe, desto niedriger ist der feste Zinssatz (Kupon): Das Ausfallrisiko des Emittenten ist geringer, er muss keinen besonders hohen Risikoaufschlag bezahlen

Je niedriger das Rating einer Anleihe, desto mehr Zinsen muss der Emittent den Anlegern zahlen. Um sie zu einer Investition zu bewegen, muss er das höhere Risiko ausgleichen.

Wie ergibt sich der Kurs von Anleihen?

Der Kurs von Anleihen richtet sich nach ihrem Nennwert (pari). Anleihen, die an der Börse einen Kurs über dem Nennwert haben, werden mit Aufschlag („über pari“) gehandelt“, während Anleihen mit Kurs unter dem Nennwert mit Abschlag („unter pari“) gehandelt werden. Wie bei jedem anderen Vermögenswert hängen die Anleihekurse von Angebot und Nachfrage ab. Aber auch die Bonität und die Marktzinsen spielen bei der Preisbildung eine große Rolle.

Nachfrage geht zurück
Eine Anleihe mit Investment-Grade-Rating geht mit einem recht niedrigen Kupon (festem Zinssatz) einher. Weniger Zinsen bedeuten erstmal eine geringere Rendite. 

Angenommen, die Nachfrage nach der Anleihe würde einbrechen. Dann würde ihr Kurs an der Börse sinken, sie würde „unter pari“ (mit einem Abschlag zum Nennwert) gehandelt. 

Die Rendite aber würde steigen. Denn wer jetzt kauft und die Anleihe bis zum Laufzeitende hält, zahlt heute weniger und bekommt den vollen Nennwert zurück. Oder anders: Es gibt denselben festen Zinsertrag für einen günstigeren Kaufpreis. 

Änderungen der Marktzinsen
Wenn die Marktzinsen steigen, steigen auch die Anleiherenditen, was die Anleihekurse drückt. 

Ein Beispiel: Ein Unternehmen gibt Anleihen mit einem Nennwert von 1.000 Euro aus, die mit einem Kupon von 5 Prozent ausgestattet sind. Aber ein Jahr später steigen die Zinsen. Dasselbe Unternehmen gibt eine neue Anleihe mit einem Kupon von 5,5 % aus, um mit den Marktzinsen Schritt zu halten. Die Nachfrage nach der Anleihe mit dem 5-Prozent-Kupon würde abnehmen, denn die neue Anleihe liefert ja 5,5 Prozent. 

Um die erste Anleihe für die Anleger attraktiv zu halten, muss auch die alte Anleihe auf die gleiche Rendite (5,5 Prozent) kommen. Das geht, indem der Börsenkurs (Kaufpreis) sinkt. Die Anleihe würde also mit Abschlag („unter pari“ gehandelt. Anleger, die die 5-Prozent-Anleihe kaufen, bekommen diese also genau so viel billiger, dass die Rendite am Ende 5,5 Prozent beträgt.

Wie man in Anleihen investiert

Als Privatanleger kaufst Du Anleihen in aller Regel an der Börse – über Deine Bank oder Broker. Häufiger ist jedoch, dass Du nicht etwa einzelne Anleihen hältst, sondern ein Bündel von Anleihen in einem Anleihefonds. 

In den letzten Jahren liegen ETFs im Trend, sehr günstige börsengehandelte Fonds, die bestehende Anleiheindizes nachbilden. Du kannst einen solchen Anleihe-ETF mit ins Portfolio nehmen. 

Besteht der ETF zum Beispiel aus sicheren Staatsanleihen, wirst Du zwar nicht viel Rendite erzielen, aber auch nur geringe Schwankungen im Wert haben. Insofern gleicht ein Anleihe-ETF schwankungsreiche Phasen am Aktienmarkt aus – das heißt, der Wert Deines Portfolios schwankt insgesamt nicht so stark.

Manche Anleger halten in ihrem Portfolio nur Aktienfonds und lassen ansonsten Bargeld auf dem Girokonto, Tagesgeld– oder Festgeldkonto liegen. Dort bleibt der Wert Deines Geldes natürlich auch stabil (abgesehen von der Geldentwertung durch Inflation) – auch so kannst Du Wertschwankungen Deines Gesamtportfolios auffangen. Allerdings liegt dieses Geld meist separat auf einem Konto, Du hast ggf. nicht alle Informationen unter einem Dach.

Beachte: Sowohl die Rendite eines Anleihefonds mit sicheren Anlagen als auch der Zins auf Sparkonten kann ins Negative rutschen. Beim Fonds ist das der Fall, weil der Fonds meist entweder Anleihen nach Rating oder Restlaufzeit bündelt und immer wieder Anleihen austauschen muss – also bisweilen auch unter Nennwert verkaufen muss. Negativzinsen auf Sparkonten gibt es, wenn Du dort zu hohe Summen parkst. Manche Banken verlangen einen Strafzins ab 25.000 Euro Einlagen.

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