Private Kranken­versicherung für Rentner: Was Du wissen solltest

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Veröffentlicht: 22. August 2023, 14:57 Uhr

Daniel Pöhler
Redakteur

überprüft von

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Rund neun Millionen Deutsche sind privat krankenversichert. Während man in jungen Jahren in der privaten Krankenversicherung (PKV) häufig geringere Beiträge zahlt als in der gesetzlichen Versicherung, können die Beiträge im Alter stark ansteigen. Insbesondere für Rentner, deren Arbeitseinkommen wegfällt, kann dies finanziell belastend sein. Einen Deckel nach oben gibt es nicht.



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Im Artikel erklären wir, mit welchen Beiträgen Rentner in der PKV zu rechnen haben und wie sich die Kosten möglicherweise senken lassen.

Kostenentwicklung der PKV im Alter

Im Laufe eines Versichertenlebens steigt Dein Beitrag in der PKV kontinuierlich an. Unter anderem sehen sich Versicherer – gesetzliche wie private – mit folgenden Faktoren konfrontiert, die sich auf Beiträge niederschlagen können. 

Höhere Preise für medizinische Geräte und Personal

Hiermit sind Kostensteigerungen für Material und höhere Löhne gemeint. Zum Teil war die Corona-Pandemie ein Preistreiber, aktuell jedoch mehr die hohe Inflation. Bei den Löhnen hängt es von den Tarifabschlüssen sowie politischen Entscheidungen ab. 

Medizinischer Fortschritt

Darunter versteht man, dass die medizinischen Möglichkeiten, Krankheiten zu behandeln und zu kurieren, immer besser werden. Neue Behandlungsformen erfordern allerdings möglicherweise neue, oft teure medizinische Geräte und Therapien. 

Alternde Bevölkerung

Damit ist gemeint, dass eine Versicherung damit kalkulieren muss, im Durchschnitt länger für (teurere) medizinische Leistungen aufzukommen. 

Häufigere Arztbesuche im Alter

Dazu kommt, dass Du im Alter wahrscheinlich mehr medizinische Leistungen in Anspruch nehmen musst als in jungen Jahren. Auch das schlägt sich in Deinem PKV-Beitrag als Rentner nieder. 

Die Frage ist, wie stark und wie schnell Dein Beitrag im Lauf Deiner Versichertenzeit ansteigt. Dazu solltest Du folgendes wissen: 

  • Laut PKV-Verband sollen Beiträge 2023 im Schnitt um 3,7 Prozent steigen, nach 4,1 Prozent im Jahr 2022. Dabei sei mehr als jeder dritte Versicherte betroffen, etwa 3 Millionen Menschen. 
  • Private Krankenversicherer müssen Beiträge anheben, wenn die vereinbarten Leistungen Deines Tarifs im Vergleich zur ursprünglichen Beitragsberechnung um 10 Prozent angestiegen sind (vgl. §155 Abs. 3 VAG). Das passiert in der Regel alle paar Jahre. 
  • Um die Beitragssteigerung im Alter zumindest abzufedern, zahlst Du als jüngerer Versicherter höhere Beiträge, als Du die Versicherung kostest. Das überschüssige Geld legt die Versicherung als sog. Altersrückstellungen über die Jahre für Dich an. Wegen der über Jahre anhaltenden Niedrigzinsen waren diese Rückstellungen zuletzt aber weniger wert. 
  • Experten rechnen damit, dass dank der Zinswende der EZB Altersrückstellungen künftig wieder an Wert gewinnen und für mehr Beitragsstabilität sorgen. Mehr zur Kostenentwicklung liest Du auch im Ratgeber PKV Kosten und Beitragsanpassungen 2023

Wie viel zahlst Du als Rentner in der PKV? 

Grundsätzlich ist der PKV-Beitrag individuell und hängt von mehreren Faktoren ab. Dein Beitrag ist umso teurer, je mehr Leistungen Dein Tarif umfasst, je älter Du bei Vertragsabschluss warst und je mehr gesundheitliche Leiden Du hast. 

Als Größenordnung können wir aber sagen: Laut PKV-Verband stieg der durchschnittliche Beitrag von 535 Euro pro Monat im Jahr 2022 auf 551 Euro pro Monat im Jahr 2023 an. Würdest Du theoretisch erst als Rentner in die PKV eintreten, läge Dein Beitrag unserer Analyse nach deutlich über 1.000 Euro. 

Dein Beitrag als Rentner, der schon länger versichert ist, dürfte also irgendwo in der Mitte liegen. Rechne mit mehr als 500, aber mit weniger als 1.500 Euro pro Monat. 

Gut zu wissen: Bekommst Du gesetzliche Rente, zahlt die deutsche Rentenversicherung die Hälfte Deiner Beiträge, wenn Du einen entsprechenden Antrag stellst. Lies dazu weiter unten mehr. 

Was kannst Du tun, um als Rentner bei der PKV zu sparen?

Wenn Dich die PKV-Beiträge im Alter finanziell stark belasten, hast Du ein paar Möglichkeiten, Deine Kosten zu senken. 

Streiche das Krankentagegeld

Solange Du im Beruf tätig bist, ist es sinnvoll, ein Krankengeld (Krankentagegeld) in Deinen PKV-Tarif aufzunehmen. Solltest Du krankheitsbedingt länger beruflich ausfallen, zahlt die Versicherung einen Teil Deines Einkommens unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 1,5 Jahren fort. Mehr dazu liest Du im Ratgeber Krankengeld

Beziehst Du Rente, ist eine Absicherung des Arbeitseinkommens nicht mehr nötig. Um beim PKV-Tarif zu sparen, kannst Du den Baustein Krankentagegeld in Deinem Tarif abwählen und so monatlich sparen. 

Beantrage einen Zuschuss bei der deutschen Rentenversicherung

Wer privat krankenversichert ist, aber einen Anspruch auf gesetzliche Rente hat – etwa, weil er mehrere Jahre angestellt gearbeitet oder sich Erziehungszeiten hat anrechnen lassen – kann bei Renteneintritt einen Zuschuss zu den PKV-Beiträgen von der deutschen Rentenversicherung beantragen. Die Rentenversicherung empfiehlt, diesen Antrag gemeinsam mit dem Antrag auf gesetzliche Rente zu stellen. 

Der Zuschuss beträgt in der Regel den halben PKV-Beitrag, jedoch maximal 364 Euro pro Monat. Das ist die Hälfte des Höchstbeitrags der gesetzlichen Krankenversicherung (ohne Pflegeversicherung, Stand 2023). 

Beachte: Die Rentenversicherung zahlt nur dann den halben Beitrag zu Deinem PKV-Beitrag, wenn Du Deinen Ruhestand innerhalb der EU verbringst. 

Wechsle auf einen anderen Tarif

Wie oben erwähnt, kannst Du als Rentner das Krankentagegeld aus Deinem Tarif streichen lassen. Dabei muss es nicht bleiben. Du kannst auch andere Leistungsbausteine, die Du nicht mehr brauchst, streichen bzw. deren Umfang ggf. reduzieren. 

Grundsätzlich gilt: Je weniger Leistungen bzw. Leistungsumfang, umso günstiger wird Dein Tarif. Achte aber darauf, dass Deine Altersrückstellungen erhalten bleiben. Das tun sie in der Regel, wenn Du bei Deinem privaten Krankenversicherer bleibst, also einen internen Tarifwechsel durchführst. 

Als Tarifwechsel gilt übrigens auch, wenn Du Deinen Selbstbehalt veränderst. Erhöhst Du diesen, sollte Dein Beitrag günstiger werden. 

Beachte: Lass Dich jedoch nicht zu einem Selbstbehalt von mehreren tausend Euro überreden, nur um Beiträge entsprechend zu drücken. Sondern schaue immer darauf, dass Du den Selbstbehalt im Krankheitsfall wirklich bezahlen kannst. Alternativ kannst Du in den Standard- oder Basistarif wechseln. 

Wechsle in den Standard- bzw. Basistarif

Die private Krankenversicherung ist verpflichtet, einen günstigen Tarif anzubieten, der mindestens die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung umfasst. Hast Du als Rentner pro Jahr weniger als 59.850 Euro Einkommen (Stand 2023) und kannst Dir die Beiträge zur PKV nicht mehr leisten, kannst Du einen Wechsel auf diesen Tarif bei Deiner PKV anfragen. Man unterscheidet den Standard- und den Basistarif. 

Standardtarif

Der Standardtarif steht nur solchen Versicherten offen, die ihre PKV vor dem Jahr 2009 abgeschlossen haben und in einem sogenannten Bisex-Tarif, also einem geschlechtsspezifischen Tarif, versichert sind.

Dein privater Krankenversicherer rechnet Dir aus, wie hoch Dein Monatsbeitrag beim Standardtarif ausfallen würde. Entscheidend ist, wie lange Du versichert warst und wie viele Altersrückstellungen Du angespart hast. Diese werden beim Tarifwechsel berücksichtigt. 

Der Höchstbeitrag beim Standardtarif entspricht dem Höchstbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung, also 728 Euro pro Monat. Als Rentner zahlt Dir die gesetzliche Rentenversicherung (nach einem entsprechenden Antrag, s. oben) die Hälfte. Auf Dich entfallen also noch maximal etwa 364 Euro pro Monat.  

Beim Standardtarif gibt es eine Besonderheit: Bei Heil- oder Hilfsmitteln (zum Beispiel eine Schiene, eine Gehhilfe etc.) und bei Medikamenten erstattet Dir die PKV zunächst nur 80 Prozent der Kosten. 20 Prozent zahlst Du selbst, bis Du auf insgesamt 306 Euro Ausgaben im Jahr gekommen bist (Stand: 2023). Erst anschließend bekommst Du Deine Auslagen voll erstattet. 

Abstriche musst Du bei Psychotherapie, Haushaltshilfe und – für Rentner möglicherweise besonders relevant – Reha und Kuren machen. Hier übernimmt die PKV im Standardtarif normalerweise weniger als die gesetzliche Krankenversicherung. Reha und Kurkosten trägst Du in der Regel komplett selbst. 

Basistarif

Der Basistarif existiert seit 2009 parallel zum Standardtarif. Er steht allen PKV-Versicherten offen, die ihre Beiträge nicht mehr bezahlen können, ist aber die einzige Möglichkeit für alle, die nach 2009 vom Bisex- in den Unisex-Tarif gewechselt sind bzw. ihre PKV nach 2009 abgeschlossen haben.

Der Basistarif gilt als umfassender als der Standardtarif. Reha- und Kurleistungen, Medikamente, Heil- und Hilfsmittel werden voll übernommen. Es gibt keine verpflichtende Selbstbeteiligung. Dafür ist der Basistarif in der Regel aber auch etwas teurer als der Standardtarif. 

Der Höchstbetrag für den Basistarif entspricht dem Höchstbetrag der GKV zuzüglich dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag. 2023 sind das monatlich etwa 808 Euro. Bekommst Du gesetzliche Rente, würde auch hier die deutsche Rentenversicherung auf Antrag die Hälfte des Beitrags übernehmen. Dir bleibt ein Eigenanteil von maximal 404 Euro pro Monat. 

Weitere Zuschüsse vom Sozialamt

Wenn Du die gut 400 Euro pro Monat aus dem Standard- bzw. Basistarif nicht mehr stemmen kannst, kannst Du Dich ggf. als hilfsbedürftig einstufen lassen einen weiteren Zuschuss zum PKV-Beitrag beim Sozialamt beantragen (s. auch § 9 im Sozialgesetzbuch II). 

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