Drei Gründe, warum die Heizölpreise 2022 gestiegen sind

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Aktualisiert: 21. Februar 2023, 09:59 Uhr

Daniel Pöhler
Redakteur

Bearbeitet von

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Wenn Du mit Öl heizt, musstest Du dieses Jahr tiefer in die Tasche greifen: Der Heizölpreis war 2022 über lange Zeit etwa doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Das ist nicht zuletzt auf den russischen Krieg gegen die Ukraine zurückzuführen.

Die gestiegenen Kosten musst Du auf einen Schlag bei Lieferung des Heizöls bezahlen. Denn anders als bei Strom und Gas kaufst Du Heizöl nicht mit einem monatlichen Abschlag, sondern bezahlst die Füllung Deines Heizöltanks beim Lieferanten komplett.

Was den Heizölpreis nach oben getrieben hat, welche Faktoren für eine Entspannung der Lage sorgen könnten und wie sich der Preis genau zusammensetzt, liest Du in unserem Ratgeber.

Wie sich der Heizölpreis aktuell entwickelt

Quelle: Fastenergy

Was beeinflusst den Heizölpreis generell?

Rohölpreis. Aus Rohöl wird das sogenannte Gasöl gewonnen. Das ist das Heizöl, das Aktionäre an der Rohstoffbörse ICE Futures in London handeln. Steigt der Preis für Rohöl, steigt in aller Regel auch der Preis für Gasöl.

Dollarkurs. Da Rohöl in US-Dollar (USD) gehandelt wird, ist auch der Wechselkurs von Euro in US-Dollar ein wichtiger Preisfaktor. Ist der Dollarkurs sehr hoch, verteuert das den Ölpreis für uns Europäer. Ein starker Euro hingegen kann für günstigeres Öl sorgen.

Unerwartete Ereignisse. Auch wenn sich der Gasölpreis am Rohölpreis orientiert, können Einflüsse wie extreme Kälteperioden oder eingeschränkte Raffineriekapazitäten den Preis zusätzlich steigern.

Steuern und Abgaben. Zum Börsenpreis kommen noch die CO2-Abgabe, die Energiesteuer sowie der sogenannte Deckungsbetrag (siehe auch Kapitel zur Ölpreiszusammensetzung).

Warum sind die Heizölpreise 2022 so hoch?

Öl wird in der Regel an der Börse über sogenannte Futures gehandelt: Ein Ölimporteur bestellt eine bestimmte Ölmenge zu einem festgelegten Preis für ein festes Datum in der Zukunft (Future), beispielsweise 3.000 Tonnen heute in einem Jahr. Sowohl der Importeur als auch der Exporteur wissen nicht, wie die Ölversorgung in einem Jahr aussieht. Deshalb müssen sie sich gegen Preisschwankungen absichern. Gibt es Hinweise auf eine Ölknappheit, steigt in der Regel der Preis.

Die wichtigsten Faktoren, die zu einer Ölknappheit und dadurch zu einer Preissteigerung führen, sind aktuell

1. Russischer Krieg gegen die Ukraine

Der Ölpreis reagiert sensibel auf geopolitische Krisen und Kriege in ölfördernden Ländern. Im Falle von Krieg und Unruhen könnten Ölförderstätten vorsorglich runtergefahren oder gar angegriffen und beschädigt werden. Aber auch eine gewollte Verknappung als Druckmittel ist möglich.

Putins Krieg gegen die Ukraine betrifft uns Deutsche besonders. Russland war unser größter Öllieferant: 2021 importierte Deutschland rund ein Drittel des gesamten Ölbedarfs aus Russland. Die Bundesrepublik hat die Abhängigkeit von russischem Öl innerhalb von einigen Monaten deutlich reduziert. Nur noch eine Raffinerie bezieht Rohöl aus Russland. Doch es hatte seinen Preis, aus anderen Quellen so schnell Ersatz zu organisieren.

2. Zurückhaltende Ölförderung der OPEC und weiterer Länder

Die Organisation Erdöl exportierender Länder, kurz OPEC, ist ein Ölkartell mit derzeit 13 Mitgliedsstaaten. OPEC steht für Organization of the Petroleum Exporting Countries. Fünf der Staaten gehören zu den zehn größten Ölförderstaaten der Welt: Saudi-Arabien, Iran, Kuwait, Venezuela und die Vereinigten Arabischen Emirate. Zunehmend kooperiert die OPEC auch mit nicht Nicht-OPEC-Staaten wie Russland oder Kasachstan und wird dann oft OPEC+ genannt.

Ziel des Kartells ist es, durch Absprachen den Preis für Erdöl entweder zu drücken, anzuheben oder zu stabilisieren. Dafür legt die OPEC sogenannte Förderquoten fest, also wie viel Öl jedes Land fördern darf oder soll. Wird weniger Öl gefördert und exportiert, dann steigt der Preis an der Börse.

Die OPEC+ hatte zu Anfang der Corona-Pandemie die Förderquoten gesenkt, um die eingebrochenen Ölpreise zu stabilisieren. Denn am Anfang der Pandemie sind die Menschen seltener geflogen und weniger Auto gefahren, wodurch die Ölnachfrage zwischenzeitlich eingebrochen war. 

Aus Angst vor einer weiteren Corona-Welle wurde die Ölförderung nur leicht angehoben. Was für uns hohe Heizöl-, Benzin- und Diesel-Preise bedeutet, bringt den OPEC+-Ländern höhere Einnahmen. Einen guten Grund, die Fördermenge zu erhöhen, haben die Länder deshalb eher nicht.

3. Nachfrage nach Erdöl ist „nach Corona“ gestiegen

Nach monatelangen Corona-Einschränkungen haben die Länder weltweit ihre Maßnahmen gelockert. Reisen sind vermehrt möglich und viele fahren wieder öfter mit dem Auto zur Arbeit. Dadurch ist die Nachfrage nach Kerosin, Benzin und Diesel gestiegen – und deshalb auch der Ölpreis. Neben Heizöl treibt also auch die vermehrte Nachfrage nach Kraftstoffen den Rohölpreis in die Höhe.

Wie werden sich die Heizölpreise weiter entwickeln?

Wir Verbraucher wünschen uns natürlich, dass der Heizölpreis 2022 und 2023 sinkt. Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus. Verschiedene Faktoren könnten helfen, den Rohölpreis und dadurch auch den Heizölpreis zu senken:

Nachfrage sinkt: Ein milder Winter könnte dafür sorgen, dass durch die geringere Nachfrage nach Heizöl die Preise sinken. Menschen heizen weniger und sind häufiger draußen unterwegs. 

Angebot erhöht sich: Ölförderländer, z. B. die OPEC, müssten mehr Öl fördern und exportieren. Dadurch nähert sich das Ölangebot der Nachfrage an und die Preise sinken. Auch neu gefundene Ölquellen, wie vor Guyana in Südamerika, steigern das Angebot am Markt. Am 1. März 2022 beschlossen zudem die Mitgliedsstaaten der Internationalen Energieagentur (IEA) die Freigabe von Erdöl aus ihren Notfallreserven; Deutschland gibt rund 435.000 Tonnen Öl frei.

Geopolitische Krisen enden: Da der Ölpreis sensibel auf Krisen und Krieg reagiert, dürfte ein Ende des russischen Krieges für Entspannung sorgen. Das ist derzeit leider nicht absehbar, da Russland nicht bereit ist, sich aus der Ukraine freiwillig zurückzuziehen. Es kann Monate oder gar Jahre dauern, bis die ukrainischen Streitkräfte die russischen Invasoren aus ihrem Land gedrängt haben.

Was tut die Regierung?

Das dritte Entlastungspaket der Ampel-Regierung sieht eine Preisbremse für Gas und Fernwärme vor, allerdings keinen Preisdeckel für Heizöl.

Im September haben Arbeitnehmer und Selbstständige einmalig 300 Euro (brutto) bekommen. Gedacht ist das Geld als sogenannte Energiepreispauschale. Damit sollst Du besser die Rechnungen für Strom, Gas und Heizöl bezahlen können, Du kannst das Geld aber beliebig verwenden.

Rentner, die keine Einkünfte haben sollen zum 1. Dezember ebenfalls 300 Euro Energiegeld bekommen. Das Geld soll schnell und unbürokratisch über die Rentenversicherung ausgezahlt werden – Du musst nicht selbst tätig werden.

Hartz-4-Empfänger erhalten eine Sonderzahlung von 200 Euro.

Was kannst Du tun?

Günstig Heizöl zu kaufen ist in der jetzigen Situation eine Herausforderung. Wenn dein Öltank leer ist, kannst Du auf Seiten wie Esyoil, Fastenergy oder Heizöl24 einen Preisvergleich durchführen.


Heizölpreis-Vergleich von fastenergy.de

Transparenz: Der Vergleichsrechner enthält „Werbelinks“ (Affiliate-Links), bei Vertragsabschluss können wir eine Provision erhalten. Mehr dazu, wie wir uns finanzieren, liest Du hier. Der Rechner enthält ggf. nicht alle Anbieter.


Möglicherweise erwischst Du den richtigen Zeitpunkt und findest ein vergleichsweise günstiges Angebot. Hast Du noch Reserve im Tank, solltest Du die Füße still halten. Steffen Bukold, Autor bei Esyoil, empfiehlt hier abzuwarten, bis sich wieder realistische Preise am Markt durchgesetzt haben.

Was Du immer tun kannst: Heizkosten sparen. Dreh Deine Heizung runter, wenn Du nicht zu Hause bist oder nutze smarte Thermostate, die die Temperatur automatisch hoch oder runter regeln.

Wie setzt sich der Heizölpreis zusammen?

In Deutschland zahlst Du bei Heizöl für mehrere Bestandteile: für das Heizöl als solches, für die Fixkosten und Gewinnmarge des Heizölhändlers und für das, was an den Staat geht, also Steuern und der CO2-Preis. Die Grafik zeigt die genaue Zusammensetzung.

1. Einkaufspreis für das Heizöl

Rund 71 Prozent des Heizölpreises ist der Einkaufspreis für das Heizöl. Ähnlich wie Strom oder Gas wird Heizöl in Form von Gasöl an einer Rohstoffbörse gehandelt. Der Preis von Gasöl orientiert sich am Rohölpreis und unterliegt dessen täglichen Schwankungen. Der Einkaufspreis für Heizöl kann unterschiedlich sein, je nachdem wo Du wohnst. In der Nähe von Häfen, Raffinerien und Tanklagern sind die Preise oft günstiger. 

Heizölhändler selbst haben keinen Einfluss auf den Preis. Du kannst aber den Börsenpreis im Auge behalten und Heizöl vom Händler kaufen, wenn es besonders günstig ist.

2. Preis, den der Heizölhändler draufschlägt

Heizölhändler haben laufende Kosten und möchten mit ihrem Verkauf auch Gewinn machen. Deshalb schlagen sie einen sogenannten Deckungsbeitrag auf den Einkaufspreis drauf. Dieser beinhaltet die laufende Kosten, zum Beispiel für Kraftstoff für die Tankwagen, Lagerhaltung und Personal sowie die Gewinnmarge. Den Deckungsbeitrag kann der Heizölhändler beeinflussen, das sorgt für Wettbewerb unter den Händlern.

3. Steuern und Abgaben

Ein Viertel des Heizölpreises geht als Energiesteuer, CO2-Abgabe und Mehrwertsteuer an den Staat.

Der CO2-Preis soll Anreize für ein umweltschonendes Verhalten setzen und steigt bis 2026 jährlich an. 2022 kostet eine Tonne CO2-Emissionen 30 Euro, was etwa 9,6 Cent pro Liter Aufpreis auf den Heizölpreis bedeutet. Zusätzlich kommen noch gut 6 Cent pro Liter als Energiesteuer auf den Heizölpreis drauf. Die 19 Prozent Mehrwertsteuer fallen auf die Gesamtsumme aus Einkaufspreis, Deckungsbeitrag, CO2-Preis und Energiesteuer an.

Häufige Fragen zu Heizöl

Wie wird Heizöl hergestellt?

Ausgangsstoff für Heizöl, aber auch für Diesel, Benzin und Kerosin, ist Erdöl. Mittels Pumpen wird Erdöl aus unterirdischen Ölquellen an die Oberfläche geholt. Anschließend wird es von Sand und Wasser gereinigt und per Schiff oder Pipeline zur Raffinerie geliefert. In der Raffinerie wird das Öl durch Destillation in seine Bestandteile getrennt, u.a.: 

  • Teer
  • Schweröl (als Treibstoff von Schiffen, Dampflokomotiven und Kraftwerken zur Stromerzeugung)
  • Gasöl (für Diesel und Heizöl)
  • Kerosin (für Flugzeuge)
  • Benzin
  • Flüssiggase (für Autogas, zum Grillen, etc.)

Zur Herstellung von Heizöl wird das Gasöl entschwefelt. In Deutschland darf das Standard-Produkt „Heizöl schwefelarm“ maximal 50 mg Schwefel pro Kilogramm Öl enthalten – je weniger Schwefel enthalten ist, desto effizienter und schadstoffärmer läuft die Heizungsanlage. Um eine Verwechslung mit Diesel zu vermeiden, wird Heizöl anschließend rot eingefärbt.

Welche Heizölsorten gibt es?

Mit welchen Zusatzkosten beim Heizöl musst Du rechnen?

Kann ich ein Dieselauto mit Heizöl betanken?

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