Lohnt sich eine Photovoltaikversicherung?

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Aktualisiert: 12. Dezember 2022, 11:46 Uhr

Nina Hoffmann
Redakteurin

Fakten gecheckt von

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Den eigenen Haushalt mit Solarstrom vom Dach oder Balkon versorgen – bei den aktuell hohen Strom- und Gaspreisen denken vermutlich viele Deutsche darüber nach. Im März 2022 waren laut Statistischem Bundesamt insgesamt 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen auf deutschen Dächern und Grundstücken installiert –  knapp 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 

Je größer die Anlage, umso mehr Kosten kommen auch auf Dich zu. Selbst für eine kleinere Anlage zahlst Du bereits mehrere tausend Euro. Geht die Anlage kaputt, wird es noch teurer. Eine Photovoltaikversicherung kann in dem Fall beispielsweise die Kosten für Reparatur oder Ertragsausfall übernehmen. Ob sich eine solche Versicherung lohnt, erfährst Du in unserem Ratgeber. 

Musst Du eine Photovoltaikanlage versichern? 

Eine gesetzliche Versicherungspflicht für Solarstromanlagen gibt es nicht. Deine Solaranlage ist jedoch diversen Gefahren ausgesetzt: Es kann beispielsweise ein Blitz einschlagen und einzelne Solarmodule zerstören, große Hagelkörner könnten auf sie einprasseln oder Diebe könnten einzelne Teile Deiner Anlage stehlen. 

Das kann schnell teuer werden: Du musst die Anlage nicht nur reparieren lassen, Du hast auch Ertragsausfälle. Das bedeutet auch, dass sich die Anlage erst später rechnet als ursprünglich geplant.. 

Falls Du Deine Anlage mit einem Bankkredit finanzierst, ist die Versicherung zudem häufig vertraglich festgelegt. Dann hast Du keine Wahl und musst eine solche Versicherung abschließen. 

Welche Versicherungen gibt es für Photovoltaikanlagen?

Du hast zwei Optionen, Deine PV-Anlage abzusichern.

  •  Zum einen kannst Du die Anlage gegen einen Aufpreis über die Wohngebäudeversicherung versichern, dann in Kombination mit einer Elementarschadenversicherung. Hier solltest Du die Versicherungssumme erhöhen, um im Schadensfall nicht unterversichert zu sein. 
  • Zum anderen kannst Du eine spezielle Photovoltaikversicherung abschließen. 

Die reinen Photovoltaikversicherungen decken oftmals mehr Fälle ab – etwa Diebstahl oder Vandalismus. Sie sind im Vergleich allerdings auch teurer und lohnen sich deshalb laut Verbraucherzentrale erst bei größeren Anlagen mit mehr als zehn Kilowattpeak Leistung.  

  • Kommt es dann zu einem vertraglich abgesicherten Schaden, zahlt die Versicherung entweder eine vorab festgelegte Summe oder sie übernimmt die gesamten Reparaturkosten. 
  • Im Falle eines Totalschadens zahlt die Versicherung den Preis, den eine neue Anlage wert wäre, abzüglich des Wertes des Altmaterials. Dabei bezieht sich der Schutz auf alle Teile, die zur Anlage gehören. 
  • Nach einem Schadensfall übernimmt die Versicherung außerdem beispielsweise Feuerlöschkosten sowie Kosten durch Aufräum- und Entsorgungsarbeiten.
  • Je nach Vertragsbedingungen kommt Deine Versicherung auch für Deinen Nutzungsausfall auf. Denn fällt die Anlage aus, entstehen Dir zusätzliche Kosten – entweder weil Du währenddessen keinen Strom mehr ins Netz einspeisen konntest oder weil Du fremden Strom beziehen musstest. 

Dass der Nutzungsausfall übernommen wird, ist besonders relevant für Verbraucher, die ihre Photovoltaik-Anlage über einen Kredit finanziert haben. Denn die Kreditraten laufen weiter, egal, ob die Anlage gerade im Einsatz ist oder nicht.

Ist die PV-Anlage dagegen nicht kreditfinanziert und erzielt vielleicht ohnehin nur einen geringen Gewinn, ist der Versicherungsbestandteil „Nutzungsausfall“ dagegen womöglich weniger relevant. 

Was sichert eine Photovoltaikversicherung ab?

Eine gute PV-Versicherung springt in den folgenden Fällen ein: 

  • Wasser und Frost 
  • Elementargefahren wie Schneedruck und Lawinen 
  • Brand, Blitzschlag und Überspannung durch Blitz 
  • Bedienungsfehler
  • Kurzschluss 
  • Grobe Fahrlässigkeit bis zu mindestens 2.500 Euro 
  • Tierbisse bis mindestens 1.000 Euro (z. B. Marderbisse an Kabeln)
  • Diebstahl 
  • Ertragsausfall (mindestens drei Monate)

Die letzten beiden Punkte decken meist nur spezielle PV-Versicherungen ab, nicht die Wohngebäudeversicherung. 

Falls Du in einem Gebiet lebst, in dem die Hochwassergefahr besonders hoch ist, solltest Du auch diesen Fall absichern lassen. Insbesondere dann, wenn ein Stromspeicher zur PV-Anlage im Keller steht. Diese Zusatzleistung ist in den wenigsten Policen integriert. 

Wenn Du Dir unsicher bist, wie relevant einzelne Leistungen für Dich und Deine Region sind, hilft Dir vielleicht der Naturgefahren-Check des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Das Tool zeigt Dir, wie teuer und schwerwiegend Naturgefahren in Deiner Region sind. 

Grundsätzlich gilt: Melde Dich bei der Versicherungsgesellschaft Deiner Wahl schon dann, wenn die Entscheidung getroffen ist, eine PV-Anlage zu installieren. So bist Du möglicherweise schon während der Bauarbeiten abgesichert. 

Einige Wohngebäudeversicherungen sehen die Anlage zudem als anzeigepflichtige Gefahrerhöhung, weshalb Du Dich möglichst früh bei ihnen melden solltest. 

Was sichert eine Photovoltaikversicherung nicht ab? 

Achte neben den abgesicherten Fällen aber auch darauf, welche Schäden die Versicherung ausschließt.

Generell kannst Du davon ausgehen, dass die meisten Versicherungen in den folgenden Fällen nicht einspringen: 

  • Wenn Du Deine Anlage vorsätzlich beschädigst
  • Wenn es zu einem Garantiefall kommt
  • Bei Krieg oder inneren Unruhen 
  • In dem Fall, dass Deine Anlage auf Grund nuklearer Strahlung oder radioaktiver Substanzen einen Schaden nimmt 
  • Wenn bereits vor Vertragsabschluss Mängel bekannt waren 
  • Bei simplen Verschleiß

Leistungsumfang der Photovoltaikversicherungen variieren 

Derzeit sind viele verschiedene Tarife auf dem Markt, deren Leistungsumfang variieren. Nicht jede Versicherung springt in allen vorher beschriebenen Fällen ein. Das hat auch schon die Stiftung Warentest in ihrem letzten Test von 2017 festgestellt. Deshalb solltest Du Dir vorab überlegen, ob Du lieber auf Nummer sicher gehen willst oder auf einzelne Leistungen verzichten möchtest. Beachte außerdem, welche Schadensfälle viel Geld kosten können: Insbesondere Feuer, Sturm und Überspannung können teuer werden. 

Vorsicht: Viele Unternehmen versichern Deine Photovoltaikanlage nur dann, wenn Du nachweisen kannst, dass Du die Anlage regelmäßig hast warten lassen. Spätestens wenn es tatsächlich zum Schadensfall kommt, verlangen einige Versicherungen einen entsprechenden Nachweis. 

Worauf musst Du achten, wenn Du die PV-Anlage über die Wohngebäudeversicherung absicherst? 

Wenn Du Dich dazu entscheidest, die PV-Anlage über die Wohngebäudeversicherung abzusichern, solltest Du Dir über mehrere Dinge klar sein. Einige Versicherungen lassen etwa nur PV-Anlagen bis zu einer bestimmten Größe und Umfang zu. 

Zudem ist der Schutz oftmals nur grundlegend: Kommt es etwa zu einem Blitzeinschlag, spielt es für Deine Versicherung eine Rolle, wo genau der Blitz eingeschlagen ist. Sie zahlt beispielsweise nicht, wenn der Blitz in das Dach Deines Nachbarn eingeschlagen ist und es anschließend bei Deiner PV-Anlage zu einem Kurzschluss kam. 

Der Vorteil an dieser Lösung ist allerdings, dass Du nur mit einem Versicherer zu tun hast, falls ein Schaden sowohl Dein Haus als auch Deine PV-Anlage betrifft. Im Zweifelsfall müssen nämlich Gutachter klären, welchen Anteil welche der beiden Versicherungen zahlen muss. 

Wer springt ein, wenn die PV-Anlage einen Schaden verursacht? 

Reißt ein Sturm ein Solarmodul von Deinem Dach ab, dann zahlt die Photovoltaik- oder Wohngebäudeversicherung den Schaden. Landet das Solarmodul jedoch auf dem Autodach eines Autos, haftest Du als Betreiber der Anlage. 

Deshalb solltest Du dringend überprüfen, ob Deine private Haftpflichtversicherung oder Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung auch dann einspringt, wenn die Schäden durch Deine PV-Anlage verursacht wurden. 

Alternativ kannst Du auch eine Photovoltaik-Betreiberhaftpflicht-Versicherung abschließen. Diese ist bei einigen Photovoltaikversicherungen bereits integriert oder Du kannst sie kostengünstig hinzufügen. 

Was kostet eine Photovoltaikversicherung?

Um den passenden Vertrag zu finden, kannst Du den Weg über ein Vergleichsportal gehen. Noch bieten nur wenige Portale einen Vergleich für Photovoltaikversicherungen an. Alternativ kannst Du Dich beispielsweise an den Testsiegern der Stiftung Warentest orientieren und direkt beim Versicherer nach den Konditionen fragen. 

Grundsätzlich gilt beim Preis die Regel: Je mehr Fälle Du absichern willst, desto höher der Preis. Zudem beeinflussen noch einige weitere Faktoren eine Rolle, wobei der letzte Punkt dieser Auflistung weniger relevant für private Betreiber ist:

  • Größe und Wert der PV-Anlage 
  • Selbstbeteiligung 
  • Standort der Anlage (z. B. auf dem Dach, auf einer Freifläche)
  • Nutzung des Gebäudes (z. B. als Wohnhaus oder Bürogebäude)
  • Weitere Risikofaktoren (z. B. falls Du leicht brennbare Stoffe im Gebäude aufbewahrst oder Du ein weiches Dach hast)

Möglicherweise zahlst Du weniger, wenn Du einen Diebstahl- oder einen Blitzschutz installiert hast. 

Damit Du Dir ein besseres Bild von den Kosten machen kannst, haben wir Preise für eine eher kleine Anlage mit maximal vier Kilowatt Spitzenleistung (kWp) und eine größere Anlage mit acht kWp abgefragt. Bei der ersten Anlage haben wir 6.400 Euro Anschaffungskosten angesetzt, bei der zweiten von 11.100 Euro. Wir sind außerdem von einem Schrägdach sowie einer massiven Bauweise ausgegangen. 

Der jährliche Versicherungsbeitrag war in unserem Vergleich für beide Anlagen-Größen derselbe. Unserer Recherche nach stiegen die Preise erst, sobald die Anlage einen bestimmten Preis oder eine bestimmte maximale Leistung (oftmals 50 kWp) überschritten hat. Die Tabelle zeigt exemplarisch vier Versicherer mit transparenten Leistungen und vergleichsweise geringen Preisen.

Preis- und Leistungsübersicht Photovoltaikversicherung

Name der VersicherungPhotovoltaikversicherung 24VHV VersicherungenWaldenburgerMVK Versicherung
Kosten pro Jahr in €77,35 €69,02 €65,45 €67,83 €
Selbstbeteiligung150 € bei Montageschäden150 €150 €150€
Nutzungsausfall (pro Tag und kWp)Maximal 2,5 €Maximal 2 €Maximal 2 €April bis September: Maximal 2,50 € Oktober bis März: 1,50 €
Umfasst der Schutz alle als wichtig genannten Fälle?JaKeine Zahlung bei grober FahrlässigkeitJaTierbisse werden nicht explizit erwähnt & keine Zahlung bei grober Fahrlässigkeit
Betreiberhaft inklusive?NeinNeinNeinNein

Quelle: finanzen.de, transparent-beraten.de, verivox.de, Stand: November 2022

Einen guten Vertrag bekommst Du schon für weniger als 100 Euro im Jahr. Es fällt auf, dass keine Tarife der großen Versicherer bei den Vergleichsportalen vorkommen. 

Möchtest Du die Photovoltaikanlage über Deine Wohngebäudeversicherung absichern, dann variieren die zusätzlichen Kosten unserer Recherche nach stark. Einzelne Versicherer verlangen keinen Aufschlag, andere erhöhen den jährlichen Betrag um knapp 40 Euro oder mehr. In ihrem Vergleich hat die Stiftung Warentest Mehrkosten zwischen 34 und 132 Euro für den Zusatzbaustein gefunden. 

Wenn Du Deine Wohngebäudeversicherung ohnehin wechseln möchtest, kannst Du also direkt nach einem Angebot suchen, das Deine PV-Anlage automatisch absichert. 

Brauchst Du eine Montageversicherung?

Lässt Du die PV-Anlage von einem Montagebetrieb installieren, brauchst Du keine Montageversicherung. Für Schäden während der Montage, sowohl an Deinem Gebäude, als auch an den Modulen und weiteren Bestandteilen selbst, haftet der Betrieb.

Falls Du einen Teil der Anlage aber in Eigenregie montieren willst, solltest Du über eine Montageversicherung nachdenken. Fällt Dir währenddessen ein Modul runter oder Du beschädigst das Dach, springt die Versicherung ein. Sie ist in einigen Photovoltaikversicherungen sogar bereits enthalten.

Fazit: Ist eine Photovoltaikversicherung sinnvoll?

Da Schäden an einer Photovoltaikanlage hohe Zusatzkosten verursachen, ergibt eine Versicherung Sinn. Du kannst Du die PV-Anlage entweder über Deine Wohngebäudeversicherung (am besten in Kombination mit einer Elementarversicherung) absichern. So musst Du Dich im Schadensfall nicht mit zwei verschiedenen Versicherern auseinandersetzen.

Alternativ kannst Du Dich für eine spezielle Photovoltaikversicherung entscheiden, die oftmals mehr Gefahren absichert. Einige Versicherungen verlangen allerdings, dass Du Deine Anlage regelmäßig warten lässt, was zusätzliche Kosten verursachen kann. In jedem Fall solltest Du Dich frühzeitig bei potenziellen Versicherern melden. 

Verursacht Deine PV-Anlage Schäden bei Dritten, haftest Du oftmals selbst. Frag bei Deiner privaten Haftpflichtversicherung nach, ob Schäden durch Deine Solaranlage vielleicht schon mitversichert sind. Gerade bei neueren Verträgen ist das oft der Fall. Alternativ kannst Du eine zusätzliche Betreiberhaftpflicht abschließen.

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