Haustiere unterm Weihnachtsbaum? Warum Tiere kein gutes Geschenk sind

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Veröffentlicht: 20. Dezember 2022, 14:29 Uhr

Nina Hoffmann
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Tiere sind süß und liebenswert – und bringen meist viel Freude. Aber sie machen auch Arbeit und kosten Geld. Du musst sie regelmäßig füttern, Gassi gehen oder das Tier zum Arzt bringen, wenn es krank ist. Ob Du diese Verantwortung übernehmen willst, solltest Du Dir also genau überlegen.

Als Geschenk für andere ist ein Tier deshalb in den meisten Fällen ungeeignet. Denn Du weißt nicht, ob die Person die Verantwortung übernehmen will oder kann.

Viele Tiere landen deshalb kurze Zeit später im Tierheim und warten dort laut Deutschem Tierschutzverband mit rund 350.000 anderen Tieren auf ein neues Zuhause.

Warum Tiere keine Geschenke sind und worauf Du achten solltest, wenn Du dennoch ein Tier verschenken möchtest, liest Du in unserem Ratgeber.

Die Tierheime sind voll

Haustiere stehen immer wieder als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Das kann gut gehen, wenn die Anschaffung vorher gut geplant und abgesprochen wurde. Dass es oftmals aber auch nach hinten losgeht, zeigt die Statistik des Berliner Tierheims. Im Januar 2021 wurden innerhalb von sechs Tagen 24 Tiere abgegeben.

Viele Tierheime, aber auch Zooläden, verhängen deshalb über Weihnachten einen Adoptionsstopp. Das soll verhindern, dass Tiere unüberlegt und spontan als Weihnachtsgeschenk mit nach Hause genommen – und nach Weihnachten wieder abgegeben oder gar ausgesetzt werden.

Abgabegründe sind vielfältig

Die Tierheime hören täglich viele Gründe, weshalb ein Besitzer sein Tier abgeben möchte. Meist mangelt es an Zeit oder Geld. Auch eine plötzliche Erkrankung des Tieres oder des Besitzers kann ein Grund sein, ebenso auffälliges oder aggressives Verhalten, mit dem der Besitzer nicht zurechtkommt.

Nach Weihnachten sind die Gründe aber oft, dass die Besitzer schlicht mit dem neuen Familienmitglied überfordert sind. Insbesondere dann, wenn der Kauf spontan und unvorbereitet war und sie wenig Erfahrungen in der Tierhaltung haben. Auch plötzlich auftretende Allergien können ein Grund für eine Abgabe des Tieres sein.

Natürlich landen Tiere auch aus völlig unvorhersehbaren Gründen im Tierheim, beispielsweise, wenn der Besitzer in ein Heim muss oder verstirbt.

Übrigens: Wenn Du ein Tier im Tierheim abgibst, ist das oftmals nicht umsonst. Laut einer Umfrage der Tierkrankenversicherung Santévet unter Tierheimen in den 20 größten Städten kostet die Abgabe eines Hundes durchschnittlich 89 Euro, die Abgabe einer Katze durchschnittlich 54 Euro. In Hamburg ist es besonders teuer: Einen Hund abzugeben kostet 250 Euro, eine Katze 150 Euro.

6 Gründe, warum Tiere keine Weihnachtsgeschenke sein sollten

Es gibt viele verschiedene Gründe, weshalb sich Tiere nicht als Weihnachtsgeschenke eignen. Die Wichtigsten haben wir für Dich in den nachfolgenden Absätzen aufgelistet.

1. Tiere sind Lebewesen und keine Gegenstände

Ein Haustier bedeutet nicht nur Spiel und Spaß, sondern auch viel Arbeit, Geld und Verantwortung – ähnlich wie bei einem Kind. Deshalb solltest Du Dir die Anschaffung eines Tieres genau überlegen. Denn Tiere sind Lebewesen mit Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen. Sie gewöhnen sich an ihre Besitzer und vermissen sie in der Regel auch, wenn sie nicht da sind. Wechselt der Besitzer, bedeutet das oftmals Stress für das Tier. Denn es muss sich erst auf den neuen Menschen einstellen und ihm vertrauen. Deshalb sollte die Entscheidung für ein Tier gut durchdacht und endgültig sein. Diese Entscheidung kannst Du in der Regel aber nicht für eine andere Person treffen.

2. Tiere leben in der Regel mehrere Jahre oder Jahrzehnte

Je nach Art können Tiere sehr alt werden. So lange muss der neue Besitzer auch Verantwortung übernehmen können und wollen. Kinder ziehen irgendwann von zu Hause aus und lassen die Haustiere zurück. Oder Besitzer versterben und das Tier muss in ein neues Zuhause. Der Verlust der üblichen Bezugsperson kann für ein Tier sehr traumatisierend sein.

Eine Übersicht, wie alt die verschiedenen Haustiere werden, gibt folgende Tabelle:

Durchschnittliche Lebenserwartung von Haustieren

TierartDurchschnittliche Lebenserwartung
Hamster2 bis 3 Jahre
Meerschweinchen4 bis 8 Jahre
Wellensittich5 bis 8 Jahre
Kaninchen6 bis 14 Jahre
Leopardengecko10 bis 15 Jahre
große Hunde8 bis 15 Jahre
Bartagame8 bis 10 Jahre
kleine bis mittelgroße Hunde10 bis 18 Jahre
Katzen12 bis 20 Jahre
Goldfische20 bis 30 Jahre
Wasserschildkröte35 bis 55 Jahre
Papagei50 bis 70 Jahre
Landschildkröte70 bis 100 Jahre
Quelle: Forbes-Advisor-Recherche, Dezember 2022

3. Das Tier muss zum neuen Besitzer passen

Wie Menschen haben auch Tiere unterschiedliche Charaktere. Manche sind lebhaft, manche eher ruhig. Deshalb muss der Charakter auch auf den des zukünftigen  Besitzer abgestimmt sein. Hat jemand nicht die Chance, sein Haustier im Vorfeld kennenzulernen, kann das gut gemeinte Geschenk ganz schnell nach hinten losgehen. Besonders dann, wenn der Beschenkte gar nicht vorbereitet ist oder die „Chemie“ zwischen Mensch und Tier nicht stimmt.

Auch Faktoren wie Bewegungsdrang oder Größe spielen eine Rolle: Geht jemand ungern spazieren oder ist schlecht zu Fuß, kann er mit einem Hund meist wenig anfangen.

4. Kinder verlieren schnell Interesse an Haustieren

Dein Kind wünscht sich unbedingt ein Haustier, ist aber der Verantwortung noch gar nicht gewachsen oder hat ständig wechselnde Interessen? Dann ist ein Tier kein gutes Weihnachtsgeschenk.

Besonders Kinder lassen sich aufgrund ihrer fehlenden Lebenserfahrung schnell von den schönen Seiten blenden. Zudem interessieren sie sich häufig für viele verschiedene Dinge und verlieren daher möglicherweise schon nach kurzer Zeit das Interesse am neuen Familienmitglied. Regelmäßige Aufgaben wie den Meerschweinchenkäfig sauber machen oder mit dem Hund rausgehen sind Anfangs vielleicht noch aufregend, könnten aber später lästig werden und zu Streitereien führen. Oftmals bleiben die Aufgaben dann an den Erwachsenen hängen.

Möchtest Du Deinem Kind den Wunsch nach einem Tier nicht ganz abschlagen, führe es langsam an das Thema heran und lass es selbst beweisen, dass es der Aufgabe gewachsen ist. Je nach Alter kann es zum Beispiel auf den Nachbarshund aufpassen oder sich um das Kaninchen von Freunden kümmern, während sie im Urlaub sind. Alternativ gibt es in vielen Tierheimen auch die Möglichkeit, mit den Hunden Gassi zu gehen oder Katzen und Kleintiere zu streicheln.

5. Der neue Besitzer muss auf das Tier vorbereitet sein

Ein Tier zu verschenken ist nur die halbe Miete. Auf den neuen Besitzer kommen nicht nur finanzielle Ausgaben für Spielzeug, das richtige Futter oder Tierarztkosten zu, er muss auch ausreichend Zeit und Geduld investieren.

Wenn der Beschenkte wenig zu Hause ist und keine Zeit für ein Tier hat, oder auch ohne Tier schon gestresst genug ist, solltest Du ihm besser kein Tier schenken. Insbesondere dann nicht, wenn er sich sowieso keins wünscht.

6. Weihnachten und Silvester bedeuten Stress für das Tier

Viele Tiere hassen Lärm und Trubel – und genau das gibt es in der Regel an Weihnachten und Silvester ununterbrochen. Auch das spricht dagegen, ein Haustier an Weihnachten zu verschenken.

Nach einer Adoption braucht ein Tier vor allem eins: Ruhe und Zeit. Das neue Familienmitglied muss sich an die vielen fremden Eindrücke und Gerüche gewöhnen. Und auch die neuen Besitzer brauchen einen freien Kopf, um dem neuen Haustier eine stressfreie erste Zeit zu bescheren. Ansonsten kann das Zusammenleben schon von Anfang an eine Herausforderung werden.

Achte darauf, wenn Du doch ein Tier zu Weihnachten verschenken möchtest

Möchtest Du dennoch zu Weihnachten ein Haustier verschenken, solltest Du über folgende Punkte nachdenken:

  • Wünscht sich der Beschenkte überhaupt ein Tier?
  • Passt das Tier zu dem Beschenkten (Charakter, Lebenserwartung, Aufwand)?
  • Hat der Beschenkte Zeit für das Tier?
  • Kann der Beschenkte Verantwortung für das Tier übernehmen (Alter, Geisteszustand)?
  • Hat der Beschenkte die finanziellen Mittel, sich um das Tier zu kümmern (Pflege, Futter, Spielzeug, Tierarzt etc.)?

Insbesondere der Punkt der finanziellen Mittel ist sehr wichtig, denn die Kosten können schnell unerwartet ansteigen. Mit diesen Ausgaben muss der neue Tierbesitzer rechnen:

Grundausstattung

Auch wenn der neue Besitzer nichts für die Anschaffungskosten des Tieres zahlen muss, kommen möglicherweise dennoch Kosten für die Grundausstattung auf ihn – oder Dich – zu.

Je nach Tierart müssen unter anderem folgende Dinge gekauft werden:

  • Schlafmöglichkeiten
  • Spielzeug
  • Futter
  • Leckerlis
  • Futternapf und Trinknapf
  • Bürsten
  • Transportbox
  • Leine und Geschirr
  • Katzenklo und Streu
  • Kratzbaum
  • Käfig
  • Auslauf

In der Regel kostet die Grundausstattung je Tierart zwischen 100 und 500 Euro. Wenn Du auf eine bestimmte Marke achtest oder die Sachen möglichst hochwertig sein soll, kann es allerdings schnell teurer werden.

Laufende Kosten

Mit der Grundausstattung ist es nicht getan. Für ein Haustier fallen regelmäßig Kosten an – unter anderem für Futter, Kotbeutel oder Katzenstreu. Auch das kann je nach Marke unterschiedlich viel kosten. In der Regel musst Du bei einer Katze oder einem kleinen Hund mit monatlich zwischen 30 und 50 Euro rechnen. Bei größeren Hunden sind es meist bis zu 150 Euro im Monat.

Tierarztkosten

Tierarztkosten musst Du entweder selbst bezahlen oder Du schließt eine Krankenversicherung für Dein Tier ab. Welche Option für Dich sinnvoller ist, hängt zum einen von der Gesundheit, aber auch der Art des Tieres ab. Manche Rassen bringen ein erhöhtes Risiko für Krankheiten mit sich – die ganz schön ins Geld gehen können. Welche Kosten auf den neuen Besitzer zukommen können und ob sich eine Krankenversicherung lohnt, liest Du im Ratgeber.

Alternativen zum Tier als Weihnachtsgeschenk

Wenn in Deinem Verwandten- oder Bekanntenkreis jemand darüber nachdenkt, ein Tier zu adoptieren, dann verschenke doch am besten einen symbolischen Gutschein: Du hilfst beispielsweise bei der Planung und Vorbereitung oder übernimmst die Anschaffungskosten oder aber die Kosten für die Grundausstattung.

Für Kinder bietet es sich an, mit ihnen ins Tierheim zu gehen, um beispielsweise Hunde auszuführen oder Katzen sowie Kleintiere zu streicheln. Auch eine Tierpatenschaft ist eine Option – diese müsste jedoch die erwachsene Person für das Kind übernehmen. Durch regelmäßigen Kontakt werden Kinder langsam an das Thema herangeführt und können in geschützter Umgebung lernen, was es heißt, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen.

Was Du aus dem Artikel mitnehmen kannst

Kurz und knapp: Tiere sind keine Geschenke und sollten daher nicht unterm Weihnachtsbaum landen. Vor allem, da viele schon bald darauf (wieder) im Tierheim abgegeben werden. Laut Deutschem Tierschutzverband warten jährlich 350.000 Tiere auf ein neues Zuhause. In manchen Städten verhängen Tierheime vor Weihnachten sogar einen Adoptionsstopp, um unüberlegte Adoptionen zu vermeiden.

Es gibt viele Gründe, die gegen ein Tier als Weihnachtsgeschenk sprechen. Darunter:

  1. Ein Tier ist kein Gegenstand, sondern ein Lebewesen mit Gedanken und Gefühlen.
  2. Tiere bedeuten eine jahrelange (manchmal auch jahrzehntelange) Verantwortung. Katzen werden beispielsweise in der Regel zwischen 12 und 20 Jahre alt.
  3. Tiere brauchen viel Aufmerksamkeit und kosten einiges an Geld. Mit den Kosten für die Anschaffung und die Erstausstattung ist es nicht getan. Hinzu kommen regelmäßige Kosten wie Futter und Tierarztbesuche.
  4. Das Haustier muss zum Besitzer passen und der Besitzer muss sich ausreichend vorbereiten. Dazu gehört auch, sich über die Tierart und deren Haltungsform zu informieren.
  5. Kinder verlieren schnell das Interesse an Haustieren, sodass Aufgaben wie Gassi gehen nach einer Weile am Erwachsenen hängenbleiben. Besser ist es, mit einem Kind zum Beispiel ins Tierheim zu gehen, um Hunde auszuführen oder Katzen und Kleintiere zu streicheln.   
  6. Weihnachten und Silvester bedeuten Lärm und Trubel, das sind keine guten Voraussetzungen für eine ruhige Eingewöhnungsphase. Ein Umgebungswechsel bedeutet für ein Tier in der Regel vor allem eins: Stress.

Möchtest Du dennoch ein Tier schenken, solltest Du folgende Fragen in der Checkliste beantworten:

  • Wünscht sich der Beschenkte überhaupt ein Tier?
  • Passt das Tier zum Beschenkten?
  • Hat der Beschenkte ausreichend Zeit?
  • Kann der Beschenkte die Verantwortung übernehmen?
  • Hat der Beschenkte ausreichend finanzielle Mittel?

Kannst Du nicht alle Fragen mit einem klaren „Ja“ beantworten, solltest Du lieber kein Tier verschenken. Eine Alternative wäre jedoch ein symbolischer Gutschein. Du hilfst beispielsweise bei der Vorbereitung und übernimmst gegebenenfalls die Anschaffungskosten oder die Kosten für die Erstausstattung.

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