ETF Risikoklassen: Was es damit auf sich hat

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Aktualisiert: 18. April 2023, 03:56 Uhr

Sara Zinnecker
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Fast nichts, was Geld bringen soll, ist ohne Risiko – so auch ETFs. Wer investieren möchte, sollte sich daher mit der Frage auseinandersetzen, wie riskant die geplante Investition ist. 

Doch wie misst man eigentlich Risiko? Und warum ist es so wichtig, das Risiko einschätzen zu können?

In unserem Artikel erfährst Du, was es mit Risikoklassen auf sich hat und welche Auswirkungen sie auf Dein Investment in ETFs haben.

Das sind ETFs

ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Aktienindex (zum Beispiel des Dax) abbilden. Dafür kauft der ETF meist die Aktien des Vergleichsindex nach. 

ETFs kannst Du an diversen Handelsplätzen kaufen und verkaufen, so etwa an der elektronischen Handelsbörse Xetra in Frankfurt oder über die Berliner Tradegate Exchange. ETFs zeichnen sich durch geringe Kosten aus. 

Das sind Risikoklassen

In der sogenannten Mifid II-Richtlinie („Markets in Financial Instruments Directive“) von 2018 wurde festgelegt, dass Fondsanbieter für einen besseren Anlegerschutz Risikoklassen ausweisen müssen.

Risikoklassen sollen dazu dienen, dass Anleger ihre Investments besser einschätzen und auswählen können. So ist es möglich, sich je nach Anlagestrategie auf risikoreiche oder risikoarme Anlagen zu konzentrieren.

Beachte: Es gibt noch keine einheitliche Klassifizierung. Das bedeutet, dass jedes Finanzprodukt individuell eingeschätzt wird. Dafür gibt es jedoch Unterstützung – beispielsweise durch das SRRI-Modell (SRRI = Synthetischer Risiko- und Ertragsindikator).

Das Modell analysiert die Wertschwankungen der vergangenen fünf Jahre und analysiert daraufhin, in welche Risikoklasse das Investment eingeordnet werden soll. Dazu erfährst Du weiter unten mehr.

In den sog. Basisinformationsblättern (auch PRIIPS genannt) ist jedem Fonds oder ETF eine Risikoklasse zugeordnet. Die PRIIPS findest Du in der Regel auf ETF-Vergleichsseiten oder beim Fondsanbieter direkt auf der Webseite. 

Darum sind Risikoklassen wichtig

Risikoklassen helfen Dir dabei, das Risiko eines Investments besser zu verstehen und einzuschätzen. Außerdem sparst Du Dir durch Risikoklassen Zeit und kannst – beispielsweise als risikoscheuer Anleger – risikoreiche Anlagen direkt aus Deiner Liste streichen. Ebenso im umgekehrten Fall, wenn Du lieber in risikoreiche Anlagen investieren möchtest.

Diese Risikoklassen gibt es

Es gibt sieben verschiedene Risikoklassen. Die erste ist am wenigsten riskant, die siebte am meisten. In der nachfolgenden Tabelle findest Du alle Infos auf einen Blick.

Veranschaulichung der Risikoklassen

RisikoklasseEinschätzungRisikoInvestment
1SicherSehr niedrigu.a. Sparbriefe oder Bausparverträge
2SicherheitsorientiertNiedrigu.a. Rentenfonds oder Kapitallebensversicherungen
3Konservativ sicherheitsorientiertMittelu.a. Euro-Anleihen und Mischfonds
4WachstumsorientiertMittelu.a. Aktien oder ETFs mit soliden Werten
5ErtragsorientiertHochu.a. Aktien aus Drittländern oder Währungsanleihen mit mittlerer Bonität
6RisikoorientiertSehr hochu.a. Optionsscheine oder Dividendenfonds
7Sehr spekulativUnbegrenztu.a. Drittländerfonds oder Hedgefonds
Quelle: KlimaVest, Forbes-Advisor-Recherche, Stand: April 2023.

Als Anleger hast Du drei Optionen:

  • Investments mit geringem Risiko
  • Investments mit mittlerem Risiko
  • Investments mit hohem Risiko

Anlagen mit geringem und mittlerem Risiko bieten Dir in der Regel die Chance auf nur wenig Gewinn. Anders sieht es bei Anlagen mit hohem Risiko aus. Das Problem: Die mögliche Gewinnspanne ist zwar größer, das Verlustrisiko jedoch auch.

Durch die Einteilung in Risikoklassen können alle Anlegertypen – von risikoscheu bis risikofreudig – ihre geeigneten Investments auswählen.

Risikoklassen von ETFs

ETFs bilden oft Aktienindizes ab. Sie gehören also selten in die Risikogruppen 1 bis 3. Ebenso wenig sind ETFs aber spekulative Investmentprodukte, so dass normalerweise Risikogruppen 6 und 7 nicht auftauchen sollten. 

In der Tabelle siehst Du, wie einige von uns analysierte ETFs in Sachen Risiko abschneiden. Die jeweiligen Basisinformationsblätter (PRIIPs) haben wir beim ETF-Namen in der linken Spalte verlinkt. 

Risikoklassen ausgewählter ETFs nach Basisinformationsblatt 

ETFRisikoklasseRisikoBeschreibungPrognose bei einer Anlagedauer von 5 Jahren in
iShares Core MSCI World (ISIN: IE00B4L5Y983)4MittelETF auf den WeltaktienindexUngünstig: -20% Günstig: +15,5%
iShares Core MSCI World SRI (ISIN: IE00BYX2JD69)4MittelETF auf einen nachhaltig ausgerichteten WeltaktienindexUngünstig: -15,8% Günstig: +16,5%
iShares Core MSCI Emerging Markets IMI (ISIN: IE00BKM4GZ66)4MittelETF auf SchwellenländerUngünstig: -20,8% Günstig: +14,7%
UBS ETF CMCI Composite SF (USD) (ISIN: IE00B53H0131)4MittelRohstoff-ETFUngünstig: -18.7% Günstig: +13.1%
iShares Core DAX (ISIN: DE0005933931)5HochDax-ETFUngünstig: -23,8% Günstig: +14,2%
iShares MSCI China (ISIN: IE00BJ5JPG56)5HochChina-ETFUngünstig: -29,4% Günstig: +19,9%
Quelle: iShares, UBS, Forbes-Advisor-Recherche, Stand: April 2023.

In der Tabellenspalte rechts findest Du Angaben zur Risikoprognose. Um die Prognose zu erstellen, haben die ETF-Anbieter allerdings Daten der vergangenen 10 Jahre verwendet und daraus die besten und schlechtesten Szenarien für eine Anlagedauer von 5 Jahren ermittelt. 

In allen PRIIPs ist deutlich darauf hingewiesen, dass sich die Märkte künftig auch völlig anders entwickeln könnten. Zudem berücksichtigen die Angaben weder Kosten noch Steuern. Sie geben allenthalber einen Anhaltspunkt. 

Wie man erkennen kann, sind der gewählte Dax- und China-ETF in die höhere Risikoklasse 5 eingruppiert. Das dürfte daran liegen, dass beide ETFs vergleichsweise höhere maximale  Verluste vorweisen. 

Dax-ETFs sind traditionell recht schwankungsanfällig. Der Index gruppiert nur 40 Aktien von Unternehmen mit Firmensitz in Deutschland. Manche Branchen sind jedoch mit hohem Gewicht vertreten, etwa die Autobauer. Der Dax-ETF ist also nicht perfekt diversifiziert. Gleiches gilt für den China-ETF, der nur Aktien aus der Volksrepublik bündelt.

Alle ETFs unserer Bestenlisten findest Du in folgenden Artikeln:

Berechnung der Risikoklassen

Wie Du bereits weißt, analysiert der SRRI die Wertschwankungen eines Investments der vergangenen Jahre und macht daran die Risikoklasse fest. Es handelt sich dabei also um eine fundiert berechnete Prognose – die jedoch trotzdem keine 100-prozentige Richtigkeit verspricht. 

Die nachfolgende Tabelle hilft Dir dabei, die Volatilität (Wertschwankungen) im Zusammenhang mit den Risikoklassen besser zu verstehen. 

SRRI-Modell

SRRI-KlasseVolatilitätspanne (in %)Risiko
10,0 bis 0,5Sehr niedriges Risiko
20,5 bis 2,0Niedriges Risiko
32,0 bis 5,0Mittleres Risiko
45,0 bis 10,0Mittleres Risiko
510,0 bis 15,0Hohes Risiko
615,0 bis 25,0Hohes Risiko
7> als 25,0Sehr hohes Risiko
Quelle: Committee of European Securities Regulators, zitiert nach der Studie “Risikokontrollierte Vermögensverwaltung auf Basis des Synthetischen Risiko Rendite Indikators“, Universität St. Gallen, 2016.

Die Volatilitätspanne gibt in Prozent an, wie stark die Schwankungen eines Investments in den vergangenen Jahren waren. Je stärker die Schwankung, desto höher die Risikoklasse.

So lassen sich Risiken einschätzen

Es gibt neben den Risikoklassen einige andere Anhaltspunkte, die Dir dabei helfen, Risiken einzuschätzen. Dazu gehören:

  • Das Ausfallrisiko. Investierst Du nur in eine einzige Aktie, anstatt in einen ganzen Fonds, ist das Ausfallrisiko höher. Wenn das Unternehmen bankrott geht, ist Deine Investition höchstwahrscheinlich weg. Investierst Du in mehrere Unternehmen in einem Fond, besteht die Möglichkeit, dass andere Unternehmen mit ihrem Erfolg den Verlust ausgleichen. Lies mehr dazu im Ratgeber zur Diversifikation.
  • Das Marktrisiko. Corona und der Ukraine-Krieg haben es bereits gezeigt: Verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage, bricht oft auch der Aktienmarkt ein. Krisen lassen sich nicht unbedingt vorhersagen – können Dein Investment jedoch ganz schön schwanken lassen. 
  • Das Liquiditätsrisiko. Legst Du Dein Geld mit einer bestimmten Laufzeit an, kannst Du während dieser Laufzeit nicht auf das Geld zugreifen. Dadurch verringert sich Deine Liquidität, solltest Du irgendwann dringend Geld benötigen.
  • Das Wechselkursrisiko. Kaufst Du ETFs in einer Fremdwährung, setzt Du Dich einem gewissen Wechselkursrisiko aus. Es lässt sich nur schwer abschätzen, wie sich der Wechselkurs entwickelt, wenn Du Deine ETFs über mehrere Jahre halten möchtest.

Häufige Fragen zu Risikoklassen

Wie sicher sind ETFs?

Grundsätzlich gelten ETFs als verhältnismäßig risikoarm. Das liegt daran, dass ETFs einen Index abbilden – beispielsweise den S&P 500 oder den MSCI World –, indem Aktien mehrerer Unternehmen aufgelistet sind. Verliert die Aktie eines Unternehmens an Wert, kann ein anderes Unternehmen den Verlust ausgleichen. Der Wert des ETFs steigt und fällt mit dem Indexwert – ein Totalverlust ist jedoch unwahrscheinlich.

Warum sind Risikoklassen wichtig?

Risikoklassen sind vor allem für weniger versierte Anleger wichtig, die sich erst einmal einen Überblick verschaffen wollen. Risikoklassen helfen Dir dabei, Kursschwankungen und Ausfallrisiken besser einschätzen und verstehen zu können. Wie der ETF-Kauf funktioniert und praktische Tipps, liest Du in einem eigenen Artikel.

Wann sollte ich ETFs kaufen?

Viele Anleger fragen sich, wann der beste Zeitpunkt ist, um in ETFs zu investieren. Einige schreckt die aktuelle Krisensituation ab. Dabei spielt der Einstiegszeitpunkt für den Anlageerfolg oft nur eine nebensächliche Rolle. Wir sagen: Die Anlagedauer ist in der Regel relevanter als der Zeitpunkt der ersten Anlage. Mehr dazu erfährst Du in unserem Artikel „ETFs kaufen: Aber wann?“.

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