Was ist der OTC-Handel? – So funktioniert der außerbörsliche Handel

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Veröffentlicht: 20. Dezember 2022, 15:34 Uhr

Sara Zinnecker
Redakteurin

überprüft von

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Wenn es darum geht, in Aktien zu investieren, denken wir zunächst an die Börse. Über einen Vermittler, in diesem Fall den Broker, kaufen und verkaufen wir Wertpapiere an der Börse. Das kostet manchmal Gebühren und funktioniert normalerweise nur während der Börsenöffnungszeiten.

Die Gebühren können wir uns unter Umständen sparen und rund um die Uhr handeln, wenn wir Over-the-Counter, also „über die Ladentheke/über den Tresen“,  handeln. Auf Deutsch bezeichnen wir den OTC-Handel auch als außerbörslichen Handel oder Direkthandel. 

Forbes Advisor erklärt Dir in diesem Artikel, wie der OTC-Handel funktioniert, welche Marktplätze es gibt und wie sich diese von anderen Börsenplätzen unterscheiden.

Wie funktioniert der OTC-Handel? Direkthandel erklärt

Der OTC-Handel bezieht sich auf den Wertpapierhandel, der außerhalb der großen Börsen stattfindet. Je nachdem, in welchem Land Du Dich befindest, kann der Over-the-Counter-Handel eine andere Definition haben. 

In den USA gibt es etwa einen eigenen OTC-Markt mit mehr als 10.000 handelbaren Aktien von Unternehmen, die nicht an der Börse gelistet sind. In Deutschland meinen wir hingegen den Direkthandel, wenn wir vom OTC-Handel sprechen. Es geht also darum, Aktien von börsennotierten Unternehmen außerbörslich zu kaufen. Weitere Unterschiede haben wir weiter unten ausführlich für Dich erklärt.

Wie funktioniert der OTC-Handel in Deutschland?

Wenn Du Aktien kaufen willst, kannst Du bei Deinem Broker über die ISIN (International Security Identification Number) oder WKN (Wertpapierkennnummer) ganz einfach nach Deinem gewünschten Wertpapier suchen. Nun zeigt Dir der Broker in der Regel verschiedene Handelsplätze an, aus denen Du wählen kannst – sofern Dein Broker mehr als nur einen Handelsplatz unterstützt.

Während Du also wählen kannst, ob Du die Aktie an der Börse Stuttgart oder Börse Frankfurt kaufst, wird Dir in einigen Fällen auch der sogenannte Direkthandel angezeigt. Bei diesem Direkthandel kaufst Du Aktien nicht über einen stationären Handelsplatz. Vielmehr werden alle Geschäfte elektronisch abgewickelt.

Bekannte Anbieter für den außerbörslichen Handel sind unter anderem Lang & Schwarz, Morgen Stanley oder Goldman Sachs.

Was ist der Unterschied zwischen dem Direkthandel und dem Handel an der Börse?

Wenn Du Wertpapiere an der Börse handelst, kommen auf Dich neben den Broker-Gebühren auch Kosten durch den Handelsplatz hinzu. Je nach Börsenplatz unterscheidet sich die Gebühr. Beim Broker werden diese Gebühren auch als Fremdspesen bezeichnet, da diese nicht vom Broker in Rechnung gestellt werden. Bezahlen musst Du sie dennoch.

Bei einem auf den Direkthandel spezialisierten Handelsplatz fallen diese nicht an. Das ist der erste große Unterschied. Es kann allerdings sein, dass der Preis für die Aktie beim Direkthandel etwas teurer ist. Hier lohnt es sich, zu rechnen, ob Du wirklich Gebühren sparst. Zudem werden – wie es der Name bereits impliziert – Deine Aufträge direkt ausgeführt. 

Darüber hinaus sind die Handelszeiten auf dem außerbörslichen Markt deutlich länger. Während die Börse Xetra – das ist der größte vollelektronische Börsenplatz Deutschlands – schon um 17.35 Uhr schließt, ist Lang & Schwarz beispielsweise bis 23 Uhr geöffnet (nicht zu verwechseln mit der Lang & Schwarz Exchange, die einen regulierten Handelsplatz darstellt). 

Weitere große Direkthändler sind unter anderem die Commerzbank und die Baader Bank. Aber Vorsicht: Außerhalb der regulären Marktöffnungszeiten können die Preise für die Aktien beim Direkthandel höher sein als regulär.

Auch wenn wir mit dem OTC-Handel normalerweise den außerbörslichen Handel meinen, sind die meisten Anbieter für den Direkthandel regulatorisch dennoch als Börse einzustufen. So werden die genannten Handelsplätze Trade oder Lang & Schwarz beide von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) reguliert.

Unterschiede zwischen dem OTC-Markt in den USA und dem OTC-Handel in Deutschland

Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen dem OTC-Markt in den USA und in Deutschland. Auf dem OTC-Markt in den USA werden Aktien von Unternehmen gehandelt, die nicht an der Börse gelistet sind.

Das kann daran liegen, dass einige Unternehmen schlicht noch nicht groß genug sind, um an die Börse zu gehen. In den USA entscheiden sich Unternehmen aber auch dafür, auf dem OTC-Markt „nicht notiert“ zu bleiben, weil sie keine Börsenzulassungsgebühren zahlen oder sich nicht den Meldepflichten einer Börse unterwerfen wollen. 

Das birgt Risiken: Denn Unternehmen, die nicht an der Börse gelistet sind, werden deutlich weniger reguliert. Dadurch sind sie intransparenter.

Über ausschließlich außerbörslich gehandelte Aktien gibt es also viel weniger Informationen. Du musst damit der Unternehmensführung vertrauen und kannst die wichtigsten Kennzahlen nicht immer kontrollieren. Ferner sind die notierten Preise möglicherweise nicht so leicht verfügbar – aufgrund der geringeren Liquidität sind diese Aktien anfällig für starke Kursschwankungen.

Für den Durchschnittsanleger unterscheidet sich der Kauf von Aktien auf dem US-amerikanischen OTC-Markt nicht vom Verfahren für börsennotierte Wertpapiere: Aktien werden mit einem eindeutigen Tickersymbol versehen und können in der Regel über die großen Online-Broker gehandelt werden. Wenn Du in Deutschland US-amerikanische OTC-Aktien kaufst, können allerdings zusätzliche Gebühren für Dich anfallen.

Einige Aktien, die bisher nur außerbörslich gehandelt werden konnten, könnten irgendwann an den großen Börsen notiert werden. Die Aussicht auf langfristige Anlagegewinne kann für potenzielle Anleger sehr verlockend sein.

Was Du über den OTC-Handel wissen solltest

Beim OTC-Handel handelst Du Wertpapiere außerbörslich – das heißt nicht über einen der stationären Handelsplätze.

Der große Vorteil ist, dass Du niedrigere Gebühren zahlst und so Deine Rendite steigerst. Zudem sind die Handelszeiten länger als bei traditionellen Börsen.

In den USA beinhaltet der OTC-Markt hingegen Aktien von nicht börsennotierten Unternehmen. So kannst Du in kleine Unternehmen investieren, die Dir eine hohe Renditechance bieten. Das ist aber sehr riskant. Daher eignet sich der OTC-Handel in den USA eher für spekulative Anleger. Für eine langfristig orientierte Handelsstrategie sind US-amerikanische OTC-Aktien für Einsteiger zu risikobehaftet.

Häufige Fragen zum OTC-Handel

Was sind die Öffnungszeiten beim Direkthandel?

Die Handelszeiten hängen vom jeweiligen Marktplatz ab. Bei Lang & Schwarz kannst Du beispielsweise montags bis freitags zwischen 07:30 und 23:00 Uhr, am Samstag zwischen 10:30 Uhr und 13:00 Uhr sowie am Sonntag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr handeln. Bei den meisten anderen außerbörslichen Handelsplätzen kannst Du zwischen 08:00 und 22:00 Uhr handeln.

Wie kann man außerbörslich handeln?

Welche Nachteile hat der Direkthandel?

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