Was ist die Sharpe Ratio?

Freier Mitarbeiter,  Redakteur

Aktualisiert: 14. Dezember 2022, 11:02 Uhr

Sara Zinnecker
Redakteurin

überprüft von

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Hohe Gewinne ohne Risiko? Jeder Anleger weiß, dass es so etwas nicht gibt. Stattdessen sollte man stets im Kopf haben, dass mit einer potenziell höheren Rendite auch ein höheres Risiko einhergeht.

Zwei Aktien mit einer ähnlichen jährlichen Kursentwicklung können allerdings unterschiedlich riskant sein. Um einzuschätzen, wie gut sich ein Wertpapier im Wert entwickelt, schauen Anlageexperten daher auch auf die sog. risikobereinigte Rendite.

Die Sharpe Ratio ist eine Methode, die die risikobereinigten Renditen Deiner Anlagen misst.

Was ist die Sharpe Ratio?

Mit jeder Investition gehst Du ein Risiko ein. Wenn es darum geht, eine Investition zu bewerten, zieht man eine prognostizierte Rendite heran. Im Nachgang kannst Du jedoch auch sehen, welches Risiko Du eingegangen bist, um diese Rendite zu erzielen. Es geht darum, die risikobereinigte Rendite zu messen.

Die Sharpe-Ratio – auch bekannt als modifizierte Sharpe-Ratio oder Sharpe-Index – ist eine Methode, um die Performance einer Anlage unter Berücksichtigung des Risikos zu messen. Du kannst sie zur Bewertung eines einzelnen Wertpapiers oder eines ganzen Anlageportfolios verwenden. In jedem Fall gilt: Je höher die Kennzahl, desto besser ist die risikobereinigte Rendite einer Anlage.

Hierfür vergleicht man die Rendite einer Anlage mit der Rendite eines risikofreien Vermögenswerts. So vermittelt die Sharpe Ratio den Anlegern ein klares Bild davon, ob eine höhere Rendite des Vermögenswerts das Risiko wert ist.

Wie funktioniert die Sharpe Ratio?

Anleger haben in der Regel zwei gegensätzliche Ziele. Erstens wollen sie immer die höchstmögliche Rendite aus ihren Anlagen erzielen. Zum anderen streben sie ein möglichst geringes Risiko an.

Die Sharpe Ratio gibt den Anlegern einen Wert, der ihnen ihre risikobereinigten Renditen angibt. Mit der Sharpe Ratio kannst Du vergangene Wertentwicklungen bewerten oder erwartete zukünftige Wertentwicklungen besser einordnen.

In jedem Fall gibt die Sharpe Ratio Dir jedoch eine Kennzahl an die Hand, die das Risiko einer Investition bemisst. So kannst Du als Anleger einsehen, ob Du eventuell ein zu risikoreiches Investment eingegangen bist.

Um die Sharpe Ratio zu berechnen, ermittelt man eine sogenannte „Überschussrendite“ eines Vermögenswerts für einen bestimmten Zeitraum. Dieser Betrag wird durch die Standardabweichung des Portfolios geteilt. Die Standardabweichung ist eine Kennzahl, mit der Du einsehen kannst, wie volatil ein Vermögenswert ist.

Die Sharpe Ratio Formel erklärt

Die Sharpe Ratio zu berechnen, ist nicht schwierig. Hierfür benötigst Du die Sharpe Ratio-Formel, die wie folgt lautet:

Sharpe Ratio = (RP – Rf) / Standardabweichung

  • RP ist die erwartete Rendite (oder die tatsächliche Rendite bei historischen Berechnungen) des zu bewertenden Vermögenswerts oder Portfolios.
  • RF ist der risikofreie Zinssatz, bei dem es sich häufig um eine Anleihe mit kurzer Laufzeit handelt. Einige Analysten schlagen jedoch vor, dass die verwendete Anleihe eine ähnliche Laufzeit wie die Anlage(n) haben sollte.
  • Aus der Differenz dieser zwei Werte ergibt sich die Marktrisikoprämie. Dies ist die Überschussrendite über dem risikofreien Zinssatz.
  • Die Standardabweichung ist ein auf der Volatilität basierendes Maß für das Risiko. Je niedriger die Standardabweichung ist, desto geringer ist das Risiko und desto höher ist die Sharpe Ratio, sofern alle anderen Faktoren gleich sind. Umgekehrt gilt: je höher die Standardabweichung, desto höher das Risiko und desto niedriger die Sharpe Ratio.

Die Kennzahl gibt Dir einen klaren Überblick über das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite. Zudem stellt sie dar, wie viel Überschussrendite für das zusätzliche Risiko erzielt wird. Je höher die Kennzahl ist, desto höher ist die Rendite im Verhältnis zum Risiko, das mit einem Vermögenswert oder einem Portfolio eingegangen wurde.

Sharpe Ratio Beispiel

Um Dir zu zeigen, wie die Sharpe Ratio in der Praxis angewendet wird, haben wir folgendes Beispiel für Dich erstellt.

Angenommen, Du betrachtest zwei Portfolios:

  • Für Portfolio A wird in den nächsten zwölf Monaten eine Rendite von 14 Prozent erwartet.
  • Für Portfolio B wird im gleichen Zeitraum eine Rendite von 11 Prozent erwartet.

Ohne Berücksichtigung des Risikos ist Portfolio A allein aufgrund der Rendite eindeutig die bessere Wahl.

Aber was ist mit dem Risiko? Hier bietet Dir die Sharpe Ratio eine ganzheitliche Sicht auf Deine Anlagen. In diesem Beispiel hat Portfolio A eine Standardabweichung von 8 Prozent (mehr Risiko) und Portfolio B eine Standardabweichung von 4 Prozent (weniger Risiko). Der risikofreie Satz beträgt 3 Prozent, die Rendite einer fiktiven Staatsanleihe.

Berechnen wir nun die Sharpe Ratio für jedes Portfolio.

  • Portfolio A: (14 – 3) / 8 = Sharpe Ratio von 1,38
  • Portfolio B: (11 – 3) / 4 = Sharpe Ratio von 2

In Anbetracht der größeren Volatilität, die in Portfolio A enthalten ist, ist die Sharpe Ratio niedriger als die Sharpe Ratio von Portfolio B. Das bedeutet, dass Portfolio B mit einer Sharpe Ratio von 2 auf risikobereinigter Basis eine bessere Rendite erzielt.

Die Grenzen der Sharpe Ratio

Es ist wichtig zu wissen, dass die Sharpe Ratio davon ausgeht, dass die durchschnittlichen Renditen einer Anlage normalverteilt sind und auf einer Kurve liegen. Bei einer Normalverteilung gruppieren sich die meisten Renditen symmetrisch um den Mittelwert.

Leider bilden Normalverteilungen die reale Welt der Finanzmärkte nicht sehr gut ab. Kurzfristig folgen die Anlagerenditen nicht einer Normalverteilung. Dies kann die Standardabweichung als Risikomaß weniger effektiv machen.

Allerdings ist die Standardabweichung ein wichtiger Faktor, um die Sharpe Ratio zu berechnen. Wenn die Standardabweichung das eingegangene Risiko nicht genau wiedergibt, kann das Ergebnis eine Sharpe Ratio sein, die höher oder niedriger ist als sie sein sollte.

Dann gibt es noch die Hebelwirkung, um die potenzielle Rendite einer Anlage zu erhöhen. Der Einsatz von Hebeln (Leverages) erhöht die Abwärtsrisiken einer Anlage. Das macht Deine Investments schließlich deutlich volatiler. Wenn die Standardabweichung zu stark ansteigt, sinkt die Sharpe Ratio drastisch und das Ausmaß eines Verlustes wird erheblich vergrößert.

Fazit – Wofür die Sharpe Ratio häufig genutzt wird

Alles in allem zeigt sich also, dass die Sharpe Ratio zwar hilfreich ist, um das Risiko einer Investition einzuschätzen. Allerdings gibt es zu viele Faktoren in der realen Welt, die das echte Risiko beeinflussen. Da die Sharpe Ratio unter anderem auf historische Daten zurückgreift, kann sie die Zukunft nicht abbilden.

Die Sharpe Ratio wird von vielen Anlegern daher genutzt, um ihre Anlageperformance im Nachhinein zu bewerten. Die Sharpe Ratio ist hierfür sehr beliebt, da sie einfach zu berechnen und die Kennzahl ebenso leicht zu interpretieren ist.

Auch wenn die Details der Berechnung der erwarteten Renditen und der Standardabweichung unangenehm komplex sind, kann jeder Anleger die Werte nachvollziehen.

Daher veröffentlichen viele Investmentfonds beispielsweise die Sharpe Ratio des Portfolios als Teil der vierteljährlichen und jährlichen Performance-Updates, die an die Kunden verteilt werden.

Häufige Fragen zur Sharpe Ratio

Was ist eine gute Sharpe Ratio?

Je höher die Sharpe Ratio ist, desto besser. Im Allgemeinen wird eine Sharpe Ratio zwischen 1 und 2 als gut angesehen. Eine Sharpe Ratio zwischen 2 und 3 ist sehr gut, und jedes Ergebnis über 3 ist ausgezeichnet. Bedenke jedoch, dass ein guter Sharpe Ratio-Wert keine Garantie für eine erfolgreiche Investition darstellt.

Kann die Sharpe Ratio negativ sein?

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