Was sind Leerverkäufe? Short-Selling erklärt

Freier Mitarbeiter,  Redakteur

Aktualisiert: 05. Januar 2023, 09:16 Uhr

Sara Zinnecker
Redakteurin

überprüft von

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Wer auf dem Finanzmarkt aktiv ist, kann entweder langfristig in Aktien oder ETFs investieren oder sich auf riskantere, kurzfristige Handelsmöglichkeiten einlassen. Leerverkäufe (auch Short-Selling genannt) stellen eine solch riskante Option dar. 

Short-Selling ist eine Strategie, die darauf abzielt, einen Gewinn zu erzielen, wenn der Kurs eines Vermögenswertes fällt. Man verkauft Vermögenswerte, um diese später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen.

Wir erklären Dir in diesem Artikel, was Short-Selling ist, welche Gefahren bei Leerverkäufen einhergehen und welche Möglichkeiten Du in Deutschland hast, um Vermögenswerte zu shorten.

Was sind Leerverkäufe?

Wenn Du in Aktien oder andere Vermögenswerte investierst, hoffst Du auf einen steigenden Kurs. Schließlich willst Du einen Gewinn erzielen. Fällt der Kurs einer Aktie hingegen, verlierst Du Geld. Wer eine Aktie kauft, geht „long“.

Bei Leerverkäufen spricht man von „short”. Ein Leerverkäufer spekuliert darauf, dass der Kurs eines Vermögenswertes fällt. Wir bezeichnen diese Art von Leerverkäufen als Short-Selling. Wer Leerverkäufe tätigt, shortet einen Vermögenswert.

Vorab sollte Dir gesagt sein, dass Leerverkäufe sehr riskant sind. Die Risiken haben wir weiter unten im Artikel ausführlicher beleuchtet.

Um eine Aktie zu shorten, leiht sich der Leerverkäufer diese Aktie von einem Broker oder einer anderen Institution. Anschließend verkauft er diese umgehend. Der Sinn dahinter ist, die Aktie zurückzukaufen, sobald der Kurs sinkt. In der Regel wird mit dem Leihgeber vereinbart, wann der Anleger die Aktie zurückgeben muss.

Fällt der Kurs der Aktie wie erwartet, kann der Leerverkäufer diese Aktie nun kaufen und zurückgeben. Die daraus resultierende Differenz ist der Gewinn für den Anleger. Allerdings fallen zusätzlich noch Gebühren und Zinsen an. Die Gebühren sind der Grund für den Leihgeber, warum er die Aktie verleiht.

Du kannst übrigens nicht nur Aktien leerverkaufen. Theoretisch ist es möglich, jede Art von Vermögenswert zu shorten. So setzen Short-Seller auch immer öfter auf Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Das Risiko ist dann jedoch noch höher, da Kryptowährungen sehr volatil sind.

Wie funktioniert Short-Selling?

Damit Du Leerverkäufe durchführen kannst, benötigst Du zunächst einen Handelspartner, der Dir seine Wertpapiere verleiht. Allerdings ist es alles andere als einfach, Vermögenswerte zu identifizieren, die sich hierfür eignen. 

Einige Händler shorten einzelne Aktien, während andere einen Markt als Ganzes über Handelsstrategien leerverkaufen, die börsengehandelte Fonds (ETFs) einbeziehen.

Es ist schwierig, eine Gewinnchance richtig zu erkennen, wenn die Kurse von Vermögenswerten fallen. Daher sind Leerverkäufe in der Regel eine kurzfristige Strategie, die insbesondere von Daytradern bevorzugt wird. Ein Daytrader öffnet und schließt Trades binnen weniger Stunden, um durch kleine Kursbewegungen Gewinne zu erzielen.

Leerverkäufe erfordern eine andere Sichtweise auf einzelne Wertpapiere oder den Markt als von traditionellen Anlegern, die langfristig in Aktien oder ETFs investieren. Leerverkäufer müssen in der Lage sein, eine von Natur aus pessimistische Sichtweise einzunehmen. Dies steht insbesondere in Zeiten steigender Kurse im Kontrast zu den anderen Strategien. 

Daher geht es bei Aktien-Leerverkäufen darum, die Finanzdaten eines Unternehmens ausführlich zu analysieren. Ziel ist es, potenzielle Schwachstellen für die Zukunft zu identifizieren, die einen fallenden Kurs begünstigen könnten. 

Einige Trader nutzen Leerverkäufe als Absicherung, um bei fallenden Kursen die Verluste einer bestehenden Long-Position zu minimieren. Diese Strategie bezeichnen wir als „Hedging“.

Wie kann ich Aktien shorten?

Während Du eine Aktie einfach über Dein Depot bei Deiner Hausbank kaufen kannst, benötigst Du in Deutschland in den meisten Fällen einen CFD-Broker, um Leerverkäufe zu tätigen.

CFDs sind (gehebelte) Derivate, die den Preis eines zugrundeliegenden Basisproduktes abbilden. Sie sind äußerst spekulativ und sollten nur von erfahrenen Tradern genutzt werden, die sich den Risiken von CFDs bewusst sind. Bekannte CFD-Broker sind etwa Etoro oder Naga. Denn bei CFDs kannst Du in manchen Fällen mehr Geld verlieren, als Du einsetzt.

Nachdem Du ein Konto bei einem CFD-Broker eröffnet hast, kannst Du Geld einzahlen und damit beginnen, Short-Positionen zu öffnen. Hierfür eröffnest Du bei den meisten Brokern eine „Verkaufen“-Position. Willst Du also die Apple-Aktie per CFD shorten, wählst Du bei den meisten Brokern „Apple verkaufen“ aus. Bei einigen wenigen Brokern ist dies intuitiver mit „Short“ beschriftet.

Im Gegensatz zum klassischen Short-Selling leihst Du bei Etoro oder Naga jedoch nicht die Aktie. Stattdessen wettest Du einfach über das Finanzinstrument CFD auf einen fallenden Kurs.

Jeder Broker stellt dabei verschiedene Sicherheitsmechanismen, um zu verhindern, dass Du mehr Geld verlierst, als Du einsetzt. So musst Du bei Etoro und Naga 50 Prozent des investierten Betrags als Sicherheit bereitstellen. Hat Deine geshortete CFD-Position einen Verlust von 50 Prozent erreicht, wird diese geschlossen, wenn Du kein weiteres Kapital nachschießt.

Aber Du kannst auch deutlich mehr Geld verlieren als die genannten 50 Prozent. Das ist dann der Fall, wenn der Kurs eines Vermögenswertes sich binnen kürzester Zeit sehr schnell ändert. Dann kann es nämlich sein, dass Dein Broker es nicht schafft, den Trade rechtzeitig zu schließen.

Risiken von Leerverkäufen

In den vorherigen Abschnitten haben wir Dir bereits erklärt, dass Leerverkäufe hohe Risiken bergen. Das offensichtlichste Risiko bei Leerverkäufen besteht darin, dass der Preis eines Vermögenswertes steigt, obwohl man zuvor einen fallenden Kurs erwartete.

Dabei solltest Du nicht darauf spekulieren, dass der Kurs über einen langen Zeitraum doch noch fällt. Denn mit jedem Tag zahlst Du mehr Zinsen an den Leihgeber der Aktie. Darüber hinaus könnte der Kurs der Aktie täglich weiter steigen. Du würdest also jeden Tag einen höheren Verlust einfahren.

Bei CFDs zahlst Du indirekt ebenfalls Zinsen, da Broker sog. Übernachtgebühren in Rechnung stellen. Da ein Broker zudem eine Sicherheit für Leerverkäufe erwartet, kann es sein, dass Du regelmäßig Geld nachschießen musst, damit Dein Trade nicht geschlossen wird. Man nennt diesen Aufruf auch „Margin-Call“.

Ein weiteres Risiko bei Leerverkäufen ist der sogenannte Short Squeeze.  Dies ist der Fall, wenn der Kurs einer – in großem Umfang leerverkauften – Aktie steigt. Dies setzt Leerverkäufer schließlich unter Druck, ihre Positionen zu schließen. Denn sonst würden sie unendlich hohe Verluste einfahren. 

Leerverkäufer schließen dann ihre Positionen und müssen die Aktien zu einem hohen Preis nachkaufen, um diese an den Leihgeber zurückgeben zu können. Auf diese Weise tragen Leerverkäufer dazu bei, dass der Kurs der Aktie weiter steigt. Denn sie sorgen während eines bereits steigenden Kurses für eine weiterhin hohe Nachfrage.

Fazit: Was Du über Short-Selling wissen solltest

Leerverkäufe stellen eine Möglichkeit dar, um Gewinne zu erzielen, wenn der Kurs eines Vermögenswertes fällt. Allerdings ist diese Form von Geldanlage eher eine Spekulation als eine echte Investition. Denn Du gehst sehr hohe Risiken beim Short-Selling ein.

Du kannst schließlich mehr Geld verlieren, als Du zu Beginn einsetzt. Gerade Einsteiger unterschätzen die Risiken spekulativer Anlageformen. Sofern Du kein professioneller Trader bist, raten wir Dir von Leerverkäufen ab. Insbesondere in Kombination mit gehebelten CFDs gehst Du ein unnötig hohes Risiko ein.

Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass Du bereits mit geringen Summen hohe Renditen erzielen kannst, indem Du beispielsweise per Sparplan in ETFs investierst. In allen Fällen solltest Du bei der Geldanlage nicht alles auf eine Karte setzen und Deine Investitionen diversifizieren.

Häufige Fragen zu Leerverkäufen

Sollte man Aktien shorten?

Wenn man sich die Entwicklung des Gesamtmarktes über einen längeren Zeitraum ansieht, hätten Leerverkäufe langfristig betrachtet fast immer zu sehr hohen Verlusten geführt.

Leerverkäufe sind eher als spekulative und kurzfristige Trading-Möglichkeit interessant. Sofern Du langfristig Vermögen aufbauen willst, solltest Du Aktien aufgrund der hohen Risiken nicht shorten.

Was sind ungedeckte Leerverkäufe?

Kann ich Leerverkäufe großer Marktteilnehmer einsehen?

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