Künstliche Intelligenz – KI – sorgt derzeit für Schlagzeilen. Viele Menschen schätzen ihre Auswirkung auf das tägliche Leben als ähnlich groß ein wie die industrielle Revolution oder die Entwicklung des Internets.
Die KI steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber sie verändert bereits Bereiche wie Bildung und Unterhaltung, indem sie Fragen zum Lernen beantwortet und Musik und Programme nach den Vorlieben des Einzelnen auswählt.
Es ist schwer vorstellbar, dass es einen Bereich gibt, in dem die KI keinen großen Einfluss haben wird. Das Team von Forbes Advisor hat einen Blick darauf geworfen, wie sich die KI auf deine finanzielle Situation bei einer Reihe von Produkten und Dienstleistungen auswirken wird.
Was bedeutet KI für Deine…
Investitionen
KI wird zweifellos ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Investmentbranche sein, ähnlich wie der elektronische Handel und der Aufstieg des Internets. Smartphone-Nutzer haben jetzt praktisch einen kompletten Handelsraum in ihrer Tasche, schreibt Andrew Michael.
KI wird wahrscheinlich neue Möglichkeiten bieten, die über Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen hinausgehen. Sie kann Unternehmen zum Beispiel Werkzeuge an die Hand geben, um Compliance- und Risikomanagementfunktionen zu stärken, die Datenanalyse zu verbessern und zu automatisieren und Ereignisse vorauszusehen.
Computeralgorithmen sind bereits für die Verwaltung von Billionen von Euro an Anlegergeldern weltweit verantwortlich. Investoren, die eine bessere Performance anstreben, werden nun in der Lage sein, KI-gesteuerte Datensätze zu nutzen, um ihre Ziele zu erreichen.
Das Kundenerlebnis wird ein neues Schlachtfeld sein, da KI den Beratern hilft, mehr Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Inhalte effektiver zu gestalten.
Aus der Sicht des privaten Investors kann KI auch Wissen bereitstellen, das bisher nur den Privilegierten vorbehalten war, und dieses Wissen an Verbraucher weltweit weitergeben.
Vor Ort kann die KI die wirtschaftliche Entwicklung einer Aktie analysieren und beurteilen, welche Faktoren ihre Wertentwicklung beeinflussen. Sie kann auch den Risikograd einer Investition ermitteln und möglicherweise verhindern, dass Investoren impulsiv handeln.
Robo-Advisors bieten bereits ein Mittelding zwischen DIY-Investitionen und umfassender Finanzberatung. Mit einer Dosis KI wird die maßgeschneiderte Beratung für immer mehr Menschen zur Normalität werden.
Mit einer solchen Technologie kann KI noch mehr Menschen dabei helfen, ihr Vermögen aufzubauen und ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Versicherungen
KI wird die Grundprinzipien der Versicherung nicht ändern, aber sie wird die Arbeitsweise der Versicherungsunternehmen verändern, schreibt Kevin Pratt.
Du musst immer noch Informationen angeben und eine Prämie zahlen, um Dein Auto, Dein Haus, Deine Reise und andere Dinge zu versichern. Aber ein Großteil der Entscheidungen darüber, wie viel Du zahlst, wird von einer KI-Einschätzung Deines Risikos bestimmt, nicht von einem menschlichen Versicherungsvertreter.
Das geschieht zwar schon jetzt bis zu einem gewissen Grad, aber mit der zunehmenden Raffinesse der KI werden Algorithmen eine größere Rolle bei der Berechnung der Versicherungssumme spielen – oder in einigen Fällen auch bei der Entscheidung, ob Du wegen eines zu hohen Risikos abgelehnt wirst.
Auch ein Großteil der Schadensabwicklung wird automatisiert sein, und wahrscheinlich wirst Du in den meisten Fällen mit einem KI-Bot statt mit einem Menschen kommunizieren. All das könnte zu Kosteneinsparungen führen, die zukünftig möglicherweise unsere Prämien senken.
Das ist zumindest die Theorie – wir müssen abwarten, ob sie Wirklichkeit wird. Während der allgemeinen Lebenshaltungskostenkrise steigen die Prämien im Allgemeinen schnell an, und selbst die Macht der KI ist kein automatisches Allheilmittel für dieses Problem, wenn es um Versicherungen geht.
Es ist auch wahrscheinlich, dass versicherungsorientierte KI mit dem sogenannten Internet der Dinge – der intelligenten Technologie, die zunehmend in unseren Häusern und Autos zu finden ist – interagieren wird, um das Wissen der Versicherer über unsere Risikoprofile weiter zu verfeinern.
Dies wirft Fragen des Datenschutzes und der Sicherheit auf. Wenn Du einer KI-Maschine sagst, dass sie einen Job in der Versicherungsbranche hat, wird sie einen unersättlichen Appetit auf Informationen über potenzielle Versicherungsnehmer entwickeln. Wo die Grenze gezogen wird, bleibt abzuwarten.
Kreditkarten
Durch die Nutzung riesiger Mengen von Finanzdaten – von denen viele bereits über das offene Bankennetzwerk verfügbar sind – könnte KI das Ausgabeverhalten eines Verbrauchers bei Kreditkarten innerhalb von Millisekunden erkennen, schreibt Laura Howard.
Sie könnte auch schneller und genauer künftiges Finanzverhalten vorhersagen, zum Beispiel eine größere Anschaffung oder sogar finanzielle Schwierigkeiten.
Daten wie diese könnten genutzt werden, um die beste Art von Kreditkarte für einen Verbraucher zu finden (zum Beispiel mit Prämien oder zinsfrei) und um die relevantesten Angebote und Rabatte zu finden, die in Echtzeit während des Einkaufs präsentiert werden und auf das Ausgabeverhalten und die Vorlieben der Verbraucher abgestimmt sind.
KI könnte auch den Anspruch eines Verbrauchers auf eine Kreditkarte genauer bestimmen als das derzeitige System, das sich auf Kreditauskünfte von dritten Kreditauskunfteien stützt.
Der Kundenservice bei Kreditkartenanbietern könnte sich durch KI möglicherweise verbessern. Experten sagen voraus, dass es bis 2030 unmöglich sein wird, zu erkennen, ob man mit einem Bot oder einem Menschen spricht.
Ein Sprecher des Branchenverbands UK Finance sagte dazu: „In den kommenden Jahren werden Finanzdienstleister wahrscheinlich fortschrittlichere Analysetechniken einsetzen. Dazu könnten Anwendungen gehören, die Kreditkartennutzer besser vor Betrug schützen oder genauere Kreditprüfungen ermöglichen.“
Breitband & Home Entertainment
KI könnte eingesetzt werden, um die Breitbandgeschwindigkeiten zu verbessern, schreibt Mark Hooson.
Es gibt bereits Technologien, bei denen KI eingesetzt wird, um Bilder von Telefonzellen am Straßenrand zu untersuchen und falsch verlegte Kabel zu erkennen und zu reparieren. Es gibt auch KI-Lösungen, die Vibrationen in Glasfaserkabeln erkennen können, die auf Anomalien hinweisen.
KI wird nicht nur dazu beitragen, das Internet schneller zu machen, sondern auch die Art und Weise, wie wir das Internet nutzen, völlig verändern. Es ist schwer vorstellbar, dass Suchmaschinen an Bedeutung verlieren oder ihre Arbeitsweise völlig umgestalten, wenn KI in ihr Gebiet eindringt.
KI, die unter anderem mit Daten aus Deiner Umgebung, Deinem Standort und Deinem Internetverlauf gefüttert wird, könnte zum Beispiel vorhersehen, welche Informationen Du im Internet abrufst, und sie Dir proaktiv zur Verfügung stellen.
Streaming-Plattformen machen bereits Vorschläge für Musik-, Film- und Fernsehinhalte, die auf den Vorlieben der Nutzer basieren – und KI-Fortschritte könnten diese Prozesse noch persönlicher und relevanter machen.
Mobiltelefon
Es wird zwar viel darüber geredet, wie KI unser tägliches Leben in Zukunft beeinflussen wird, aber eigentlich passiert das schon jetzt, schreibt Mark Hooson.
Smartphones haben KI und maschinelles Lernen bereits auf subtile und nicht so subtile Weise eingesetzt. Eine der häufigsten Anwendungen ist die Smartphone-Fotografie.
Wenn Du Dir die Fotogalerie Deines Handys ansiehst, wirst Du feststellen, dass es automatisch Ordner nach Kategorien wie Menschen, Natur, Gebäude oder Haustiere erstellt hat. Möglich wird dies durch KI, die das Motiv Deiner Fotos erkennt und sie entsprechend kennzeichnet.
Wenn Du einen Sprachassistenten wie Siri auf dem iPhone oder Google Assistant auf Android benutzt, spielt KI eine Rolle bei der Analyse Deiner Sprache, damit die Software Deine Worte versteht und entsprechend reagieren kann.
Hinzu kommen biometrische Sicherheitsfunktionen, mit denen Du Dein Gerät entsperren kannst, indem Du es ansiehst, eine Akku-Optimierung, die die Standby-Zeit verlängert, indem sie versteht, wie Du Dein Telefon benutzt, und ein Anruf-Screening, das eingehende Anrufe abhört, um sie als Spam zu erkennen.
KI hat sich eindeutig zu einem wichtigen Bestandteil der Smartphone-Technologie entwickelt, und da wir bisher vielleicht nur an der Oberfläche gekratzt haben, werden wir sicher noch viele weitere Innovationen in diesem Bereich sehen.
Energie und Versorgungsunternehmen
KI und intelligente Technologien bieten den Energie- und Wasserversorgern eine Reihe von Möglichkeiten, den Verbrauch ihrer Kunden zu überwachen, schreibt Candiece Cyrus.
Anhand dieser Daten könnten sie maßgeschneiderte Dienstleistungen und Ratschläge anbieten, die den Haushalten helfen, ihre Energieeffizienz zu verbessern und Geld auf ihren Rechnungen zu sparen.
Mittlerweile gibt es in vielen Haushalten intelligente Stromzähler, die den Nutzern fast in Echtzeit zeigen, wie viel Energie sie verbrauchen. So haben diese die Möglichkeit, ihren Energieverbrauch bewusst zu senken.
Mit Hilfe von Remote-Technologie senden die intelligenten Zähler außerdem regelmäßig Messwerte an die Energieversorger, damit diese genauere Rechnungen stellen können.
KI würde auf dieser Technologie aufbauen und es den Energieversorgern ermöglichen, Daten von Zählern und anderen Geräten zu nutzen, um herauszufinden, welche Geräte in einem Haushalt am meisten genutzt werden und vor allem, wann.
Die Unternehmen könnten diese Daten dann nutzen, um für die Kunden den besten Tarif zu finden – die Energieversorger testen bereits die Abrechnung nach Verbrauchszeiten, bei der Kunden für die Nutzung von Geräten außerhalb der Spitzenlastzeiten belohnt werden, wenn die Großhandelspreise für Energie niedriger sind.
Es ist auch wahrscheinlich, dass KI eingesetzt wird, um das Management der Energieversorgung zu verbessern.
Dies wird umso wichtiger, je mehr Menschen auf Elektrofahrzeuge umsteigen und damit die Stromversorgung immer stärker belasten.
Einsparungen
KI hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir sparen, zu verändern, schreibt Bethany Garner.
Nutzer könnten eine KI beauftragen, den Markt nach den besten Tarifen zu durchsuchen, oder einem Chatbot Fragen zu einem Konto stellen, das sie in Erwägung ziehen.
Indem sie Deine Spargewohnheiten im Laufe der Zeit analysiert, könnte die KI ihre Vorschläge verbessern. Wenn Du zum Beispiel ein leicht zugängliches Konto eröffnet hast, aber nur ein- oder zweimal im Jahr Geld abhebst, könnte ein KI-Bot Dir empfehlen, das Geld auf ein Konto mit beschränktem Zugang zu übertragen, das einen besseren Zinssatz bietet.
Ein anderer Anwendungsfall wäre, dass die KI das Geld der Sparer automatisch von einem Konto auf ein anderes verschiebt, wenn bessere Zinssätze mit den gleichen Abhebungsbedingungen verfügbar sind.
Da sich die Zinssätze jedoch schnell ändern, könnte es noch ein weiter Weg sein, bis KI die menschliche Eingabe ersetzen kann.
ChatGPT sagt zum Beispiel, dass das System nur „begrenztes Wissen“ über Ereignisse nach 2021 hat, was bedeutet, dass Sparer möglicherweise nicht die aktuellsten Optionen sehen, wenn sie nach einer Empfehlung fragen.
Girokonten und Bankgeschäfte
Bethany Garner schreibt außerdem, dass KI die Art und Weise, wie wir alltägliche Bankgeschäfte erledigen, bereits verändert hat.
Eine Reihe von Banken und Bausparkassen setzen inzwischen Chatbots ein, um Kundenanfragen online oder über eine App zu beantworten. Theoretisch entlastet dies die Mitarbeiter, die sich um komplexere Fragen kümmern können, und führt zu einem besseren Kundenservice.
Ein ausgereifter Chatbot könnte in der Lage sein, Aufgaben für Dich zu erledigen, wenn Du ihm Anweisungen gibst, wie zum Beispiel „Überweise 100 Euro auf mein Sparkonto“.
In anderen Fällen kann KI verschiedene Bankkonten durchsuchen und Dir ein Konto empfehlen, das zu Deinen Bedürfnissen passt, so dass Dir der Wechsel des Girokontos abgenommen wird.
Ein weiterer Anwendungsfall ist die Budgetplanung. Wenn eine KI Deine Ausgabengewohnheiten analysiert, könnte sie Dir Vorschläge machen, wo Du sparen kannst, und ein dynamisches Budget erstellen, das sich an Deine Ziele und Umstände anpasst.
Open Banking – das von der Regierung unterstützte System, das den sicheren Austausch von Kontodaten mit vertrauenswürdigen Apps und Websites ermöglicht – wird eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Geldmanagement-Apps spielen, die den Menschen helfen, das Beste aus ihrem Geld zu machen.
Hypothek
KI hat das Potenzial, den Abschluss einer Hypothek zu beschleunigen, wenn Makler und Kreditgeber die Technologie nutzen, um Prozesse wie die Datenerfassung über den Kunden zu automatisieren und manuelle Fehler zu reduzieren, schreibt Jo Thornhill.
Das bedeutet aber auch, dass Kreditnehmer bei der Beantragung einer Hypothek eher mit einem KI-Bot als mit einem echten Menschen zu tun haben werden.
KI-Tools werden von Kreditgebern wahrscheinlich auch zur Verbesserung der Risikoanalyse eingesetzt. Dies könnte einigen Kunden zugute kommen, insbesondere jenen, die von den Kreditgebern als „untypische“ Kreditnehmer angesehen werden, wie zum Beispiel Selbstständige und Personen mit unregelmäßigem Einkommen.
Wenn die KI dazu genutzt werden kann, größere Datenmengen über Nicht-Standard-Kreditnehmer zu durchsuchen, sollte dies zu genaueren und faireren Kreditentscheidungen führen.
Einige Hypothekenexperten haben jedoch Bedenken gegen den Einsatz von KI zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Kunden geäußert. Der KI-Algorithmus konzentriert sich bei seiner Entscheidungsfindung ausschließlich auf Daten – er kann kein Urteilsvermögen wie ein Mensch einsetzen. Dies könnte zu fehlerhaften Kreditentscheidungen führen.
