Wer braucht ein Geschäftskonto?

Redakteur

Veröffentlicht: 22. August 2022, 13:57 Uhr

Daniel Pöhler
Redakteur

Fakten gecheckt von

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Ein geschäftliches Bankkonto ist ein unverzichtbares Instrument und verpflichtend für jedes Unternehmen, das als eigenständige juristische Person geführt wird. Aber auch als Selbständiger oder Freiberufler lohnt sich ein Geschäftskonto in der Regel.

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Hier erfährst Du, was Du über Geschäftsgirokonten wissen musst, um zu entscheiden, ob Du eines für dein Unternehmen brauchst.

Geschäftskonten vs. persönliche Girokonten

Auf den ersten Blick unterscheidet sich ein geschäftliches Girokonto nicht von einem privaten Girokonto. Mit beiden kannst Du Bargeld einzahlen und abheben, Geld überweisen und mit einer Bankkarte wie Visa/Mastercard oder Girocard Einkäufe tätigen. Beide können einen Kontokorrentkredit (Dispokredit) bieten. Und beide sind Durch die Einlagensicherung abgesichert, so dass dein Geld im Falle einer Bankpleite nicht weg ist.

Was die Funktionsweise von Girokonten angeht, liegt der Hauptunterschied zwischen einem privaten Girokonto und einem geschäftlichen Girokonto in den Kosten. Bei vielen privaten Girokonten fallen keine monatlichen Gebühren an – zumindest dann, wenn monatlich Geld eingeht, zum Beispiel das Gehalt. Geschäftskonten hingegen sind meistens mit monatlichen Gebühren verbunden. Es gibt zwar ein paar kostenlose Geschäftskonten – diese berechnen aber Kosten für bestimmte Transaktionen.

Wie funktioniert ein Geschäftskonto?

Wie bei einem privaten Girokonto musst Du auch für die Eröffnung eines Geschäftskontos Unterlagen ausfüllen und eine erste Einzahlung vornehmen. Sobald Du Dein Geschäftsgirokonto eingerichtet hast, kannst Du die folgenden Arten von Transaktionen durchführen:

Beleglose und beleghafte Buchungen

Die Gebühren für beleglose Buchungen (Online-Überweisungen) bilden meistens den größten Kostenposten bei einem Geschäftskonto. Auf sie musst Du besonders achten und dabei Deine Bedürfnisse als Unternehmer im Blick behalten: Hast Du beispielsweise nur wenige Ausgabeposten (Büromiete, Laptop, Internet) und wenige Einnahmeposten pro Monat, fallen diese Kosten weniger ins Gewicht. Doch wenn Du im Monat sehr viele Transaktionen hast, solltest Du ein Konto mit einer hohen Zahl an Freiposten für beleglose Buchungen wählen.

Zu beleghaften Buchungen zählen beispielsweise Einreichungen von Überweisungsträgern oder Schecks – also Vorgänge, die in Papierform an die Bank übergeben werden. Reine Internetbanken bieten keine beleghaften Buchungen an, die anderen Anbieter erheben für beleghafte Buchungen teils hohe Gebühren.

Visa/Mastercard

Visa oder Mastercards werden in der Regel weltweit akzeptiert, in manchen internationalen Online-Shops werden nur diese Art von Karten akzeptiert. Deshalb solltest Du darauf achten, dass zumindest eine Debit- oder Kreditkarte im Kontomodell enthalten ist.

Wichtig bei der Suche nach einem guten Geschäftskonto ist die Frage, wie viele Karten Du benötigst. Bist Du solo-selbstständig, genügt eine Karte. Wer jedoch gemeinsam mit anderen ein Unternehmen führt oder mehrere Mitarbeiter mit Firmenausgaben betraut, sollte darauf achten, dass Zweitkarten im Kontomodell inklusive sind oder mit geringen Gebühren verbunden sind. Ebenso sollte in diesem Fall darauf geschaut werden, dass mehrere Nutzer Online-Zugang zum Konto erhalten können.

Bargeldein- und auszahlungen

Gerade in der Gastronomie oder im stationären Handel spielen Bargeldeinzahlungen und Bargeldauszahlungen eine große Rolle. Wer also als selbstständiger Gastronom oder Händler ein Geschäftskonto eröffnen will, sollte hier näher hinschauen. Denn besonders Online- und Direktbanken ohne eigene Filialen bieten oft keine Möglichkeit an, Bargeld einzuzahlen. Und auch bei Bargeldauszahlungen gibt es große Unterschiede, etwa bezüglich der Freiposten, ab der Kosten erhoben werden, oder der Anzahl der Automaten.

Kreditvergabe

Sich selbstständig zu machen, kann mit finanziellen Engpässen einhergehen. Umso wichtiger sind Möglichkeiten zur schnellen Kreditaufnahme, etwa zur Vorfinanzierung von Waren. Ein Kontokorrentkredit ist eine schnelle, unkomplizierte Möglichkeit zur Finanzierung. Hier räumt die Bank auf einem Konto einen befristeten und betragsmäßig begrenzten Kredit ein, der jederzeit zurückgezahlt werden kann. Du kannst Deinen Kontokorrentkredit direkt ausnutzen, nachdem er gewährt wurde und zahlst nur Zinsen, wenn Du den Kredit auch wirklich beanspruchst. Neben Kontokorrentkrediten solltest Du aber auch darauf achten, ob im Kontomodell noch weitere Finanzierungsmöglichkeiten enthalten sind.

Datev-Integration und Buchführung

Viele Unternehmen und Selbstständige greifen auf Software von Datev zurück, um bei der Buchhaltung und Buchführung Zeit zu sparen. Damit der Steuerberater nicht die Daten händisch übertragen muss, ist es wichtig, dass das Geschäftskonto eine Datev-Schnittstelle aufweist.

Zusätzlich solltest Du bei der Kontoauswahl schauen, ob das Modell Zusatzfunktionen enthält, die Dir den Überblick über Deine Finanzen erleichtern. Dazu gehören kostenlose Unterkonten, integrierte Buchhaltungsprogramme oder Multibanking-Funktionen.

Ein Geschäftsgirokonto kann Dir auch dabei helfen, einen Geschäftskredit aufzubauen, noch bevor Du eine Geschäftskreditkarte beantragst. Dies kannst Du tun, indem Du Nettokonditionen mit deinen Verkäufern und Lieferanten vereinbarst, die an eine Wirtschaftsauskunftei gemeldet werden. Mit Nettokonditionen schiebst Du die Zahlungen an Deine Lieferanten für einen vorher festgelegten Zeitraum (in der Regel 30, 45, 60 oder 90 Tage) auf, und Deine pünktlichen Zahlungen im Rahmen dieser Nettokonditionen werden an die Wirtschaftsauskunfteien gemeldet, was dazu beiträgt, deinen Geschäftskredit aufzubauen.

Was brauche ich, um ein Geschäftsgirokonto zu eröffnen?

Während Du für die Eröffnung eines privaten Girokontos meist nur Deinen Personalausweis brauchst, können die Anforderungen für ein Geschäftskonto etwas höher liegen. Um ein Girokonto für Unternehmen zu eröffnen, musst Du unter Umständen die folgenden Unterlagen vorlegen:

  • Personalausweis
  • Steuernummer
  • Gewerbeanmeldung
  • Schufa-Auskunft
  • Kontoauszüge der alten Bank

Für Kapitalgesellschaften ggf.:

  • Handelsregisterauszug
  • Geschäftsplan
  • Gründungsurkunde

Warum ein Girokonto für Unternehmen?

Angesichts der Gebühren und bürokratischen Hürden für die Eröffnung eines Geschäftskontos ist es verständlich, dass manche Nebenerwerbsgründer oder kleine Selbständige ein solches Konto vermeiden wollen. Trotzdem ist es ratsam, bei den Finanzen Privates von Beruflichem zu trennen.

Aber es gibt eine Reihe von guten Gründen, warum jeder Kleinunternehmer von einem Geschäftsgirokonto profitieren kann.

1. Steuervereinfachung

Für das Finanzamt empfiehlt es sich, auch als Kleinunternehmer, Selbständiger und Freiberufler ein eigenes Bankkonto zu führen. Ein Einzelunternehmer – eine Person, die ein Unternehmen besitzt und persönlich für dessen Schulden haftet – ist zwar nicht gesetzlich verpflichtet, ein Geschäftsgirokonto zu nutzen, aber aus steuerlicher Sicht ist es dennoch eine gute Idee.

Wenn Du Dein Geschäft über Dein privates Girokonto abwickelst, wird die Berechnung deiner Geschäftseinnahmen und -ausgaben zu einem großen Kopfzerbrechen. Ein Geschäftskonto hingegen erleichtert Selbständigen deutlich die Buchführung, weil auf diesem Konto und dessen Belegen ausschließlich geschäftliche Zahlungen aufgeführt sind. So können Selbständige besser die finanzielle Lage ihres Unternehmens einschätzen und die Nachweispflicht gegenüber dem Finanzamt ist vereinfacht.

Und vergiss nicht: Bei einer Prüfung deines Unternehmens könnten auch Deine privaten Transaktionen auf den Prüfstand kommen, wenn Du private und geschäftliche Transaktionen auf deinem privaten Girokonto vermischst.

2. Professionalität und Glaubwürdigkeit

Viele kleine Geschäfte beginnen als lukrative Hobbys. Wenn Du zum Beispiel einen Ebay-Shop aufmachst, siehst Du dein Geschäft vielleicht zunächst als Hobby an, auch wenn Du immer mehr Umsatz machst.

Aber ein Geschäftskonto verleiht deinem kleinen Unternehmen Professionalität und Glaubwürdigkeit, auch wenn es als Hobby begonnen hat. Deine Kunden werden deinem Unternehmen eher vertrauen, wenn Zahlungen und Transaktionen über ein Konto laufen, das den Namen deines Unternehmens trägt.

Und schließlich können sich Professionalität und Glaubwürdigkeit auf Deine Steuern auswirken. Wenn Du in einigen Jahren keine Gewinne ausweist, könnte das Finanzamt Dein Unternehmen als „Liebhaberei“, also reines Hobby, einstufen und Du darfst in deiner Steuererklärung keine Betriebsausgaben absetzen oder Verluste geltend machen.

Auch wenn die Führung eines separaten Geschäftskontos nicht automatisch den Status eines „Unternehmens“ verleiht, können ein Geschäftsgirokonto und detaillierte Aufzeichnungen über Deine geschäftlichen Transaktionen dem Finanzamt zeigen, dass Du ein legitimes Unternehmen betreibst.

3. Vorbereiten auf zukünftiges Wachstum

Unabhängig davon, ob Du vorhast, mit deinem kleinen Unternehmen zu wachsen oder nicht, bietet Dir ein Geschäftskonto mehr Möglichkeiten für zukünftiges Wachstum. Zunächst einmal legitimiert ein Geschäftsgirokonto dein Unternehmen, wenn Du in der Zukunft eine geschäftliche Kreditkarte oder einen Kredit beantragen willst.

Außerdem wirst Du ein Geschäftskonto brauchen, wenn dein Unternehmen wächst. Wenn Du mit einem separaten Konto beginnst, kannst Du deine Finanzbuchhaltung – einschließlich der Gehaltsabrechnung für deine Mitarbeiter – viel einfacher verwalten. Die Eröffnung eines Firmenkontos ist ein kluger Weg, um für potenzielles Wachstum zu planen.

Die Wahl des richtigen Geschäftskontos

Ein Geschäftskonto hilft Selbstständigen und Freiberuflern dabei, private und geschäftliche Ausgaben auseinander zu halten und ist für Inhaber von Kapitalgesellschaften sogar verpflichtend.

Nicht jedes Geschäftskonto passt für jeden: Selbstständige schauen vielleicht eher auf laufende Kontogebühren, für Gastronomen sind günstige Buchungen und Bareinzahlungen womöglich relevanter. Umso wichtiger, die Unterschiede zu kennen und sich bewusst zu entscheiden.

In der Forbes-Advisor-Analyse vom März 2022 haben wir 49 bundesweit verfügbare Geschäftskonten genauer angeschaut und dabei die Kontomodelle etablierter Banken genauso berücksichtigt wie die von jungen Internetbanken. Die aus unserer Sicht besten zehn Geschäftskonten stellen wir in einem eigenen Artikel vor.

Wie viele Geschäftsgirokonten sollte ich haben?

Das hängt von deinen Bedürfnissen ab. Es gibt eine Reihe von Gründen, warum ein Kleinunternehmer mehr als ein Geschäftsgirokonto haben sollte:

  • Getrennte Ausgaben. Du möchtest vielleicht die täglichen Ausgaben von den längerfristigen Ausgaben, wie z.B. der Gehaltsabrechnung und den wiederkehrenden Steuern, trennen.
  • Nachverfolgung. Mit mehreren Konten kannst du deine Betriebseinnahmen und -ausgaben besser nachverfolgen, um zyklische Muster zu verstehen und dich auf sie vorzubereiten.
  • Kontolimits vermeiden. Du kannst deinen Bedarf an Transaktionen und Einzahlungen decken, ohne mit den monatlichen Höchstbeträgen der einzelnen Konten in Konflikt zu geraten.
  • Du erhältst Zinsen. Du kannst auf zinstragende Konten für Gelder zugreifen, die nicht täglich benötigt werden.

Die Eröffnung mehrerer Geschäftskonten kann hilfreich sein, aber es kann schwierig sein, den Überblick über mehrere Konten gleichzeitig zu behalten. Um die richtige Anzahl von Konten für dich zu bestimmen, musst Du Dein Bedürfnis nach finanzieller Flexibilität mit deiner Kapazität für finanzielle Aufgaben abwägen. Achte darauf, dass die Eröffnung zusätzlicher Konten Dein Geschäftsleben erleichtert und nicht erschwert.

Brauche ich ein Geschäftsgirokonto?

Wenn du einen traditionellen Geschäftsplan hast oder beabsichtigst, Dein Nebengeschäft wachsen und gedeihen zu lassen, ist ein Geschäftsgirokonto eine klare Notwendigkeit.

Die Entscheidung ist etwas weniger offensichtlich, wenn Dein Geschäft nur ein Nebenjob ist oder Du damit über die Runden kommen willst. Wenn Du jedoch nicht bereit bist, Deine geschäftlichen Transaktionen akribisch auf deinem privaten Girokonto zu dokumentieren, ist ein Geschäftsgirokonto auch für Gelegenheitsunternehmer eine sinnvolle Ergänzung ihrer Finanzplanung.

Die Wahl eines Geschäftsgirokontos, das auf die Bedürfnisse Deines Unternehmens zugeschnitten ist, kann dazu beitragen, dass Du Dich, dein Vermögen, deinen Verstand (während der Zeit der Steuererklärung) und dein Unternehmen schützt.

Häufige Fragen (FAQ) zu Geschäftskonten

Wo kann ich am besten ein Girokonto für Unternehmen eröffnen?

Das beste Geschäftsgirokonto ist dasjenige, das deinen Bedürfnissen als Unternehmer entspricht. Nicht jedes Geschäftskonto passt für jeden: Selbstständige schauen vielleicht eher auf laufende Kontogebühren, für Gastronomen sind günstige Buchungen und Bareinzahlungen womöglich relevanter. Umso wichtiger, die Unterschiede zu kennen und sich bewusst zu entscheiden.

Wie eröffnest du ein Geschäftsgirokonto online?

Sowohl digitale als auch herkömmliche Banken bieten potenziellen Kunden die Möglichkeit, ein Geschäftskonto online zu eröffnen, statt persönlich vor Ort. Um ein Konto online zu beantragen, musst Du neben deinem Personalausweis unter Umständen auch Steuernummer, Gewerbeanmeldung, Schufa-Auskunft und Kontoauszüge der alten Bank bereithalten. Bei Kapitalgesellschaften können Handelsregisterauszug, Geschäftsplan und Gründungsurkunde hinzukommen.

Kann ich ein persönliches Girokonto für mein Unternehmen eröffnen?

Ja, das ist möglich, aber aus einer Reihe von Gründen nicht empfehlenswert. Außerdem untersagen einige Banken in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ihren Kunden, auf privaten Girokonten geschäftliche Zahlungen abzuwickeln. Denn Geschäftskonten sind aufgrund der höheren Anzahl an Buchungen für Kreditinstitute mit einem größeren Aufwand verbunden.

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